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Donnerstag, 25. April 2002


Schach ist Sport - und nicht nur ein Spiel für Könige

Schachgemeinschaft Nettetal spielt in der Bezirksliga um Meisterschaftspunkte: Aufstieg theoretisch noch möglich / Bewusst Akzente in der Nachwuchsarbeit gesetzt


Denken, Vorausscheuen, Erahnen - aber auch mal schauen, was am Nebenbret läuft.
Der Schachsport bewegt sich bewusst weg vom Image der "vergeistigten" Männer. Foto: Gabriele Aust

Nettetat (ur). Schach -Spiel der Könige? Oder zumindest nur für Barone, die sich bei Pfeife und Whiskey den kalten Novemberabend vertreiben? Vergeistigte, weltfremde Männer? Nur große Show, wenn russische Genies auf amerikanische Paradiesvögel treffen und aus einer Schachpartie einen ideologischen Kampf machen? Nein, damit hat die Schachgemeinschaft Nettetal wahrlich nichts am Hut. Im Gegenteil: Die 35 Mitglieder treffen sich regelmäßig zum Training, nehmen zurzeit mit zwei Mannschaften (im kommenden Jahr sollen es sogar drei sein) am Spielbetrieb teil, Meisterschaftsspiele enden in Auf- und Abstieg. So wird Schach zum Sport. Die Sgm. Nettetal spielt in der Bezirksliga und kann theoretisch noch den Aufstieg in die Verbandsklasse schaffen. "Wir haben noch Chancen auf die Vizemeisterschaft", sagt Karsten Wiemes, Mannschaftsführer der 1. Mannschaft ein.

Beim Schachsport ist natürlich höchste Konzentration gefordert. Möglicherweise jeweils bis zu sieben Stunden sitzen die acht Spieler ihren Gegner gegenüber, bis eine Entscheidung gefallen ist. Mit Literaturstudium, Blitzpartien oder auch Analysieren von Großmeisterpartien wird Konzentration regelrecht eingeübt. Zehn Millionen Partien hat Wolfgang Thieme, Turnierleiter bei der Sgm.Nettetal, auf seinem Computer parat. Dabei sind auch Spiele der Nettetaler, die sich so vor einem Spieltag intensiv auf ihren Gegner vorbereiten können. Mit einem einfach Mausklick lässt sich beispielsweise eine Partie aus den vergangenen Jahren abrufen man erfährt, welche Eröffnungen der Gegner von morgen bevorzugt.

Keine andere Sportart stellt so viel Literatur zur Verfügung, keine andere Sport erlaubt so viele Spielvariationen. "20 Eröffnung mit ihren Varianten sind gängig" erklärt Wolfgang Thieme, aber Jochen Post, 1. Vorsitzender ergänzt: "Spätestens nach dem dritten Zug schießen die weiteren Spielmöglichkeiten in die Höhe."Ein Auswendiglernen der Literatur ist also unmöglich. So sind auch Intuition, Kreativität, Ausdauer und Mut gefragt, wenn es gilt, einen Punkt für die Mannschaft zu holen. "Voraussetzung ist, dass man Spaß an der Partie hat. Dieses Hineindenken in eine bestimmte Stellung mit all ihre Lösungsmöglichkeiten ist pures Training, das bei allen weiteren Partien weiter hilft", erklärt Jochen Post seine Motivation für den Schachsport.

Für ein Remis gibt es einen halben Punkt, für einen Sieg einen ganzen. Die erfolgreiche Mannschaft erhält für einen Sieg (wie im Fußball auch) drei Punkte in der Tabelle, die einzelnen Punkte aus den Partien zählen wie ein Torverhältnis. "Eigentlich darf man sich im Spiel keine schwache Sekunde leisten, sonst hat man die Partie möglicherweise schon verloren", gibt Thieme zu bedenken. Und: Man verliert während einer Partie schon mal drei bis vier Pfund Körpergewicht für den Laien unvorstellbar. Während der Partie herrscht absolutes Rauchverbot, das Bierchen beim Spiel widerspricht wie bei anderen Sportarten dem ehrgeizigen Leistungsgedanken.

Jürgen Daniel, 2. Vorsitzender, bringt einen weiteren wichtigen Gedanken ins Spiel: "Schach ist ein Denksport. Wenn man die Pisa-Studie im Hinterkopf hat, gewinnt das Schachspiel an Bedeutung. Gerade im Problemlösungsbereich kann Schach förderlich sein." Und Thieme ergänzt: "Ich gehe gerne Joggen. So ist der Kontrast zwischen körperlicher und geistiger Bewegung besonders reizvoll."

Stolz ist die Nettetaler Schachgemeinschaft auf ihr Parkstübchen in Hinsbeck, Trainings- und Spielort. Von anderen Mannschaften kommt regelmäßig großes Lob. Die zwei Räume sind von Licht durchflutet, es herrscht vollkommene Ruhe. Höchstens die Glocken von St. Peter melden, dass die Zeit nicht still steht. "Die evangelische Kirchengemeinde LobberichHinsbeck unterstützt uns in diesem Punkt natürlich erheblich", richtet Jochen Post ein Wort des Dankes an die Träger des Parkstübchens.


Gründungsprotokoll aus vergangenen Tagen

Aus dem Schachklub Kaldenkirchen und dem Schachklub Lobberich entstand 1970 die Sgm. Nettetal. Gerade in letzter Zeit bemühen sich die Nettetaler intensiv um ihre Nachwuchsförderung. Mit einer gezielten Plakataktion und einer breiten Öffentlichkeitsarbeit soll das Interesse am Schachsport geweckt werden. Kontakt besteht zu den Schulen, für die dortigen Schach-AG's stellte die Sgm. Nettetal Material zur Verfügung. An einer Internetpräsentation wird gearbeitet. Ein Schnupperkurs, den von Hermann-Josef Moonen geleitet wird, läuft gerade an. "Natürlich sind bei uns Interessierte herzlich willkommen", sagt Jürgen Daniel.

Der Beitrag ist angemessen. 15 Euro zahlen Schüler im Jahr, können aber ruhig einige Monate testen, ob Schach ihre sportlichen Lebensgeister weckt. Rentner und Studenten zahlen 25 Euro, Erwachsene 45 Euro Beitrag im Jahr. Ein offenes Ohr für neue Mitglieder hat Jürgen Daniel unter Telefon 02153/912794 (tagsüber).


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