Eisernes Buch
der Gemeinde Lobberich (1929)

- Der Gemeindeehrenfriedhof -

Seiten 233-236

eisernes Kreuz

Wo in heilige Liebe zu Heimat und Vaterland ein Held in den Tod ging, wo er sterbend mit seinem Herzblut die Erde rötete, da ist die Stätte geheiligt worden durch das größte Opfer und deshalb wert, mit einem Ehrenmal geschmückt zu werden. Doch, wie wäre es möglich, jene Orte aufzufinden, wo tapfere Deutsche, wo Lobbericher Söhne im großen Weltkriege den Heldentod erlitten! Weite Wege müsste unsere Liebe wandern, wollte sie die Gräber suchen, in denen die wackeren Helden schlummern. Im Sand der Dünen des Nordmeeres ruhen sie; die feurige Rebe der Champagne rankt um ihre Hügel; unter den Splittern des zerschossenen Priesterwaldes sind hier eingebettet, und der Sturmwind, der die Wipfel der Vogesen durchläuft, singt vielen ein Grablied. Droben vor Riga sind sie gefallen; auf Polen´s zerstrampften Fluren stehen ihre Holzkreuze; in den feuchten Rokitnosümpfen ist ihr letztes nasses Lager, und in Serbiens zerklüfteten Bergen sind ihre einsamen Grüfte. Wer kennt die Grabstätten jene Helden, die im Kampfe für Deutschlands Kolonien fielen! Wieviele unserer tapferen Blaujacken ruhen in der schweigsamen Tiefe des weiten Meeres! Wie mancher deutsche Held ist gefallen im dunklen Erdteil, in Ostafrika, in Südwestafrika, in Kamerun und in Togo oder gar im äußersten Osten Asiens!

Bedeutet es so technisch eine Unmöglichkeit, das Grab jedes einzelnen Lobbericher Helden mit einem Kreuz zu ziehen und mit dem Lorbeerkranz zu schmücken, so ruhten doch Opfersinn und eiserner Wille der Gemeinde Lobberich nicht, den Gefallenen ein Ehrenmal zu errichten.

Zunächst galt es nun dem Herrn Bürgermeister Eger als Ehrenpflicht, den in Lobberich begrabenen Kriegen eine würdige Ruhestätte und dem Ehrenmal auch einen Ehrenplatz zu bereiten.

Bereits während des Krieges, und zwar am 11. Dezember 1917, wählte der Gemeinderat für die Vorbereitung eines Planes zur Anlegung eines Ehrenfriedhof ist eine Kommission, bestehend aus den Herrn: Johann Feldges, Konrad Steeger, Reinhard Boetzkes und den beiden Pfarrern Boers und Remmert. Die Kommission ging sofort an die Arbeit und nahm zunächst in unbelegten Teil der Felder 7 und 8 des Friedhofes als Ehrenfriedhof in Aussicht. Auf dem Felde 7 waren bereits die in Lobberich verstorbenen Krieger beerdigt. Später verließ man jedoch diesen Plan und nahm das Dohr´sche Grundstück neben dem Rathaus in Aussicht. Auch dieser Plan wurde fallen gelassen und am 30. August 1918 beschloss der Geheimgemeinderat endgültig, der Ehrenfriedhof auf dem für die spätere Erweiterung des Friedhofes vorgesehene Grundstück neben dem Niedick´schen Friedhof im Anschluss an den Gemeindefriedhof zu errichten und mit den Arbeiten sofort zu beginnen. Der große Krieg ging plötzlich zu Ende. Infolge der schnellen Abwicklung der Demobilmachung fluteten die Feldgrauen in großen Scharen in die Heimat zurück. Hier war wenig Arbeit und so wurde aus dem Feldherr ein Heer der Arbeitslosen. Die Gelegenheit war deshalb günstig. Im Auftrage der Gemeindeverwaltung legten die Arbeitslosen Hand an, und in sehr kurzer Zeit hatten sie für ihre gefallenen Kameraden vorgesehene Ehrenfriedhof planmäßig hergestellt. Bereits am 29. Januar 1919 konnte Herr Dechant Boers ich habe in Gegenwart des gesamten Gemeinderates die feierliche Einweihung des Ehrenfriedhofes vornehmen.
Der Ehrenfriedhof ist in einem Rechteck angelegt. Ein vier Meter breiter, mit Kastanienbäume eingefasster Weg verbindet ihn mit dem Gemeindefriedhof als Hauptzugangsweg. Die übrigen Wege des Ehrenfriedhofes sind mit Rotdorn, Kugelakazien und Zwergpappeln bepflanzt. Nachdem im Jahre 1920 der mit wundervollen Buchen bewachsene Privatfriedhof der Familie Niedick mit dem Ehrenfriedhof vereinigt worden ist, bildet das Ganze einen Kriegerehrenhain, der von keinem anderen zurückzustehen braucht. Die Einfassung des Kriegerehrenplatzes besteht es einer Ligusterhecke, zwei Rotbuchen, vier Trauereschen und zwei Silbertannen; zwei Lorbeerbäume zieren den Ehrenplatz. 28 Krieger ruhen hier in Gräberreihen, die zusammen ein Rechteck bilden, dass in der vorderen Längsseite einen Zugang zum Ehrenmal gewährt, während inmitten der hinteren Längsseite sich das Ehrenmal erhebt. Die Einzelgräber sind mit Kreuzen aus Basaltlava geschmückt, die Dienstgrad, Namen, Geburts– und Sterbejahr der Gefallenen tragen. Die Bepflanzung der Gräber ist stilvollen dem Charakter der Denkmäler angepasst und einheitlich gehalten. Einen würdigen Abschluss findet die ganze Anlage durch die Aufstellung einer großen Ruhebank, deren Lene und Stütze ebenfalls aus Basalt hergestellt sind. Der Ehrenfriedhof darf in seiner Vollendung also ein vollkommenes Werk bezeichnet werden.

Das Kriegerehrenmal.

Schon lange bestand in der Gemeinde Lobberich der Wunsch, den gefallenen Söhnen ein würdiges Ehrenmal zu setzen. Doch die Ungunst der Zeit und namentlich die Inflation gaben dem Bemühen wenig Nahrung, weshalb der Wunsch immer wieder zurückgestellt werden musste. Am 24. Mai 1925 nahm die Gemeindeverwaltung die Angelegenheit erneut in die Hand und dank der Opferwilligkeit der Bürgerschaft war bald zu viel Geld zusammen, dass man an die Verwirklichung des Planes herangehen konnte. Der Gemeinderat wählte eine Ehrenmalskommission, bestehend aus den Herrn Bürgermeister Eger, Dechant Boers, Amtsgerichtsrat Baumann, Rechtsanwalt Dr. Emmerich, Emil Pötter, Willy Utzenratz, Palmatius Utzenratz, Leonhard Pollen, Friedrich Bonteackels, Paul Peters, Otto Therstappen und Max Steeger. Außerdem gehörte der Kommission Herr. Dr. Ing. Max Haas. Aachen an. Nach langem Überlegen kam die Kommission zu der Ansicht, dass mit Rücksicht auf die Eigenart der Kriegerehrenstätte ein figürliches Kriegerehrenmal nicht zu empfehlen sei und fasste denn Beschluss, ein Ehrenmal, bestehend aus einem großen Basaltfindling, den Vorzug zu geben. Die Kommission reiste nach Kempenich, in der Vulkaneisel gelegen, um in den Waldbezirk „Steinrausch“ einen geeigneten Steinkoloss ausfindig zu machen, der dann auch nach vielen Mühen bald Lobberich erreichte. Der Basaltfindling ist 2,70 Meter hoch und circa 1,70 Meter breit. Er wiegt etwa 180 Zentner. Sicher kann angenommen werden, dass der Stein schon über 5000 Jahre alt ist. Auf keinen Findlingen, flankiert von zwei Rotbuchen, aufgestellt, steht er jetzt als Kriegerehrenmal, das ging Gedanken verkörpern soll:

„In felsenfester Treue trotz ich der Zeit,
Ich Urstein.
So stehe auch stolz zu dir in Fehd und Fried
Du Deutschland.
Am Grabe deiner Helden hole ich dir Glaube und Hoffnung,
Des großen deutschen Aufbaues Grund- und Schlussstein.“

Eine Bronzeplatte mit der einfachen und schlichten Aufschrift: „Den Toten des Großen Krieges“ verkündet der Nachwelt, dass die Gemeinde Lobberich in tiefer Dankbarkeit der toten Heldensöhne gedacht. Die Bronzeplakette wurde von Dr. Ing. Max Haas der Gemeinde gestiftet. Der künstlerische Entwurf entstammt den Händen von Prof. von Brandis, dem bekannten Aachener Hochschullehrer und Maler.

Gedächtnistafel


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