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Donnerstag, 16. Februar 2006


Bauern: Arbeitslose verzweifelt gesucht!


(dv) Grenzland. Die Landwirte in der Region stehen vor einem großen Problem: Die von der Bundesregierung im vergangenen Jahr verabschiedete „Eckpunkteregelung“ besagt, dass in diesem und kommenden Jahr jeweils 20 Prozent der ausländische Saisonarbeiter durch einheimische Arbeitslose ersetzt werden müssen. Im vergangenen Jahr waren rund 325.000 Mittel- und Osteuropäer bundesweit bei der Obst- und Gemüseernte beschäftigt. Noch vor kurzem hatte Landwirtschaftsminister Horst Seehofer propagiert: „Es muss doch möglich sein bei fünf Millionen Arbeitslosen auf 30.000 Saisonkräfte zurückzugreifen.“

Foto: Daniela Veugelers

Die Realität bei den Bauern sieht allerdings ganz anders aus. Mit Schrecken zählt der Boerholzer Joachim Voigt die Tage bis zur Einbringung der ersten Porree-Stecklinge. Der 39-Jährige bewirtschaftet 40 Hektar Porree und benötigt mindestens zehn zuverlässige Mitarbeiter, um die im März ankommenden Pflanzlinge aus Marokko in die Erde zu bringen: „Die Pflanzen im Wert von mehreren tausend Euro sind rund fünf Tage bis zu uns unterwegs und müssen dann sofort per Hand eingepflanzt werden“. Fehlt bei dieser Arbeit auch nur ein Helfer, steht die ganze Maschine still. So geschehen im vergangenen Jahr, als Voigt drei Hartz-IV-Empfänger beschäftigte, die tageweise ohne Entschuldigung fehlten. Ähnlich schlechte Erfahrungen machte auch Gemüsebauer Peter van den Bruek. Die ihm von der Arbeitsagentur zugeteilten Arbeitslosen erschienen nach nur einem Tag nicht mehr auf dem Hof.

Ein Umstand, der für die heimischen Bauern kaum tragbar ist, denn Landwirt Voigt hat gemeinsam mit sechs weiteren Bauern einen langfristigen Vertrag mit Lidl. „Mittlerweile deckt der Discounter seinen europaweiter Bedarf an Porree über unsere Höfe“, so der 39-Jährige. Täglich verlassen fünf Tonnen des Gemüses seinen Hof.

„Die Ware, die den Hof verlässt, ist schon verkauft, da kann ich dem Kunden nicht sagen, meine Arbeiter sind nicht gekommen, ich muss heute weniger liefern“, so der Betriebsleiter. Wie er mit den 36 (Vorjahr 45) zugesicherten Saisonarbeitern aus Polen die Arbeit schaffen soll, ist ihm noch unklar. „Wenn ich nicht zuverlässig liefere, dann wandert Lidl ab, und in der Region gibt es noch mehr Arbeitslose“, klagt Voigt.

Viel Hoffnung kann Anton Platen, Geschäftsstellenleiter der Arbeitsagentur Viersen, den Landwirten derzeit auch nicht machen. „Wir setzen auf Freiwilligkeit. Die Leute mit Druck auf die Höfe zu holen, macht keinen Sinn, da sie sich ansonsten einfach krank melden“.


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