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Donnerstag, 09. Februar 2006


Seerosensaal wurde zum Reichstag


Nettetal. Schnell schlugen die Stimmungswellen hoch in dem zum Berliner „Reichstag“ umdekorierten Lobbericher Seerosensaal. „Hampeln für Deutschland“, so die Schrift rund um den großen Bundesadler, um den sieben große und kleine bunte Hampelmänner turnten. Durch das gut fünfstündige Programm führte souverän Thomas „Tommy“ Timmermanns mit Charme und guter Stimme. Mit der intonierte er „Hoch Kaldenkirchen“, als das Stadtprinzenpaar Jürgen und Kordula mit dem über 100-köpfigen Gefolge auf der „größten Bühne Nettetals“ stand. Und dabei wurde deutlich: „Die Lobbericher haben hier aber noch erheblichen Nachholbedarf.“

Foto: Frank Hohnen

Die kommunale und geistliche Prominenz war beim ersten Bunten Abend des Karnevals Komitee Lobberich (KKL) Gast im Seerosensaal: Landrat Peter Ottmann in weißer Weste, Bürgermeister Christian Wagner mit Narrenmütze im grauen Frack, Pastor Georg Kerkhoff und im schwarzen Frack mit Zylinder Pfarrer a.D. Klaus Dors, der mit trockenem Humor zwischen Lobberich und Kaldenkirchen vermittelte. Das Publikum im fast voll besetzten Seerosensaal war bunt kostümiert, sang und schunkelte mit.

Punkt 19 Uhr zogen Komitee, Elferrat und die 14 jüngsten Tänzerinnen mit „Kölle Alaaf“ und „Wenn datt Trömmelsche jeht“ auf die große Bühne, wo sich die KKL-Girls mit dem Mariechentanz in die Herzen der Gäste tanzten - und nicht ohne Zugabe von der Bühne kamen. Schwer hatten es am Samstag die eingekauften Kräfte. Als „Mann aus der Provinz“ ging Heinz Frings in die Bütt: „Ich komme aus Monschau, da ist die Luft noch gesund. Da stirb keiner. Es lebt sogar noch der Pfarrer, der meine Oma getauft hat.“ Oder „Unser Tierarzt ist bekloppt, der hat sogar halbe Hähnchen krank geschrieben.“

Danach tobte der Saal, als Sängerin Tina Biniasch im Cowboy-Look auf die Bühne kam. Die 19-jährige angehende Industriekauffrau aus Grefrath gilt als Lobbericher Eigengewächs, schließlich spielen die Eltern in der hiesigen Kultband „Saturn“ und Opa Karl Peffer stand Jahrzehnte in der Lobbericher Bütt. Tina begeisterte mit ihren Songs: „Er ließ mich in den Himmel sehn“, „Komm, hol das Lasso raus!“ und „Er liebt mich, ich wünsche Du wärst er“. Tommy Timmermanns: „Beim ersten Mal haben wir uns über Deinen Auftritt gefreut, jetzt sind wir sehr stolz.“ Danach steigerten die „Flinken Funken“ mit dem Tanz „Da sind wir dabei...“ die Stimmung. Helmut Scholz als „Kaplan Bitburger“ hatte die schwere Aufgabe, den singenden, schunkelnden, tobenden Saal wieder zur Ruhe, sprich zum Zuhören zu bringen. Er meistere diese Aufgabe mit Bravour: „Unser Bürgermeister Wagner ist abergläubisch, der hat auf sein 13. Monatsgehalt verzichtet“ oder „Den Bürgermeister nennt man auch Stadtvater, der ist aber anders als ein richtiger Vater. Ein Vater kommt nämlich für die Schulden seiner Kinder auf, beim Bürgermeister ist das anders.“

Nach der Pause begeisterten die „Drei Fründe“ (Rudi Willmen, Dieter Riedel und Marcel Simons). „Als ich Post von den Stadtwerken bekam, hatte ich Tränen in den Augen“ und alle sangen „Weine nicht, wenn die Rechnung kommt, dong, dong“ (Nach der Melodie von Marmor Stein und Eisen bricht). Die Begeisterung war auf dem Zenit - und blieb auch dort, als KKL-Aktive um Hermann Kleinepier und Herbert Busch als „Skandinavische Urgesteine“ (Wenke Myhre, Gitte Henning, Siv Malmquist) mit dem „Knallroten Gummiboot“ und „Ich will nen Cowboy als Mann“ für Stimmung sorgten. Das toppten schließlich noch die „Flinken Funken“ mit ihrer „Bond Girls Show“. Büttenredner „Jopi” hatte es danach schwer, ebenfalls die „Heijopreis“ aus Essen. Mit tollen Kostümen (Bauarbeiter, Polizisten, Indianer) begeisterten danach die KKL-Männer mit der Playback-Oldie-Show.

Zum großen Finale erklang das „Samt und Seide“-Lied, danach wurde geschwoft, geschunkelt und gebützt. Ein gelungener Abend. Für nächsten Samstag, 18. Februar, 19 Uhr, sind noch Karten zu haben.


Bei den Finanzen blinkt die Warnleuchte


(dv) Eigentlich hätte es für die Feststellung, dass die finanzielle Situation der Stadt schwierig ist, keiner externen Prüfung bedurft, dennoch bescheinigten die fünf Prüferinnen und Prüfer der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) NRW der Seenstadt schwierige Zeiten.

In einer Kraftanstrengung nimmt die Anstalt derzeit alle 396 Kommen des Landes „unter die Lupe“. „Unser Ziel ist es, zu schauen, ob die Stadt sinnvoll mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mittel umgeht“, fasst Doris Krüger den Prüfauftrag der GPA zusammen

Die Prüfung konzentrierte sich auf die Haushalts- und Wirtschaftsführung der letzten Jahre bis einschließlich 2004. „Schwerpunkt war die Analyse, wo die Stadt im interkommunalen Vergleich wirtschaftlich steht“, fasst Bürgermeister Christian Wagner zusammen.

Die Bewertung der Arbeit des „Konzern Stadt“ erfolgte in Form einer Ampel. Ein dunkles Rot gab es daher für die Finanzsituation. Trotz der strengen Haushaltskonsolidierung tilgt man derzeit noch zu wenig Schulden.


Doris Krüger

Die Gesamtverschuldung liegt mit etwa 3.500 Euro je Einwohner mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt. Zudem übersteigen auch im kommenden Doppelhaushalt die Ausgaben die Einnahmen..

Der Haushalt Nettetals ist in hohem Maße abhängig von der Gewerbesteuer und den allgemeinen Zuweisungen des Landes. Im kommenden Haushalt muss mit gravierenden Einnahmeverlusten bei den Schlüsselzuweisungen gerechnet werden. „Trotz ernsthaftem Sparwillen und konsequenten Einsparmaßnahmen befindet sich Nettetal in einer schwierigen finanziellen Lage“, so der Bürgermeister. Für neue Kredite und Investitionen - soweit sie nicht unabweisbar sind - findet sich nach Empfehlung der Prüfer kein weiterer Spielraum. Eine nachhaltige Verbesserung der finanziellen Situation wird die Stadt nur bei konsequentem Schuldenabbau, Reduzierung der laufenden Ausgaben und Ausschöpfen vorhandener Einnahmemöglichkeiten - auch wenn sie unpopulär sind - erreichen. Eine Empfehlung der Prüfer ist unter anderem die noch intensivere Ausschöpfung von Einnahmen aus Gebühren und Steuern. Der Tipp der GPA bezieht sich vor allem auf die Bereiche Strom und Wasser. Dort weisen Vergleichskommunen erheblich bessere Ergebnisse auf. „Derzeit verdient die Stadt zu wenig an den Einkünften“, fasst Krüger zusammen.

Eine grüne Ampel hat sich die Seenstadt mit ihrer Sanierung im personellen Sektor verdient. Sowohl bei der Personalquote als auch bei den Personalausgaben hat man sich ausgesprochen günstig positioniert. Gute Werte haben die Prüfer auch im Baubereich festgestellt. Die Bauaufsicht arbeitet nahezu ausgabendeckend. Bei den Bauunterhaltungsausgaben ist Nettetal im Vergleich mit anderen Städten gut aufgestellt.

Kulturell profitiert die Stadt von dem Engagement der Vereine und Kulturanbieter sowie von Kreiseinrichtungen wie VHS und Kreismusikschule, wobei hier kostenlos städtische Gebäude zur Verfügung gestellt werden. So kann Nettetal mit einem vergleichsweise geringen Zuschussbedarf ein umfangreiches Kulturangebot bereitstellen. „Die Stadt muss sich jedoch zukünftig mit der Frage auseinandersetzen, ob und in welchem Umfang sie sich eigene Kulturveranstaltungen leisten kann und will“, empfiehlt Krüger.

Die Ergebnisse der Prüfung werden im April in einer Sondersitzung des Rechnungsprüfungsausschusses vorgestellt, um anschließend in den Fachgremien beraten zu werden. „Schließlich fließen die Ergebnisse auch in die Haushaltsberatungen ein“, so der Bürgermeister. Vielleicht erhält man da schon einen Vorgeschmack darauf, was man sich in Zukunft in Nettetal nicht mehr leisten kann.


Das Loch in der Grenze


Nettetal/Venlo. (dv) Getreu dem Motto „Des einen Freud ist des anderen Leid“ wirkt sich derzeit die Verlagerung der beiden Coffeeshops „Oase“ und „Roots“ zum grenznahen Bevrijdingsweg aus.

Fotos: Josef Rütten/Archiv

Erst in der vergangenen Woche berichteten die GN unter dem Titel „Coffeeshops umgesiedelt - weniger Ärger“ über die laut einer Studie guten Ergebnisse der Stadt Venlo. Wenn der Kaldenkirchener Walter Mayus solche Aussagen liest, wächst sein Ärger. Mayus wohnt in Kaldenkirchen am Dahlweg und beobachtet tagtäglich, wie sich zahlreiche deutsche Drogentouristen ihren Weg entlang der Gleise nach Venlo suchen.

Längst ist es nicht mehr der alte Grenzübergang Schwanenhaus sondern die Schienenstrecke, die zur beliebtesten und schnellsten Verbindung zu den beiden Coffee-shop am Bevrijdingsweg geworden ist. „Am vergangenen Samstag hatte meine Lebensgefährtin arge Mühe, den Dahlweg mit dem Auto zu befahren, so viele Leute waren unterwegs“, berichtet der Kaldenkirchener. Waren es früher Wanderer, die die Straßen bevölkerten, sind es heute Haschischkäufer.

Bei schönem Wetter ergieße sich ein Schwall von deutschen Drogentouristen in Richtung holländische Grenze. „Natürlich bin ich mir bewusst, dass die meisten Besucher des Coffeeshops Deutsche sind, jedoch haben die Venloer durch die Verlagerung des Shops das Problem jetzt uns zugeschoben“.

Neben zahlreichen „dunklen Gestalten“, die schon öfters in Mayus Vorgarten urinierten, macht er sich vor allem Sorgen um die Sicherheit der Grenzgänger. Der kürzeste und „sicherste“ Weg vom Bahnhof zum Shop führt nämlich entlang der Gleise am alten Speedwayplatz vorbei, über Dellerweg und Zollhof über die Grenze.

„Sicher“ für die Konsumenten, da auf den Gleisen weder der Zoll noch die Polizei kontrollieren darf. Tatsächlich ist die Bahnpolizei des Bundesgrenzschutzes (Bundespolizei) für die Kontrolle des Eisenbahngeländes zuständig. „Die deutschen Haschischkäufer haben ein Loch in der Grenze entdeckt“, meint Mayus dazu. Andere Polizei- oder Zollbehörden können zwar auch kontrollieren und Verwarnungsgelder verhängen, die müssten dann aber an die Bahn abgeführt werden - und den damit verbundenen bürokratischen Aufwand scheuen die meisten Beamten.

„Der Zoll fährt zwar oft hier vorbei, allerdings nur vormittags, wenn keiner kommt. Zu den Hauptwanderungszeiten ist keiner mehr zu sehen“. Mayus meint, die Bahnpolizei noch nie auf den Gleisen gesehen zu haben.


Humorvoller Blick auf den Fußball


(vdB) Nettetal. Ganz im Zeichen des Nettetaler Sportjahres und passend zur anstehenden Fußballweltmeisterschaft in Deutschland lädt die Stadt Nettetal zur ersten Kunstausstellung in der Rathausgalerie ein.

Foto: Frank Hohnen

Mit den Arbeiten des Kölner Cartoonis-ten Burkh Fritsche wird eine witzige und gleichzeitig auch ungewöhnliche Kunstausstellung gezeigt, bei denen die Fußballfans im allgemeinen, und die der Borussia aus Mönchengladbach im besonderen, garantiert nicht zu kurz kommen werden.

Der Karikaturist, in der Eulenspiegel-Stadt Mölln geboren, in der Borussen-Stadt Mönchengladbach aufgewachsen und in der Karnevals-Stadt Köln gestrandet, zeigt Arbeiten, die in den Büchern „Fußball ist unser Leben, Szenen aus 100 Jahren deutsche Nationalmannschaft“ und „Pfostenbruch und Fohlenfieber, Szenen aus 100 Jahren Borussia Mönchengladbach“ veröffentlicht worden sind.

„Der Karikaturist wird, wenn die Fohlen weiterhin titellos im Mittelfeld der Liga herumdümpeln, dereinst wohl als brutalster Cartoonist der Bundesrepublik in die Kunstgeschichte eingehen“, so der Redakteur und Schriftsteller Dr. Holger Jenrich, der eine kurze Einführung in die Arbeiten Burkh Fritsche gab.

Und mit jedem missratenen Kick, mit jeder Heimpleite gegen die Bayern, wird die Wut des Karikaturisten schäumender. Seine Bücher und Zeichnungen seit dem Jahr 1995, in dem die Gladbacher mit dem DFB-Pokal ihren bislang letzten Titel holten, „um sich danach zeitweise in die Unterklassigkeit und die Bedeutungslosigkeit zu verabschieden“, so Dr. Jenrich, dienten als trefflicher Beweis für die fragwürdige „Geiz-Ist-Geil-Philosophie“ des auf den ersten Blick so untadelig und beinahe schüchtern daherkommenden Künstlers.

Fritsches Figuren schwitzen ganz furchtbar, essen und trinken unfein, benehmen sich in der Regel höchst delikat daneben und legen ein entsprechendes Vokabular an den Tag, wie schnief, keuch, schwitz oder ächz. Seine markanten Kreaturen mit den spindeldürren Ärmchen und den obligatorischen Riesenzinken haben nach ersten Gehversuchen schon lange Einzug in die seriösen Abteilungen bundesdeutscher Journale wie GEO, Zeitmagazin, Pardon, Konkret oder taz gehalten.

Burkh Fritsche, der ein Studium der bildenden Kunst in Münster absolvierte, hat bislang 17 Cartoonbücher, einen Zeichentrickfilm und eine animierte Bildgeschichte veröffentlicht. Er ist Träger mehrerer nationaler und internationaler Preise und hat zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland vorzuweisen.

Fußball ist aber nicht das einzige Thema, mit denen sich der bekannte Cartoonist beschäftigt. Noch bis zum 18. März gibt es in der Ausstellung noch einiges mehr zu entdecken.

Sie ist zu den Rathaus-Öffnungszeiten montags bis mittwochs von 8 bis 16.30 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr, freitags von 8 bis 12 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr zu besichtigen.


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