WERNER JAEGER 1888-1961


Von WOLFGANG SCHADEWALDT, TÜBINGEN

Es war am Abend des 27. November 1920, als auf Einladung der Vereinigung der Freunde des Humanistischen Gymnasiums in Berlin und der Provinz Brandenburg im Auditorium Maximum der Friedrich-Wilhelm-Universität Unter den Linden der damals zweiunddreißigjährige Professor Werner Jaeger aus Kiel einen Vortrag über "Humanismus und Jugendbildung" hielt. Man kann den Vortrag heute in Jaegers "Humanistischen Reden und Vorträgen" studieren. Was aber dem gedruckten Wort auf keine Weise mehr abzulesen ist, das ist die Wirkung, die an jenem Novemberabend vor nun mehr als vierzig Jahren von der Erscheinung des Vortragenden und seinem Worte ausging. Ich sah ihn damals zum erstenmal. Ungemein jugendlich stand er da unten an dem Katheder des großen, nach hinten aufsteigenden, überfüllten Raums, bescheiden und zugleich höchst souverän, mit weicher, wohllautender Stimme die abgewogenen Sätze seines Manuskriptes modulierend, den skeptisch-liebenswürdigen Blick über die Reihen der Zuhörer gleiten lassend, ein junger Wissender, ein junger Weiser - eine Erscheinung von schwer beschreiblicher geistiger Anmut, aus der jedoch die in sich zurückgenommene Kraft des festen Überzeugungsmuts und ein hinreißender, ganz unverzückter, ihn tief erfüllender Enthusiasmus sprach. Noch heute klingt mir der Ausdruck im Ohr, mit dem er etwa den Satz sprach: "Soll der Humanismus seinen hohen Namen mit Recht tragen, so kann es sich für ihn nicht darum handeln, den Anschluss an die innere Verfassung des heutigen Intelligenzmenschen zu suchen . . . Auf solche Weise gelangt unsere Zeit nur zu einem Spiegelbild ihrer eigenen unbefriedigten und ruhelosen Existenz . . ." Oder, am Schluss des Vortrags: "Wir hoffen, dass aus unserer Jugend Menschen erwachsen werden, die weder zu bloßen Gelehrten und Buchmenschen, noch zu Technikern und Spezialisten, noch zu Literaten und Ästheten gezüchtet sind, sondern erzogen zur Sicherheit im Stehen Sehen und Gehen, jener höchsten Stärke des Griechentums, zu klarem Urteilen und Denken und zur Erkenntnis des Allgemeinen im Besonderen und des Gegenwärtigen aus dem Vergangenen, zum Wollen gerechter und gemeinnütziger Ziele . . . und zum Glauben an die unzerstörbare Macht des Geistes."

Jedoch nicht nur der persönliche Zauber des jugendlichen Professors war es, der mich und einige andere so für ihn einnahm, dass wir auf dem Nachhauseweg nach jenem Abend miteinander überlegten, wie wir wohl nach Kiel und zu ihm kommen könnten, und der uns, als ein Jahr darauf das Wunder eintrat, dass er als "Kronprinz" und Nachfolger von Ulrich von Wilamowitz zu uns nach Berlin kam, sofort seine Schüler werden ließ. Wir hatten, nach dem ersten Weltkrieg aus längerem oder kürzerem Heeresdienst mehr oder weniger erschüttert zurückgekehrt, bereits zwei Jahre bei den großen alten Männern: Wilamowitz, Eduard Meyer, Diels, Wilhelm Schulze und weiter Eduard Norden und Ulrich Wilcken studiert, und lernbegierig, aber auch skeptisch hatten wir es erfahren, wie aus diesen Männern die Wissenschaft vom griechisch-römischen Altertum weit ausgreifend und fest auf sich selber ruhend, jedoch wie aus einer anderen Zeit und Welt, als der wir selber angehörten zu uns sprach. - Und nun stand an jenem Katheder ein Mann eben jener Wissenschaft vor uns, kaum ein Dutzend Jahre älter als wir selber, und gab mit seiner ganzen Erscheinung zu erkennen, wie auch er, von der Krise der Zeit in Krieg und Revolution erschüttert, nicht mehr als ein ruhiger Besitzer in dem festen großen Hause saß, sondern von der Frage umgetrieben wurde, wie es denn um die Fundamente des Hauses bestellt sei und auf welchem Recht und welchen Gründen unsere gegenwärtige Beschäftigung mit den Griechen beruhe. Dabei war der Mann, der diese Fragen stellte und in seinem Kolleg wohl auch die bei den Alten verpönten Namen eines Burckhardt oder Nietzsche nannte, durchaus kein wissenschaftlicher Outsider, ein Literat oder Dichter. Er war ein Gelehrter, der, selber durch die alte Schule gegangen, sich bereits rühmlich in der schweren Kunst ausgewiesen hatte und übrigens mit jedem Wort zu erkennen gab, dass er nicht gewillt war, das Ererbte und Erlernte wegzuwerfen, sondern eher es in neuem Sinne zu erfüllen.

Denn allerdings war die ihm aus dem Bewusstsein der Zeitkrise erwachsene Neubesinnung auf die Grundlagen unseres Umgangs mit dem Griechentum bereits das Gesetz gewesen, nach dem er angetreten war. Schon die Vorlesung, die der Sechsundzwanzigjährige bei der Übernahme des Basler Philologischen Lehrstuhls gehalten hatte, betitelt "Philologie und Historie" (vom Jahre 1914), hatte eine neue Besinnung zunächst auf das Wesen und die ursprüngliche Bedeutung der Philologie als Wissenschaft gebracht. Getrieben aus "verehrender Kraft" (nach einem Worte Jakob Burckhardts), sollte die neuproklamierte Philologie die Erforscherin und Verkünderin der "urbildlichen Schöpfungen" sein, "die die griechische Kultur zu reiner und ewiger Grundgestalt alles wahrhaft Menschlichen und Menschheitlichen geformt" hatte. Dann hatte der Hamburger Vortrag aus dem Jahre 1919: "Humanismus als Tradition und Erlebnis" das Wesen der antiken Tradition an Stelle eines bloßen Überbleibens vielmehr als die in immer neuen Erlebnissen gründende Fortdauer der griechischen Urbilder und Werte dargestellt. Und weiter wurde nun an jenem Novemberabend des Jahres 1920 jene Fortdauer des griechischen Erbes in Humanismen wie Philologie und Jugendbildung in das "Urphänomen" der menschenbildenden Kraft der Griechen selbst zurückverankert. Jaeger fand für dieses Kulturprinzip, das ebenso das lebendige Ganze der Kultur der Griechen an sich selbst umfasste wie zugleich auch das Phänomen ihrer europäischen Fortdauer, schon damals den Namen der Paideia. Und überblicken wir heute, wo das Leben und das Wirken Werner Jaegers als etwas Vollendetes vor uns liegt, eben das Ganze dieses Wirkens, so fällt ins Auge, wie all das, was als Anlage in Werner Jaeger ruhte, was Herkunft und frühe Eindrücke förderten und spätere Einflüsse hinzubrachten, in der Besinnung auf jenes Prinzip der Paideia ihm schon ganz früh die eigene Form und die bestimmende Richtung gegeben hatte.

Werner Jaeger war am 30. Juli 1888 in Lobberich am Niederrhein geboren. Und wenn ihm mit dieser seiner niederdeutschen Herkunft ein zäher Sinn des Beharrens gegeben war, der sich in seinem späteren Leben wie Denken immer durchhielt, so wuchs ihm aus dem alten Kulturboden seiner Heimat, nahe der holländischen und belgischen Grenze, mit vielfältigen Ausblicken auf das westliche Europa jener "europäische" Sinn zu, der seine geistige Art stets bestimmte, und zugleich das frühe Bewusstsein der in die Gegenwart hinein fortdauernden Wirkung der Antike. - Als Knabe und Jüngling besuchte er das katholische Kempener Gymnasium, dessen Schutzherr der Mystiker Thomas a Kempis, Verfasser der einst weit berühmten "Imitatio Christi" war. Und der feste humanistische und zugleich christliche Geist dieser Schule bewirkte, dass bereits dem Knaben die sonst oft als problematisch hingestellte Einheit von Antike und Christentum zur Gewissheit wurde.

Es scheint, der geschwisterlose Knabe war schon auf der Schule eine Art "junger Gelehrter". Er las über die Anforderungen der Schule hinaus griechische, römische wie auch spätantik-christliche Autoren und hatte nicht nur, wie er gern erzählte, sich selbst nach dem griechischen Neuen Testament eine eigene griechische Grammatik hergestellt; er setzte auch seine Lehrer in Erstaunen, als er, an Stelle eines ihm aufgegebenen Aufsatzes über das Thema: "Mit welchem Erfolg Alexander der Große Rom und Italien angegriffen hätte?" eine von Originalzitaten aus den Alexander-Historikern wimmelnde Abhandlung mit einem der Auffassung des Lehrers entgegengesetzten Resultat ablieferte. Ein gesundes real-geschichtliches Interesse stand auch bei Werner Jaeger am Beginn der Gelehrtentätigkeit und hat ihn auch später stets begleitet. - Jedoch auch philologische Werke arbeitete er noch als Primaner durch, darunter den ihm von einem "mäzenatischen Onkel" geschenkten großen Kommentar des Euripidischen "Herakles" von Wilamowitz, der ihm, wie er später verschiedentlich bekannt hat, zu einem "Wegweiser zu wahrhaft geschichtlicher Betrachtung der griechischen Tragödie wurde".

Auf den Universitäten Marburg und Berlin (1906/07-1911) wurden diese Studien fortgeführt. Doch trat, für alles Weitere entscheidend, die Berührung mit der Philosophie hinzu: in Marburg mit dem Neukantianismus eines Natorp, in Berlin, vermittelt durch den "letzten Hegelianer" Adolf Lasson, mit jenem Spät-Hegelianismus, der zumal in der Person von Eduard Zeller die philosophiegeschichtliche Durchordnung der Tradition der antiken Philosophie geleistet hatte. Seitdem ist die alte Philosophiegeschichte das Hauptanliegen Jaegers geblieben. Dass er nicht zum Historiker der antiken Philosophie ex professo wurde - und auch später einer Berufung auf einen philosophiehistorischen Lehrstuhl widerstand -, beruhte auf dem starken Eindruck der Lehre und der Persönlichkeit von Ulrich von Wilamowitz, dem er in Berlin nach seinem eigenen Wort eine Art "Heroenkult" entgegenbrachte. - Dreierlei hat das Vorbild und die Lehre von Wilamowitz in ihm ausgelöst. Er wurde auf den unmittelbaren Umgang mit den Texten und Handschriften verwiesen und bildete sich ganz früh zu dem glänzenden Textkritiker, Emendator und Editor aus, der er bis an sein Lebensende geblieben ist. Er sah, dass die Geistesgeschichte nicht lediglich als ein Abspulen fadendünner Abfolgen, sondern allein von der Ausdeutung der konkreten Einzelerscheinungen her betrieben werden müsse. Und endlich: er erkannte an dem Bild der umfassenden Wilamowitzischen Altertumswissenschaft, dass antike Philosophiegeschichte nicht als isolierter Weg des Denkens verfolgt sein wollte, sondern nur aus dem Zusammenhang von Kultur, Erziehung, Staat, Gesellschaft, Dichtung, Kunst und Religion des antiken Lebens.

So ausgestattet, schrieb der Zweiundzwanzigjährige die sodann im Jahre 1912 als Buch erschienene Doktordissertation: "Studien zur Entstehungsgeschichte der Metaphysik des Aristoteles", ein Werk, das ihn in so großer Jugend mit einem Schlage berühmt machte. Denn was hier mit den Mitteln philologischer Observation in Verbindung mit historischem Sinn und philosophischem Sachverständnis an einem der schwierigsten Texte der griechischen Literatur geleistet war, bedeutete nicht weniger als die Zerschlagung des jahrhundertealten, immer noch gültigen scholastischen Bildes des Aristoteles als eines "Systematikers". Die sogenannte Aristotelische "Metaphysik", so zeigte Jaeger, war kein systematisch entworfenes Buch, das, da in ihm vieles eben doch nicht "stimmte", sich vielfältige Umordnungen durch die Wissenschaft gefallen lassen musste. Das Buch war eine Sammlung von Lehrvorträgen, die, dem lebendigen Lehrbetrieb des Peripatos entwachsen, auch die lebendige Denkbewegung des Philosophen wiedergaben.

Auf der Grundlage der "Studien" hat später Jaegers großer "Aristoteles" von 1923 es unternommen, die gesamte Aristotelische Philosophie als "Entwicklung" in ihrer Stufenfolge zu fassen und den in sich selbst aufgegliederten Aristoteles zugleich aus der Kontinuität eines von dem späten Platon her bedingten und sich von dort immer mehr entfernenden Denkens zu begreifen. Mit der nun auf fast die gesamte Schriftenmasse des Aristoteles ausgedehnten Verwandlung des Systematikers in den lebendigen Denker hat das ungemein ansprechend geschriebene Buch den Aristoteles weiten Kreisen der gebildeten Welt nahe gebracht, während es zugleich der Frage nach der sachlichen Einheit und der vielleicht notwendigen sachlichen Spannung in der Seinslehre des Aristoteles neue Impulse gab.

Indessen war Werner Jaeger nach einem Aufenthalt zu Handschriftenstudien in Italien, aus denen die Habilitationsschrift über den Kirchenvater Nemesios von Emesa und damit über die Philosophie des Poseidonios hervorging, bereits im Jahre 19I4 als Sechsundzwanzigjähriger auf die Professur, die einst Friedrich Nietzsche innehatte, nach Basel berufen worden und in schnellem Aufstieg schon im folgenden Jahr als Ordinarius nach Kiel und sodann 1921 nach Berlin gekommen. In Berlin lehrte er an der Friedrich-Wilhelm-Universität sechzehn Jahre lang mit größtem inneren wie äußeren Erfolg. Und wenn wir heute den zwanziger Jahren des Jahrhunderts auf allen Gebieten der geistigen Tätigkeit, in Natur- wie Geisteswissenschaften, im Künstlerischen wie Literarischen, den Charakter einer besonders fruchtbaren und lebendigen Epoche zuerkennen, so waren es auch bei Werner Jaeger jene zwanziger Jahre, in denen die früh gewonnene Grundauffassung seiner Altertumswissenschaft wie seines Humanismus nun zu voller Bestimmtheit gelangte und sich wirkungskräftig entfaltete.

Er war sowohl im Kontakt wie im Kontrast zu der in Berlin herrschenden Philologie nach Berlin gekommen. Im Kontakt: er war selbst aus der historischen Altertumswissenschaft eines Wilamowitz hervorgegangen und verfolgte auch weiter den durch Hermann Diels gewiesenen Weg einer vorwiegend philologischen Behandlung der antiken Philosophiegeschichte. Im Kontrast: er stand in der geisteswissenschaftlichen Richtung, die durch Namen wie Schleiermacher, Trendelenburg, Zeller, Adolf Lasson und den ihm freilich erst später bekannt gewordenen Dilthey bezeichnet war. Diese beiden Stränge führte er zusammen und gelangte so zu der ihm eigenen Form einer philologisch fundierten Geistesgeschichte.

Als Nachfolger von Wilamowitz, neben dem er noch ein Jahrzehnt lang lehrte, hat Jaeger diese seine Nachfolge in dem Sinn verstanden: dass der rechte Nachfolger der wäre, der seinen eigenen Weg zu gehen wüsste. Und so stellte er der Universalität eines Wilamowitz, der die Beherrschung aller Sachbereiche und Methoden der Philologie an die verstehende Verlebendigung der einstigen Lebensfülle der Antike gesetzt hatte, mit steigender Bestimmtheit den Gedanken der Totalität des griechischen Altertums als eines sich sinngemäß entwickelnden geistigen Formenkosmos entgegen.

Jaegers große und ursprüngliche Begabung war der Sinn für Kontinuitäten. Von Haus aus, wie wir bereits sahen, mit einem starken Sinn für das in allem Wandel Beharrende ausgestattet, hing Jaeger in einer Zeit, die sich nicht genug tun konnte, vom "Schöpferischen" zu reden und zu schreiben, an dem Schauspiel der durch alle geschichtlichen Veränderungen durchgehenden geistigen Zusammenhänge. Die geistigen Kontinuitäten waren ihm das, was eigentlich die Geschichte konstituiert und auch ihren Wandel zu einem sinnvollen Wandel macht. Für die meisten Menschen ist die Tatsache, dass etwas fortdauert und bleibt, wenig sensationell. Sie fällt nicht sehr ins Auge und erscheint als ziemlich selbstverständlich. Für Werner Jaeger war das Faktum, dass es überhaupt ein Kontinuierliches im zeitlichen Wandel gibt, gerade das Wunder.

Wie er selbst gesagt hat, ging es ihm um den "immer wieder sich durchsetzenden Aristotelischen Gedanken der Entelechie", der "geprägten Form, die lebend sich entwickelt", wie Goethe es als das Strukturgesetz alles organischen Lebens formuliert hat. Nur dass dabei sein Interesse ganz entschieden auf der Seite des im Formenwandel konstant sich Durchhaltenden war. - "Ich bin ja im Grunde Traditionsforscher", sagte er einmal in seinen letzten Jahren. Und es scheint, dass sich von hier aus auch die besondere Bedeutung der drei Hauptbegriffe seines Denkens klärt. Erstens eben Tradition: wie schon in jenem Hamburger Vortrag angelegt, nicht lediglich das Resultat irgendeiner "Trägheit" im zeitlichen Geschehen, sondern das Prinzip der sich in immer neuen "Erlebnissen" verwirklichenden Konstanz der Werte.

Sodann, zum anderen, Kultur: entgegen dem damals überwiegenden Gebrauch des Wortes, nicht der "Ausdruck" eines geheimen völkisch-nationalen "Wollens", sondern die sich im geschichtlichen Gestaltwandel Europas und, analog dazu, der Welt lebendig bewahrende griechisch-menschheitliche Grundform. - Endlich Erziehung, Bildung: das Instrument der Erhaltung der leiblichen und geistigen Art einer Gesellschaft, der Heraufläuterung des Menschen zum Menschen.

Diese bereits in Werner Jaegers Natur und Herkunft angelegte "ideengeschichtliche" Betrachtungsweise bestimmte seine Methodik wie Thematik. Irgendeine geistige Erscheinung - ein Gedicht oder ein Gedankenwerk - von ihrem geistesgeschichtlichen "Ort", dem Ort im Zusammenhang durchgehender Kontinuitäten - zu verstehen, wurde ihm zu einem heuristischen Prinzip, das er, oft mit verblüffender Einfachheit, mit größtem Erfolg gemeistert hat. Gelegentlich fielen ihm bei diesem "Orten" gleich zwei, drei Ergebnisse in die Hand, so in der Abhandlung : "Solons Eunomie" (I926) und der anderen: "Tyrtaios über die wahre Arete" (I932).

Zugleich waren jene ersten gärenden Berliner Jahre für ihn die Jahre neuen Lernens. Mit einer großen Kraft des Ausgreifens und Einbeziehens eignete er sich in seinen Vorlesungen damals die ihm noch ferner liegenden Gebiete der griechischen Klassik und Frühklassik an. Und da ihm zugleich mit den Zusammenhängen stets auch die konkrete geschichtliche wie literarische Erscheinungsfülle vor Augen stand, gelang es ihm, in seinen Vorlesungen wie Darstellungen den geistigen Formenkosmos des Griechentums in seiner Einheit wie seinem sinngemäßen Wandel vom Epos Homers über Lyrik, Tragödie, Naturbetrachtung und Philosophie der Vorsokratiker, Geschichtsschreibung, Medizin, Rhetorik bis auf die Philosophie des Platon und Aristoteles und weiter bis in die neu aufkommende Welt des Hellenismus wie des Christentums hinein ebenso folgerecht wie lebendig darzustellen. Werner Jaeger schrieb keine griechische Kultur- oder Geistesgeschichte. Dafür blieb er, als ein anschauender Geist, zu sehr den konkreten Erscheinungen hingegeben. Doch waren alle seine in dieser Zeit keimenden und sich formenden Arbeiten auf das potenzielle Ganze eines solchen geschichtlich sinngemäß sich entwickelnden einheitlichen Formenkosmos hin entworfen. Auf ihn verweisen vor allem seine teilweise erst beträchtlich später ausgearbeiteten großen Abhandlungen und Monographien. Nach jenem "Aristoteles" von 1923 die Münchener Vortragsreihe: "Platons Stellung im Aufbau der griechischen Bildung" (1927), die Grundlegung seines später in den zweiten und dritten Band der "Paideia" übergegangenen Platonbildes, die Darstellung des Arztes Diokles von Karystos (1938), die Darstellung des Staatsmanns "Demosthenes" (1939), die "Theologie der frühen griechischen Denker" (1947), ein Versuch, die Herkunft des griechischen Philosophierens aus der Religion der Griechen zu erklären. Auch Jaegers große Editionen: des Kirchenvaters Gregor von Nyssa (1920 und wieder 1959), der "Metaphysik" des Aristoteles von 1957, fügen sich in diesen Rahmen. Und ebenso die Fülle seiner Einzeluntersuchungen, unter denen die über Solon und Tyrtaios schon genannt waren und die nun in seinen "Scripta Minora" von 1960 gesammelt vorliegen.

In Jaegers dreibändigem Werk "Paideia. Die Formung des griechischen Menschen" von 1933 bis 1944 kam alles dies zusammen. Hier unternahm es Jaeger, gleichsam an einem Bildersaal aller bedeutenden Erscheinungen der griechischen Literatur- und Geistesgeschichte, von Homer bis zu Demosthenes, die Verwurzelung der kulturbegründenden Wirkung des Griechentums in der Struktur des griechischen Geistes selber aufzuzeigen und im Prinzip des Erzieherischen das innere Bildegesetz des griechischen Wesens nachzuweisen. Der Grieche, als ursprünglicher "Anthropoplast", auf allen Gebieten seines Gestaltens, seines Wirkens: in Dichtung, Naturdenken, Staatsdenken, Philosophie und Wissenschaft, Plastik wie Ethik, mit ständig steigender Bewusstheit dem Menschen auf der Spur, und mit dem immer bestimmteren und sich verfeinernden Bild des Menschen und seiner Welt bis hin zur philosophischen Selbsterfassung die Bilder und Maßstäbe entwickelnd, die in vielfältigen Abwandlungen in dem sich formierenden späteren Europa so dauerhaft fortwirken sollten. Im ganzen eine Wesensdeutung des Griechentums, deren partielle Richtigkeit oder Unrichtigkeit - über die man dies und jenes sagen kann - vor der Größe und Bedeutung des Gesamtentwurfs wenig ins Gewicht fällt. Sie hat, wenn man von Winkkelmanns überragender "Geschichte der Kunst" absieht, außer in Jakob Burckhardts "Griechischer Kulturgeschichte" nichts Gleichartiges neben sich. Auf der Verbindung jener Wesensdeutung des Griechentums mit dem Erziehungsproblem, wie es in unseren Tagen über den ganzen Erdball hin, und zumal bei den zu eigenem Kulturbewusstsein erwachenden sogenannten Entwicklungsvölkern, immer brennender geworden ist, beruht nicht zuletzt die innere Aktualität und weltweite Wirkung des in viele Sprachen übersetzten Werks.

Den von früh an gehegten Gedanken, die Geschichte der Paideia bis auf die Welt des Christentums fortzuführen, hat Jaeger in seinen letzten Jahren in dem Tübinger Vortrag "Paideia Christi" von 1958 aufgegriffen, der die Amalgamierung des griechischen Kulturgedankens mit der christlichen Glaubenswelt umreißt. Und wie eine schöne Vollendung seines Lebenswerks mutet es an, dass er das erste Exemplar seines aus diesem Vortrag erwachsenen letzten Buchs - die "Abschlagszahlung" für den nicht mehr zu schreibenden vierten Band seiner "Paideia" - "Early Christianity and Greek Paideia" noch wenige Zeit vor seinem Tode in seinen .Händen halten durfte.

Das wissenschaftliche Lebenswerk Werner Jaegers ist durch jene Eigenschaften ausgewiesen, die die große gelehrte Leistung kennzeichnen. Die Fülle der schlechthin richtigen Ergebnisse ist dabei nicht das Wichtigste. Wichtiger, wie bei Jaeger der Gedanke nie über den Dingen schwebt, sondern wie er kräftig in den Stoff hineinwirkt und ruhende Massen in Bewegung setzt. Viel Unerschlossenes wurde so erschlossen, manches vom Weg der Forschung Abliegende in die Forschung einbezogen, wobei, beiläufig, neue Methoden und Erkenntnisweisen entwickelt wurden. Dazu das Wesentliche, wie mit der Bewältigung unzähliger Einzelheiten der Gedanke zum Prinzipiellen, Wesenhaften vordringt und von dem Wesenhaften aus zu jenem Gesamtaspekt gelangt, durch den das Lebenswerk Werner Jaegers als Abbildung der griechischen Antike als eines Ganzen selber als ein Ganzes vor uns steht.

Wie Jaeger sich selbst bewusst war, war damit auch die Einführung einer bisher in Deutschland wenig geübten Form der Darbietung philologischer Erkenntnisse gegeben: die Untersuchung, die zugleich Darstellung ist und, in gepflegter Fasslichkeit geschrieben, zugleich mit dem Fachmann auch den allgemeinen Leser anspricht.

Das Schicksal wissenschaftlicher Werke pflegt es zu sein, dass sie, materiell wie funktionell, in die weitergehende Forschung eingehen und in ihr untergehen. Von dem wissenschaftlichen Lebenswerk Werner Jaegers darf man erwarten, dass es über diese innere Fortwirkung hinaus als Urkunde wie Beispiel bestehen wird: Urkunde eines unbeirrt an die Verfolgung eines Gedankens darangesetzten Lebens, Beispiel der organischen Entfaltung eines Forschungs- wie Gedankenwerks, das als Gedankenwerk dem Kunstwerk analog ist.

Das Bestreben, die Zerstückelung des Historismus zu überwinden, ließ Werner Jaeger in den zwanziger Jahren auch zum Erzieher und Organisator werden. Schnell fand sich um ihn der Berliner Schülerkreis zusammen - gerade kein "Kreis` in dem Sinne eines Adeptenzirkels, sondern eines Kreises von verschiedenartigsten Individualitäten, von der Sache angezogen, mit ihm und untereinander allerdings durch jene "Aristotelische" Form der Philia zusammengehalten die Männer in der Idee ihres Tuns vereinigt. Aus dem Bemühen Jaegers um das Ganze entsprang auch seine Begründung der Fachtagungen, zu denen die vorwiegend gleichaltrigen Vertreter unserer Altertumswissenschaft alle zwei Jahre in Weimar und Naumburg zusammenkamen. In seiner Wirkung auf die Schule wie die gebildete Nation hat Jaeger dem altsprachlichen Gymnasium mit seiner Lehre von den erzieherischen Grundkräften des Griechentums ein neues Selbstvertrauen gegeben, während zugleich seine Zeitschrift "Die Antike", als Organ der "Gesellschaft für antike Kultur", die später ein Johannes Popitz zu seinem eigensten Anliegen gemacht hat, durch Darbietung der einfachen und wesentlichen Erkenntnisse unserer Altertumsforschung Arbeit zu leisten suchte am "inneren Aufbau unserer Zeit".

Das alles lief auf Jaegers vielbesprochenen "Humanismus" hinaus. Man hat ihn von anderer Seite als "dritten" Humanismus bezeichnet und auch als "politischen" Humanismus für fragwürdig befunden und bekämpft. - Wollte man durchaus dem Kind einen Namen geben, der bei der Erscheinungsfülle, die der Jaegersche Humanismus einschließt, doch unzureichend bleiben muss, so wäre die angemessenste Bezeichnung wohl die eines historischen Humanismus. - Nicht als ein gezieltes allgemeines Kulturprogramm ist er entstanden. Er erwuchs zunächst dem Versuch der Rückbegründung der klassischen Altertumswissenschaft in die humanen Grundwerte des Griechentums, wobei sich die geschichtliche Erforschung der Antike der letzten hundert Jahre nicht einfach beiseite setzen oder überspringen ließ. Kein einfacher Rückgriff auf die , zeitlosen griechischen Idole" mit der ihnen zugeordneten "Imitatio in unserer Klassik schien mehr möglich. Jene statischen "Vorbilder" wollten in das Kraftfeld der Geschichte einbezogen sein und verwandelten sich so für Jaeger folgerecht in die wirkenden Kräfte des Erzieherischen (das die dynamische Wirkform jenes "Vorbildlichen" ist). Jaegers neue humanistische Wendung ist also dadurch charakterisiert, dass er die menschheitliche griechische Wertewelt als ein System sinnvoll wirkender, bildender Kräfte in die Geschichte Europas hinein entwarf. Es war, zugespitzt ausgedrückt, eine Historisierung der humanen Wertewelt oder auch Humanisierung unserer europäischen Historie.

Die zweite notwendige Folge der humanistischen Wendung Jaegers war, dass neben Literatur und Kunst, auf die man im neunzehnten Jahrhundert vorwiegend die bildende Wirkung der Griechen gründete, die inzwischen geschichtlich durchforschte Gesamtheit des antiken Lebens mit Staatsgesinnung, Ethik, Religion, Naturbetrachtung und Wissenschaftslehre rückte. Zumal die erzieherische Kraft der griechischen Staats- und Gemeinschafts-Ethik betonte er, doch in dem Sinne: dass der Grieche in der~ besten Zeiten "ebensowenig einen staatsfremden Geist wie einen geistfremden Staat gekannt habe". - Der auch heute weiter wichtige Gedanke einer politisch-ethischen Jugenderziehung wurde damit neben dem Literarisch-Ästhetischen in unsere Beschäftigung mit dem Griechentum hinein verankert. Im ganzen hat Jaeger durch sein öffentliches Wirken für die griechische Bildungs- und Kulturidee, zusammen mit Männern wie Karl Reinhardt und Walther F. Otto, der Wissenschaft vom klassischen Altertum wieder Anteil am allgemeinen Geiste und eine neue Geltung im Bewusstsein unserer Gegenwart gegeben.

Werner Jaeger erfuhr sehr bald, dass für seinen Humanismus im Dritten Reich kein Platz war, und ging 1936, einem Rufe der Universität Chicago folgend, in die Vereinigten Staaten, wo er dann 1939 an der Harvard-University in Cambridge die Heimstätte fand, die ihm neben vielseitiger neuer Wirksamkeit, darunter als Leiter eines neu für ihn gegründeten Instituts für klassische Studien, die erwünschte Freiheit gab, auf den gelegten Fundamenten sein Lebenswerk von Buch zu Buch auszubauen, während sich gleichzeitig sein Ruhm, bezeugt durch eine Fülle höchster Ehren, weltweit verbreitete.

Unsere gegenwärtige kulturelle Lage deutet bei ruhiger Abschätzung darauf, dass die Gedanken Werner Jaegers heute nach einem Menschenalter uns wieder bitter nötig werden, und dies in einem engeren wie einem weiteren Lebenskreise. Der engere Kreis ist unsere Altertumswissenschaft in Deutschland. Sie scheint, nachdem ihr Jaeger in jenen Jahren nach der Zersplitterung des Historismus die Richtung auf eine neue Systole gegeben hatte, nun wieder in die Diastole zurückzufallen, und das Hinscheiden auch eines Karl Reinhardt wie Ernst Buschor scheint dies zu besiegeln. Um es mit den Worten eines dritten Verstorbenen, Richard Harders, aus einem seiner letzten Briefe, zu sagen: "Die Dispersion, die irrende Ratlosigkeit unter den Jungen . . . Flucht in die Spezialissima. Oder ins l7ber-Geistreiche. Jene Ausgewogenheit zwischen Textphilosophie und allgemeineren Anliegen - das ist alles aus den Fugen geraten." Die Funktion als "Regulator, die Jaeger trotz allem inne hatte", sei seit seinem Verlust nicht mehr wettgemacht. - Dies mag sehr düster gesehen sein. Jedoch die allgemeine Zersplitterung der Wissenschaft ins Spezialistische greift auch auf unsere Altertumswissenschaft über, die dem bisher am meisten widerstand. Die Mechanisierung, Technisierung der Forschung kommt anscheinend unentrinnbar auf uns zu, und die Zeit ist vielleicht nicht allzu fern, wo Kybernetik und informationsspeichernde Maschinen uns nur die Fragen zu stellen erlauben, die diese Maschinen beantworten können. Hier mag Jaeger mit dem, was er gewollt und Für kurze Zeit als möglich erwiesen hat, uns noch einmal als Heros Alexikakos, als "guter, dem Übel wehrender Geist", erscheinen.

Der zweite weitere Kreis umfasst die durch die überschnelle technische Entwicklung gefährdete allgemeine kulturelle Lage Deutschlands wie der zivilisierten Welt. Jaeger bereits hat diese Gefahren klar gesehen und sie am reifsten in seiner Rede von 1929, "Die geistige Gegenwart der Antike", ausgesprochen: "Der ungeheuerste Bruch mit aller Tradition, der sich von 1830 bis 1929 in unheimlicher Stille vollzogen hat. Die nationale Staatenbildung des neunzehnten Jahrhunderts, der Kapitalismus, die Technik, der Materialismus als Praxis und als Weltanschauung, das Massenproblem in Wissenschaft, Politik und Erziehung . . ., die geistige Desorientierung des Bürgertums und die Mechanisierung der Kultur und Wissenschaft." "Wo ist", so fragte er schon damals, "der Ansatzpunkt des Humanismus in dieser veränderten Welt . . . Wie kommt das Leben unserer Zeit selbst der Antike entgegen?"

Es sind die Gefahren, die heute, nach weiteren dreißig Jahren rapider technischer Entwicklung, vermehrt um die einengende Wirkung des die Massen regelnden Apparats,

um staatlichen Totalitarismus und Dirigismus zugleich mit großen neuen Möglichkeiten - die Identität von "Chance" mit "Gefahr" - ins Ungemessene gewachsen sind und uns, selbst bei Vermeidung einer physischen Selbstvernichtung der Menschheit, mit dem auf uns zukommenden Zustand einer Zivilisationsbarbarei bedrohen, in der der Mensch höchst komfortabel fortlebt, doch, ohne es zu merken, aufgehört hat, ein Mensch im vollen Sinn des Worts zu sein. - Es scheint, nur der Rekurs auf den Menschen kann hier helfen, der sich, wie schon einige Male in seiner Geschichte, auch in der durch die Technik veränderten Welt als Mensch neu begründen muss.

Der "geschichtliche" Humanismus Jaegers ist in dieser Lage ein wertvolles Erbe, das wir freilich neu erwerben müssen, um es zu besitzen. Als Instrument unseres kulturellen Selbstverständnisses kann es von unschätzbarem Wert für unsere kulturelle Selbstbehauptung werden, während gleichzeitig im Zusammenhang mit dem Problem der sogenannten Entwicklungshilfen die Humanitätsidee eine neue, von Jaeger selbst noch kaum geahnte globale Bedeutung zu gewinnen scheint.

Als Werner Jaeger am 19. Oktober 1961 von uns ging, war, nach der Mitteilung , der Gattin, sein letztes Wort, das er, begleitet von einer "allumfassenden und resignierten Handbewegung", zu ihr sprach: , Nun musst du alles zusammenhalten." Es war zunächst zu ihr, der Gattin, gesprochen, gewiss in seinem Sinne aber auch für jeden, dem an dem "Zusammenhalt" in Wissenschaft, Kultur und Leben um der Zukunft des Menschen willen gelegen ist.

Bei einem jener alljährlichen Besuche in Deutschland, die im letzten Jahrzehnt zu einem wesentlichen Teil seines Lebens geworden waren, war Werner Jaeger zu seinem siebzigsten Geburtstag nach Tübingen gekommen, um die ihm verliehene Würde eines Ehrendoktors der Theologie in Empfang zu nehmen. Und so stand er am Abend des 3. Juli 1958 bei seinem Vortrag über die "Paideia Christi" wieder da unten am Katheder eines nach hinten aufsteigenden, überfüllten größten Auditoriums, und aus der nur äußerlich gealterten Gestalt, über die nun eine neue Milde gekommen war, leuchtete doch die gleiche Jugendanmut hervor, wie vor nahezu vierzig Jahren an jenem anderen Berliner Katheder.

Für mich verschmolzen in diesem Augenblick die beiden durch Jahrzehnte getrennten Bilder seltsam miteinander. Und es war wie eine persönliche Bezeugung der Unzerstörbarkeit des Geistes nach dem Worte des Aristoteles, das er selbst einst über sein Buch geschrieben hatte: "Des Geistes Wirksamkeit ist Leben."

Diese Gedenkrede auf Werner Jaeger wurde am 12. Juli 1962 an der Freien Universität Berlin gehalten. Der Berliner Verlag Walter de Gruyter & Co., der die deutschsprachigen Bücher von Professor Jaeger betreut, hat diese Rede 1963 zusammen mit einer Bibliographie Jaegers von Marianne Ebert gedruckt. Für sein Einverständnis mit der etwas gekürzten Wiedergabe der Rede hier sei dem angesehenen Berliner Verlag ebenso gedankt wie Herrn Professor Dr. W. Schadewaldt.

Der Kreis Kempen-Krefeld hat mit einer Gedenkmedaille 1967 den Künstler Hendrik Goltzius, geboren 1558 in Bracht, geehrt. Im Jahre 1968 folgte die Silbermedaille mit dem Bilde des aus Dülken stammenden Wirtschaftlers Gustav Mevissen (1815 bis 1899). Im November 1969 gab die Kreissparkasse eine Medaille heraus in gleicher Weise wie die Prägungen der Jahre zuvor, dem Gedenken des gelehrten Mitgliedes des Ordens Pour le merite für Wissenschaften und Künste Werner Jaeger gewidmet, der ein hervorragender Philosoph und Philologe war, ein aus heimischer Erde geborener Humanist, der wie Wolfgang Schadewaldt in seinem Gedenkwort vor dem Ordenskapitel 1963 sagte: "die Liebe zu dem alten Stammland wie seine dankbare Verbundenheit mit der neuen Heimat in schönster menschlicher Einheit bezeugte."


Quelle: Heimatbuch 1970, S. 91-99 (ausverkauft).
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Oberkreisdirektors des Kreises Viersen.
Nach schriftlicherAnfrage an den Kulturdezernenten wurde diese Genehmigung am am 16. September 1999 durch den Kreisarchivar erteilt.


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