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Donnerstag, 29. Mai 2008


Konkflikte entschärfen


Sie heißen Murat Sinc und Michel Musebrink und drehen in Nettetal ihre Runden. Die beiden jungen Männer sind die neuen Ordnungs- und Servicekräfte, die die Stadt Nettetal eingestellt und am gestrigen Mittwoch vorgestellt hat.

Foto: Inge von den Bruck

„Wir wollen das Sicherheitsgefühl in unserer Stadt verbessern“, machte Bürgermeister Christian Wagner deutlich.

Seit Anfang Mai sieht man Murat Sinc und Michel Musebrink auf Spielplätzen, Grünanlagen, Parks und anderen Bereichen. Sie tragen blaue Jeans und blaue Hemden, auf den dunkelblauen Jacken fehlt bislang noch der Aufdruck: Ordnungsdienst.

„Auch das Pfefferspray bekommen wir noch ausgehändigt, ebenso eine Taschenlampe“, ergänzt Murat Sinc, der zwar in der Türkei geboren ist, jedoch seit Jahren in Deutschland lebt und die deutsche Sprache akzentfrei beherrscht, wie zusätzlich Türkisch, Kurdisch, Arabisch und Englisch. Auch sein Kollege Michel Musebrink spricht ein wenig Englisch und macht zudem Kampfsport. „Das war jedoch nicht ausschlaggebend“, sagt Armin Schönfelder, Erster Beigeordneter der Stadt Nettetal, bei der Vorstellung des neuen Ordnungs- und Servicedienstes.

„Wir wollen das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger stärken und haben unsere Leistungen innerhalb des Ordnungsamtes ausgebaut“, ergänzt Bürgermeister Christian Wagner. Über die Arbeitsagentur hat die Stadt Nettetal die beiden jungen Männer eingestellt, die nun vorrangig in den Abendstunden und an Samstagen und Sonntagen an den „städtischen Problempunkten“ im Einsatz sind und dort mögliche Belästigungen der Anwohner verringern beziehungsweise unterbinden sollen. „Natürlich sind die beiden Männer auch ansprechbar, wenn man Hilfe benötigt“, so Christian Wagner.

„Wir dürfen niemanden anfassen oder festhalten“, macht Murat Sinc aufmerksam, vielmehr sollen sie klar und deutlich durch besondere Ansprache darauf hinweisen, was möglich ist und was nicht, sollen versuchen, Konflikte nicht eskalieren zu lassen.

Zwei Fliegen miteiner Klappe

Die Stadt Nettetal hat mit der Einstellung der beiden jungen Männer zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zum einen ist es eine Chance für die Verwaltung, den Außendienst im Ordnungsamt zu verstärken, zum anderen bekommen die beiden Männer eine berufliche Perspektive geboten um so Fuß in der Verwaltung zu fassen.

Nach einer konkreten Personalauswahl mit Hilfe der Arbeitsagentur hat sich die Stadt am Ende für die beiden jungen Männer entschieden, „auch, weil Herr Sinc türkischer Abstammung ist und so auch kommunikativ mit seinen Landsleuten in der Muttersprache reden kann“, so Armin Schönfelder.

Seit Anfang des Monates sind die Ordnungs- und Servicemitarbeiter im Einsatz, haben zuvor eine Wach- und Sicherheitsprüfung abgelegt und sind besonders hinsichtlich Kommunikation und Konfliktlösungen geschult geworden. „In schwierigen Fällen müssen wir die Polizei dazurufen“, so die beiden Männer. Sie dürfen Verwarnungen aussprechen „aber kein Bußgeld kassieren“, sagt Michel Musebrink, „das müssen wir ans Ordnungsamt weiterleiten“.

Bislang ist noch keine Situation eingetreten, in der die Männer die Polizei zu Hilfe rufen mussten. „Auch werden wir von der Bevölkerung positiv aufgenommen“, stellten sie bereits fest, wenn sie ihre Runden innerhalb der Ortsteile drehen. Auch auf den Spielplätzen seien sie von den Eltern positiv aufgenommen worden. Bisher haben sie Jugendliche unter 16 Jahren „erwischt“, die Alkohol getrunken oder geraucht haben. „Hier wurden die Personalien festgehalten und kurzfristig sollen auch die Eltern benachrichtigt werden“, so der erste Beigeordnete.

Wann und wo die beiden Ordnungskräfte auftauchen, soll ein „Überraschungseffekt“ bleiben. Bürgerinnen und Bürger können jedoch bestimmte „Problemzonen“ an die Verwaltung weitertragen. „Wir wollen das Sicherheitsgefühl in unserer Stadt verbessern“, stellt Bürgermeister Christian Wagner klar.


Rokal: „Restschließung“ bis zum Jahresende steht fest


(dv) Gekämpft und doch verloren: Zum Jahresbeginn 2009 wird der traditionsreiche Produktionsstandort der Rokal Armaturen GmbH in Lobberich aufgegeben.


Foto: GN-Archiv

Am gestrigen Mittwoch wurden die Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat und Vertretern der Geschäftsleitung der Hansa AG aus Stuttgart nach kurzen, aber harmonischen Beratungen auf kommenden Donnerstag vertagt. Beide Seiten verhandeln weiter über einen Sozialplan für die 35 verbliebenen Beschäftigten aus den Bereichen Premium-Armaturen, Service-Plus und Elektronik. Seit April waren die Mitarbeiter über diesen Vorgang informiert. Weiterhin haben beide Seiten „Stillschweigen“ zum Verfahren vereinbart.

Unter Einhaltung aller Kündigungsfristen (bis zu sieben Monaten) ist mit einer Schließung zu Beginn des kommenden Jahres zu rechnen. In solchen Fällen spricht man einer „Restschließung“ des Werkes - vor 20 Jahren arbeitete noch 250 Armaturen-Mitarbeitern im Werk in Lobberich, dass angeblich „nicht mehr rentabel arbeitet“, wie die Mitarbeiter im August 2006 erfuhren. Seit mehr als zehn Jahren ist die Rokal Armaturen GmbH eine Tochterfirma der Hansa Metallwerke Stuttgart. Für die Hansa Metallwerke AG Stuttgart arbeiten weltweit 1.360 Mitarbeiter, im Jahr 2006 betrug des Jahresumsatz 242,9 Millionen Euro.

Rokal war über Jahrzehnte das zweite industrielle Standbein in Lobberich (neben der Textilindustrie) und als Marke für hochwertige Sanitär-Armaturen mit dem deutschen Wirtschaftswunder eng verbunden. Das Werk in Lobberich wurde 1927 von Robert Kahrmann gegründet. 81 Jahre lang produzierte man Sanitär-Armaturen. Rokal war innovativ und hochwertig: Thermostatgesteuerte Mischbatterien, elektro-pneumatisch gesteuerte Fußventile und sogar elektronisch berührungslos steuerbare Armaturen waren einzigartig auf dem deutschen Markt.

In den Nachkriegsjahren, besonders nach 1960, wurde Rokal einer der wichtigsten Zulieferer der deutschen Autoindustrie. Im Jahr 1965 hatte man über 2.000 Beschäftigte. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise wurden 1971 Teile des Unternehmens, zunächst die Rokal TT Modelleisenbahn an Rowa verkauft, 1971 die Firma an ein französisch-schwedisches Konsortium. Es folgten Stellenabbau und der Konkurs bis hin zum Verkauf an die Hansa Werke. Das Unternehmen hatte zu wenig Eigenkapital und wurde deshalb seit 1972 stückchenweise verkauft. Im August 2006 wurde bekannt, dass das Unternehmen 135 Arbeitsplätze am Standort Lobberich streichen wollte.

Was folgte, war einer der beeindruckensten Proteste, die Nettetal je gesehen hatte: Märsche, Lichterketten, eine Kundgebung in der Viersener Festhalle, Unterschriftenlisten und schließlich der Gang zum Arbeitsgericht. All dies half nicht, die schon damals beschlossene Schließung abzuweden. Was mit dem 100.000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Robert Kahrmann Straße und Bengerhof künftig passiert, ist unklar.

Die derzeit frei stehenden Lagerhallen (ehemalige Montage und das Altlager) werden von einer Spedition vor Ort als Lagerhallen genutzt. In der ehemaligen Schleiferei stehen die Maschinen einsam herum, die Galvanik wurde mittlerweile verkauft und abgebaut.

Wie die Gebäude künftig genutzt werden - gut informierte Quellen wollen erfahren haben, dass die Spedition ihren Vertrag nicht verlängert hat - dazu wollte die Konzernzentrale keine Stellungnahme abgeben.


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