Geschichte des Kirchenchores St. Sebastian Lobberich 1841-1941

IV. Kapitel:
Die Zeit vom Ende des 2. Weltkrieges bis zum Konzilabschluß 1945-1965

Buch S. 65

Wie nach dem 1. Weltkrieg änderte sich auch nach 1945 die Zusammensetzung und Mitgliederzahl des Chores. Mehrere Schülerinnen und Schüler höherer Schulen traten dem Verein bei. Ende 1945 zählte die Gemeinschaft 44 Herren und 43 Damen. Da das Gesellenhaus beim Einmarsch der Amerikaner am 2. März 1945 in Flammen aufgegangen war, wurde zunächst die Gaststätte Sanders an der Kirche Probelokal.

Ab Februar 1946 stand ein kleiner Saal bei Straeten, vormals Heythausen, am Markt zur Verfügung.

Mehrstimmiger Gesang 1945-1965

Die Aufführungen im Winter 1945/46 litten unter den widrigen Umständen im Gotteshaus:

  • 8. 12. 1945: „… Die Loreto-Messe von Goller wurde erstmalig während eines Schneegestöbers vorgetragen. Es war luftig und kalt. Wir wollen hoffen, daß die zerbrochenen Fenster oben zugemacht werden." (53
  • 25. 12. 1945: Bei der Mitternachtsmesse zeigt das Thermometer 10° unter Null. Ehe die Messe „O crux, ave” angestimmt wurde, mußte der Schnee von der Orgelbühne entfernt werden. (54)

Zum Pfingstfest 1946 führte der Chor als erste Neueinstudierung nach dem Krieg die Messe „Caroli Borromaei" von Filke auf.
Pastor Schmelzer regte im Jahre 1946 an, Händels „Messias“ aufzuführen. Der Vorstand trat mit dem Anliegen vor den Chor. Einige Mitglieder forderten nachdrücklich, die Aufführung solcher Werke weltlichen Chören zu überlassen, die Mehrheit stimmte dem Vorschlag des Präses zu. Vor allem die jugendlichen Mitglieder waren begeistert. Die Vorbereitungen waren mühsam. Auch das Arrangement mit dem Städtischen Orchester Mönchengladbach war schwierig, wie der folgende Bericht über die Generalprobe am 9. September 1947 zeigt: „Die Mitglieder wurden mit 3 Lastwagen nach Mönchengladbach gebracht, wo im ehemaligen Polizeipräsidium die Probe mit dem Städtischen Orchester von Mönchengladbach stattfindet.
Der auf 17 Uhr angesetzte Probenbeginn verzögerte sich um 45 Minuten. Es ist keine Sitzgelegenheit vorhanden . . . Die Solisten enttäuschten etwas, doch waren alle guter Dinge." (55)
Das Werk wurde am 14. September 1947 in leicht gekürzter Fassung vor etwa 1300 Zuhörem aufgeführt. Außer den 85 Sängern wirkten mit: Liesel Kuhtz (Sopran), Käthe Katz (Alt), Richard Heines (Tenor), Eduard Hollenbenders (Baß), Marianne Korting (Orgel), das Städtische Orchester Mönchengladbach. Die Gesamtleitung hatte Willy Frohn. Das Werk und seine Aufführung hinterließen einen sehr tiefen Eindruck. Da Elend und Leid des Krieges und der Jahre danach öffneten die Herzen für die glaubensstarke Aussage: „Ich weiß daß mein Erlöser lebet… denn Christ ist erstanden von dem Tod."
Mit der Aufführung gedachte der Chor auch seines 100jährigen Bestehens. Es war
nicht daran gedacht) die Oratorientradition des Männergesangvereins wiederaufzunehmen. (56)
Hätte es die tatkräftige Hilfe des Vorsitzenden Matthias Hennen nicht gegeben, wäre das Werk nicht aufgeführt worden. Er nutzte seine Möglichkeiten al Landwirt und versorgte da Orchester und die Solisten mit Lebensmitteln. Auf den Tag genau ein Jahr später sangen die Damen und Herren de Chores bei der Beerdigung ihre Präses Matthias Schmelzer. Er war ein guter Ratgeber und treuer Freund des Vereins gewesen.
Während im allgemeinen die Tradition der Vorkriegsjahre beibehalten wurde, in der Mette und im Hochamt des 1. Weihnachtstage eine Orchestermesse zu singen, wurde 1948 eine Ausnahme gemacht. In der Mette erklang die ,,Missa Papae Marcelli" und am 1. Feiertag die Me se „0 crux, ave". Zur Neueinstudierung der Messe „Trium regum" von Franz Koenen anläßlich de Osterfestes 1949 bemerkte der Schriftführer: „Man merkt, die neue Messe war noch nicht ganz aufführungsreif ... Nur wenn alle und jeder einzelne denken, ohne mich geht es nicht, werden wir bestimmt auch wieder einen gesanglichen Aufschwung erleben." Zur feierlichen Liturgie des Pfingstfestes am 28. Mai 1950 steuerte der Chor die „Missa brevis" von L. Palestrina bei. Nach langer Pause wurde die 1936 erstmals einstudierte Messe „Mater admirabilis" von Griesbacher am 29. Juni 1951 wieder gesungen.
Es entsprach den musikalischen Absichten maßgebender Kirchenmusiker der Diözese, das Erbe Anton Bruckners treu zu wahren. Der Kirchenchor von Hinsbeck sang in den 50er Jahren die 7- bis 8 timmige Messe in e-Moll während der Lobbericher Chor am 20. Januar 1952 zum ersten Mal die Me se „Missa choralis ' de Meisters vortrug.
Mit der in der Mette 1953 gesungenen „Missa in honorem St. Nicolai" für Chor und Orchester von J. Haydn führte der Chor erstmal ein Werk eines Wiener Klassikers auf.


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