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Dreißigstes Kapitel.

Die Bruderschaften.

Die "St. Sebastianus-Männer-" und die "St. Marien-Junggesellen-Schützen-Bruderschaften" zu Lobberich sind - wie fast alle Schütze-Bruderschaften hier am Niederrhein - kirchliche Bruderschaften mit vornehmlich weltlichem Charakter.

Die Entstehung der Schützen-Bruderschaften resp. -Vereine reicht bis in die älteste Vorzeit der Städte hinauf. Bekanntlich waren die waffenfähigen Bürger befestigter Orte verpflichtet, sich gegen etwaige feindliche Anfälle selbst zu verteidigen und außerdem bei einem Kriege dem Landesherrn Heeresfolge zu leisten. Diese Wehrpflicht der Stadtbewohner rief das Bedürfnis hervor, sich in den Waffen zu üben und die Formen eines geregelten Kriegsdienstes sich anzueignen. Wie der Adel auf den Turnieren sich in den Waffen ausbildete, so bereiteten sich die Bürger auf den Schießplätzen der Schützengesellschaften für den Kriegsdienst vor. Diese Uebungen nahmen mit der Ausbildung des Städtewesens eine immer größere Verbreitung an und fanden vielfach auch auf dem Lande, in Dörfern und Bauernschaften Eingang. Bereits im 15. Jahrhundert hatten

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die meisten derselben sich als Bruderschaften auch in den Dienst der Kirche gestellt und einen Heiligen als ihren Patron erwählt. Als dann im 16. Jahrhunder, nach der sog. "Reformation", an verschiedenen Orten den hergebrachten Prozessionen von den Andersgläubigen Beschwerden bereitet wurden, da waren es die Schützenbruderschaften, die für die Beschützung der heimischen Prozessionen in die Bresche traten. An vielen Orten des Niederrheins ist dies noch bekannt; so z.B. bahnte der Prozession den Weg und rettete so das Allerheiligste die noch bestehende "St. Sebastianus-Schützen-Gesellschaft" des jetzigen Rektorates Oppum, Pfarre Bockum (bei Krefeld) in der Fronleichnamsprozession von Bockum i.J. 1652, worüber Urkunde noch im Besitze dieser Gesellschaft ist. In genanntem Jahr waren die drei Schützengesellschaften des Ortes, nämlich die von Bockum, Oppum und Verberg in Uniform bei der Prozession. An einer Stelle des Weges war eine hohe Barrikade errichtet und mit 2 Wachen versehen, welche bezweckte, der Prozession den Weg zu versperren. Die an der Spitze schreitenden Bockumer Schützen wagten nicht vorzudringen und machten auch wirklich kehrt, aber die Oppumer Schützen stürzten sich auf die feindliche Rotte, trieben dieselbe voll Kampfesmut und Unerschrockenheit zurück, legten die Barrikade nieder und bahnten so dem Allerheiligsten den Weg. Zur Anerkennung dieser mutigen That erhielten diese Schützen vom damaligen Kurfürsten und Erzbischofe von Köln ein großes silbernes Brustschild mit einer an einer silbernen Kette befestigten silbernen Taube verehrt. Gleichfalls wurden fortan den Oppumer Schützen der Vorantritt in der Fronleichnamsprozession eingeräumt, ein Recht, welches urkundlich festgelegt ist und heute noch ausgeübt wird. Als später geordnete Verhältnisse in dieser Beziehung eintraten, da blieben doch die Schützen-Bruderschaften bis auf den heutigen Tag die berufenen Begleiter des hochwürdigsten Gutes in der Fronleichnams-Prozession und wirken dieselben auch sonst zur Verherrlichung der übrigen Prozessionen und mehrfach des Gottesdienstes mit. Der ursprüngliche Zweck der Schützengesellschaften verlor sich mit der Veränderung des Kriegswesens und dem allmählichen Aufkommen der stehenden Heere und bleiben die Schützen-Bruderschaften in weltlicher Beziehung bis heute nicht mehr Genossenschaften zur vorzugsweise kriegerischen Uebungen, sondern als Vereine zu geselligen Vergnügungen.

Die älteste bekannte Schützengilde Rheinlands ist die der "Karlsschützen" zu Aachen, die 799 gegründet wurde und i. J. 1899 ihr 1100jähriges Stiftungsjubiläum feierte. In den südlichen Niederlanden läßt sich das Bestehen vieler Schützenbruderschafen seit dem Ende des 12. und Anfange des 13. Jahrhunderts nachweisen, (1170 bis 1240) während dieselben in den nördlichen Niederlanden fast überall erst im 14. Jahrhundert (1300 bis 1400) vorkommen. Sie begegnen uns in der Regel (wie auch heute noch üblich) unter dem Namen "Schüttereien", ihre Mitglieder unter dem Namen "Schütten". In Gelderland bezeichneten sich diese Schützen ursprünglich nach ihrem Alter, späterhin, wie schon bemerkt, nahmen sie den Namen von Schutzheiligen, z.B. den des hl. Georg, des hl. Sebastian, des hl. Antonius u. an. Ueber das Alter verschiedener Bruderschaften der Umgegend geben folgende Notizen Aufschluß. Die Stadt Venlo hatte i.J. 1384 vier verschiedene Schützenvereine, die sich unter der Bezeichnung: "alte," "junge", "allerjüngste" und "myddelste" Schützen benannt finden. Im Jahre 1425 werden dort die "St. Georgs" (St. Joris,) 1441 die "hoever", 1462 die "alten", "jungen", "St. Georgs" und "St. Antonius-Schützen" erwähnt. Ebenfalls hatte die Umgebung (das Land) der Stadt Venlo die heute noch bestehende "Ackermannsgilde" (Bruderschaft der Ackersleute,) auch die "Bruderschaft U.L.Frau in gen Dael, genannt; diese Bruderschaft hat bereits Urkunden aus dem Jahre 1439 und 1487. Nachdem dieselbe - wie auch die meisten Bruderschaften der hiesigen Gegend - in dem unheilvollen niederländischen Kriege (1572 bis 1588) ebenfalls hatte eingehen müssen, erhielt dieselbe nach dem Friedensschlusse unterm 1. Juli 1594 das Recht des gesetzlichen Bestehens. DAs 300jährige Jubiläum desselben wurde seitens der Bruderschaft, unter Teilnahme vieler auswärtiger Bruderschaften, am 1. Juli 1894 festlich gefeiert. Die älteste noch vorhandene Platte derselben ist vom Jahre 1665. In Geldern bestand 1440 die "St. Antonius-Bruderschaft". Im Jahre 1478 kamen die Schützen von Arcen auf die Einladung der "alten" oder Antonius-Gilde nach Geldern, um "zusammen zu schießen und fröhlich zu sein", wobei die Stadt ein Faß Bier zum Besten gab. In Wetten bei Geldern bestand 1447 eine Schützen-Bruderschaft, in Nieukerk bestand 1474 eine solche, die "St. Martinus-Bruderschaft" zu Veert bei Geldern hat Urkunde vom Jahre 1569, die "St. Antonius-Bruderschaft" zu Sambeek (Holland) hat Urkunde vom Jahre 1421, die "St. Katharina-Bruderschaft" zu Helmond (Holland) vom Jahre 1445, die St. Johannes-Jungesellen-Bruderschaft zu Straelen hat Urkunde vom Jahre 1591, die "St. Johannes-Baptist-Bruderschaft" zu Bracht

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hat Urkunde vom Jahre 1513, ihre älteste Platte ist vom Jahre 1613, die "St. Lambertus-Bruderschaft" zu Leuth bestand als Schützen-Bruderschaft schon i.J. 1450; unter ihrem jetzigen Namen seit dem Jahre 1610; ihre ältesten noch vorhandenen Platten sind aus den Jahren 1610 und 1659. Die "St. Antonius-Bruderschaft" zu Tegelen hat Urkunde aus dem Jahre 1583. Die "St. Lambertus-Bruderschaft" (jetzt Männer, da 1792 die Junggesellen sich von ihr trennten und eine eigene Bruderschaft gründeten) zu Kaldenkirchen besteht, als aus einer früheren neu gegründet, seit 1597 und feierte 1897 unter Teilnahme vieler auswärtiger Bruderschaften festlich das 300jährige Jubiläum ihrer zweiten Gründung. Die Schützen-Bruderschaft der Sektion Sittard zu Süchteln bestand schon 1407, i.J. 1598 wird ein "Schützenfest" in der Stadt Süchteln erwähnt. Die älteste Platte der "St. Sebastianus-Bruderschaft" der Sektion Ribrocker zu Wachtendonk ist vom Jahre 1609, ebenfalls vom Jahre 1609 ist die älteste Platte der "St. Antonius-Bruderschaft" zu Wachtendonk, welche 1599 bereits bestand. Die älteste Platte der "St. Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft" zu Hinsbeck ist vom Jahre 1619; rechnet man nun die oben schon erwähnte älteste Platte der Leuther Bruderschaft vom Jahre 1610 und die älteste Platte der "St. Lambertus-Bruderschaft" zu Breyell (Dorf) vom Jahre 1625 noch hinzu, so wird man nicht fehlgehen zu behaupten, daß die genannten, nach 1588 entstandenen Schützen-Bruderschaften früher bestanden, aber in Folge des schon erwähnten unheilvollen Krieges (1572-88) haben eingehen müssen, und in dem genannten Jahre neu gegründet worden sind. An einigen, aber wenigen Orten gelang es, in vorgenannten Kriegsjahren (1572/88) die Bruderschaft zu erhalten, zu diesen gehören die Bruderschaft zu Bracht und die beiden Bruderschaften zu Lobberich. Nach dieser allgemeinen, in etwa nötigen Abschweifung wollen wir uns den beiden Lobberich Bruderschaften speziell zuwenden.

1. Die St. Sebastianus-Männer-Bruderschaft

Wie von fast allen alten Schützen-Bruderschaften des Niederrheins, so kann man auch von der St. Sebastianus-Bruderschaft das ursprüngliche Gründungsjahr nicht angeben. Die erste bekannte, urkundliche Nachricht über dieselbe datiert vom Jahre 1477, wie nachher des Näheren zu sehen ist. Der Name der Bruderschaft hat im Laufe der Jahrhunderte eine Abkürzung erfahren: i.J. 1486 heißt sie "St. Antoni-Fabiani- und Sebastiani-Bruderschaft", i.J. 1530 "St. Sebastiani- und Antoni-Bruderschaft", 1643 "St. Sebastianus-Bruderschaft", 1672 und 1699 wird sie einmal "St. Sebastiani- und Antoni-Bruderschaft" und in den nämlichen Jahren 1672 und 1699 auch "St. Sebastianus-Bruderschaft genannt.1) Der letztere Name ist auch seit dem Jahre 1699 bis heute üblich geblieben. Die Eheleute Johann von Besel, genannt von Reyde und Katharina von Bocholtz stifteten auf "St. Antonius-Fabianus- und Sebastianus-Altar" an der Südseite in der Kirche zu Lobberich eine Vikarie mit 3 Wochenmessen, die Dienstags, Donnerstags und Sonntags zu halten waren. Genannte Eheleute waren Kollatoren dieses Altares und schenkten zu diesem Zwecke für die 3 Messen 17 1/2 Malter Roggen an die Kirche und die "Bruderschaft St. Antoni- Fabiani- und Sebastiani", mit der Verpflichtung, daß die Bruderschaft alle Jahre auf St. Mathias-Apostel-Abend für genannte Eheleute auf genanntem St. Anoniusaltar ein Jahrgedächtnis halten lasse und zu Grabe gehe und noch 5 hl. Messen jährlich auf genanntem Altare halten lasse. Gemäß Urkunde vom Tage Jakobus-Apostel, 1479, kauften genannte Eheleute für obiges Jahrgedächtnis das Gut "in der Delle" (Dellenhof, Stams) zu Hinsbeck mit 7 Morgen Acker, ein holländisches Lehngut, von Heinrich v. Krickenbeck. Das Gut war Afterlehen des Hofes "Pellant" zu Hinsbeck. Sie schenkten dies Gut und 5 Malter und 1 Sümmer Roggen an obige Vikarie. (Die Unterpfänder für den übrigen Roggen lagen in den Gemeinden Heinsbeck (Hinsbeck), Luidt (Leuth) und Lobrich (Lobberich). Die Urkunde über die 3 Wochenmessen, das Jahrgedächtnis und die 5 Jahrmessen wurde am 18. Mai 1486, nach dem Tode der Schenkgeber, seitens der Scheffen, Geschworenen und Kirchmeister, sowie der Brudermeister der "St. Antoni-, Fabiani- und Sebastiani-Bruderschaft" zu Lobberich aufgenommen. Außer diesen Urkunden hat das Kirchenbuch II zu Lobberich noch Seite 48 und 49: "Jan van Besel, genannt von Reyde, überläßt am hl. Christabend 1480 der Bruderschaft St. Antoni-, Fabianus- und Sebastianus" 4 Malter 1 Sümmer Roggen Erbpacht aus seinem Gute unter Hinsbeck, genannt "de Delle" behufs seiner hl. Messen. Dasselbe Kirchbuch hat S. 53L "Die Brudermeister St. Sebastianus empfingen "di Dille" mit ihrem Zubehör im Kirspel Hinsbeck, welche ein Lehen

Anm. 1) Fahne, Bocholtz, 2, S. 80, 82, 100. Kirchenbuch 1 Kirchenarchiv S. 10-14, 130, 132. Kirchenbuch 2, S. 44-50, 130, S. 44, 1486 St. Antoni- und Sebastiani-Bruderschaft genannt.

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des Hauses "Pellant" daselbst ist, zu verhergeweden mit 3 alte Tornissen von Hendrich von Krickenbeck zu Lehen. Durch einen Lehnsträger mußte die Brudermeister sich mit der "Dille" und durch einen sich mit dem "Pellanter Bend" belehnen lassen von Hendrich von Krickenbeck; dieser Bend gab 3 Weißpfennige oder 1 Torniß. Nach dem Tode eines Lehnsträgers mußten die Brudermeister einen neuen belehnen lassen.

Johann von Besel, genannt von Reyde, und seine Gattin Katharina von Bocholtz starben zwischen 1479 bis 1483, - wahrscheinlich 1483, denn am 7. Mai dieses Jahres wurde ihr Nachlaß geteilt - und wurden begraben vor dem St. Antoniusaltare in der alten Pfarrkirche zu Lobberich, welcher an der Südseite liegt und welchem Altares- und Vikarie-Kollatoren dieselben waren.1) Eine weitere Stiftung wurde der Bruderschaft seitens der Eheleute Eduard von Bocholtz und Maria von Brochhausen zu Haus Bocholtz. Um das Jahr 1530 nämlich stifteten die vorgenannten Eheleute an die "Bruderschaft St. Sebastiani, Märtyrer und St. Antoni" 15 Goldgulden jährlicher Rente, wofür dieselbe alle Jahre "auf den ersten Werktag nach der Kirmes der Kirchweihe" (Herbst) ein Jahrgedächtnis in der Pfarrkirche zu Lobberich soll halten lassen für genannte Eheleute und deren Voreltern mit 13 Priestern die alle daselbst Messe lesen sollen. Den Armen soll an diesem Tage Tuch und Schuhe gegeben werden und die Geistlichen eine Mahlzeit haben. Die jetzigen Brudermeister der "St. Sebastiani und Antoni-Bruderschaft", Johann Kirchhoffs und Wilhelm Struycks, erhielten die Akten der Rente und sollen dieselben jedes Jahr einen Goldgulden für Lohn und Arbeit haben, die Akten aber gut verwahren und ihrem jedesmaligen Nachfolger übergeben. (1643 bemerkte Pfarrer Pricken von Lobberich, daß dieses Aniversar als althergebracht gehalten werde und zwar jetzt nur mit 5 oder 6 Priester, sodaß die übrigen 8 oder 6 Seelenmessen am nächsten Tage gelegen würden. 1668 wurde es wieder mit 13 Priestern gefeiert.) Das Aniversar genannter Eheleute und deren Eltern, sowie das jährliche "Mahl" der Priester findet noch heute statt, jedoch nicht mehr mit 13 Priestern, da im Laufe der Zeit ein Teil des Stiftungsvermögens verloren gegangen ist. Eduard von Bocholtz starb i.J. 1536 und wurde im Grabe seiner Eltern in der Kirche zu Lobberich begraben.²) Im Jahre 1528 unterschrieb Pfarrer P. Sibert von Krickenbeck

Anm. 1) Fahne, Bocholtz 2, S.78, 80, 82. Kirchenarchiv, Kirchenbuch

1, S. 1014, Kirchenbuch 2, S. 44-50.

2) Fahne, Bocholtz, 2. Bd., S. 100, Kirchenbuch 1, S. 4 und

Kirchenbuch 2, S. 13-21.

den Pachtzettel des der Sebastianus-Bruderschaft gehörigen Heythausener Landes. (Kirchenbuch 1, S.1) Der Vikar Joh. Friedr. Peltzers zu Lobberich schreibt am 4. August 1840, in einem noch vorhandenen Verzeichnisse der Vikarie-Stiftungen:1) " Es sind 4 Messen von dem Vorstande der Gemeinde für die Abgestorbenen aus den Bruderschaften des hl. Sebastian und der hl. Jungfrau Maria gestiftet worden, die an jedem Montage vor der Quatemberwoche gelesen werden. Dafür erhält der Vikar aus dem Fonds dieser Bruderschaften eine gewisse Summe, wofür er noch anbei andere Verpflichtungen hat." Am Schlusse schreibt Vikar Pelzers noch folgende Copie bei:"Offerirung von Pastor und Gemeinde-Vorstand an den Vikar.

Der Pastor und Gemeinde-Vorstand haben dem Vikar angeboten 25 Reichsthaler aus dem Gemeinde-Fonds, und 20 Reichsthaler 12 Stüber aus dem Fonds der Bruderschaften der Mutter Gottes und des hl. Sebastiani zu geben, und zwar so, daß er 50 Reichsthaler erhalte, mit der Verpflichtung, daß der Vikar

1. an Sonn- und Festtagen die Frühmesse und Predigt halte.

2. Dem Hochamt und der Vesper am Sonntage und heiligen Tage beiwohne

und singe, dem Pastor helfe mit Beichtsitzen, besonders an den vier

hohen Festtagen u.

3. Für die Verstorbenen der beiden Bruderschaften 4 Messen, die oben

schon angegeben sind, vor der Quatember-Woche lese."

So sagt die vorhandene Copie, datiert den 24. May 1640.

Am 18 November 1618 übertrugen Pfarrer, Adelige (Johann von Bocholtz zu Burg Bocholtz, Godart von Bocholtz zu Haus Ingenhoven) Schöffen und Geschworene, die Schullehrerstelle zu Lobberich dem aus Lobberich gebürtigen und daselbst als Vikar angestellten Tillmann Kox, weil der Ertrag der Vikarie zum Lebensunterhalte nicht ausreichend war. Außer freier Wohnung im Schulhause und dem Schulgelde, zahlten ihm die beiden Bruderschaften, (Liebfrauen- und Sebastianus-Bruderschaft) jede jährlich 1 Malter Roggen und 7 1/2 Gulden; außerdem erhielt er aus dem Armenfonds 5 Gulden für den Unterricht der Armenkinder. Hiergegen mußte er sich verpflichten: zur bestimmten Zeit Unterricht zu erteilen, und die Kinder zur Messe, Vesper und Kinderlehre zu führen.²)

Anm. 1. Pfarrarchiv zu Lobberich.

2. Pfarrarchiv, Kirchenbuch 1, S. 16 und Kirchenbuch 2,

S. 68. Nettesheim, Gesch. d. Schulen d. Herzogtums Geldern,

S. 702. Fahne, Bocholtz, 2. Bd., S 189.

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Bei einer Visitiation durch den Bischof Andreas Croußen von Roermond (1651 bis 1657) wurde über den Vikar oder Kaplan bestimmt: Auf Gemeindekosten wurde dem Vikar ein Haus gebaut. Der Pastor mußte auf sein Präsentationsrecht verzichten. Der Vikar mußte an den Sonn- und Festtagen die hl. Messe halten und predigen zu der Stunde, die vom Pfarrer festgesetzt wurde. Außer 25 Imperialen, welche abgerundet sind auf 50 Florin venloscher Währung, welche er wie früher auch jetzt, beim Steuerempfänger erhebt für die erste Messe und Predigt, erhält er dazu noch 25 derselben Währung aus den Einkünften der beiden Bruderschaften, (der der allerseligsten Jungfrau Maria und des hl. Antonius u. Sebastianus,) und zwar giebt jede Bruderschaft die Hälfte, mit der Verpflichtung, dem Pastor zu helfen, im Beichthören, besonders an Festtagen, und bei der Krankenprovisur das Jahr hindurch.1) Es werden diese Imperialien sich wohl mit den vorhin vom Vikar Pelzers angegebenen Reichsthaler gedeckt haben und dieselbe Summe sein. An Renten hatte die Bruderschaft ein bedeutendes Einkommen, dem wie wir schon ersehen haben, auch erhebliche Verpflichtungen gegenüber standen. Diese Roggen- und Geldrenten werden erwähnt aus den Jahren: 1477, 1536, 1561, 1603, 1632, 1635, 1643, 1659, 1672, 1699 und 1720.²) Im Jahre 1635 hatte die "Antoni-Fabiani- und Sebastiani-Bruderschaft" an Renten jährlich 11 Malter 1 Sester Roggen und 17 Gulden 10 1/2 Stüber an Geld; i.J. 1643 11 Malter 1 Faß Roggen und 17 Gulden, 10 1/2 Stüber an Geld; in diesem Jahre wird sie "Bruderschaft St. Sebastiani" genannt.³) In den Jahren 1659, 1672 und 1699 lieferten 13 Personen resp. Häuser Lobberichs zusammen jährlich an die "Bruderschaft St. Sebastiani und St. Antoni" 11 Malter 1 Sester Roggenrente und in denselben Jahren zahlten 17 Personen resp. Häuser Lobberixh zusammen an dieselbe "St. Sebastiani-Bruderschaft" 17 Gulden 10 1/2 Stüber Geldrente.4) Bereits war vor dieser Zeit die Rente des Pfarrhofes an die St. Sebastianus-Bruderschaft abelegt, denn das Kirchenbuch 1, Seite 91a zu Lobberich schreibt:"Der Pastor von dem "Schutzbaumgart" 3 Sester Roggen; diese sind gelöst durch den Prälat von Knechtsteden Leonard Teveren Anno 1632 mit 100 Gulden, welche 100 Gulden mit Jährlicher Pension von der Gemeinde zu fordern.

Anm. 1) Pfarrarchiv, Kirchenbuch 2., Seite 65 bis 66.

2) Pfarrkirche, Kirchbch. 1, S. 91-93, Kirchbch. 2, S. 132-134.

3)Fahne, Bocholtz, 1. Bd.; Pfarrarchiv Kirchenbuch 1, vom Jahre

1643, S. 91 - 93

4)Pfarrarchiv, Kirchenbuch 2 v. J. 1659, S. 130 bis 134.

Es drängt sich hier die Frage auf, wo sind diese Renten geblieben und wollen wir diese Frage zu beantworten versuchen. Wie wir ersehen, waren die Renten größtenteils von Gliedern der bekannten adeligen Familie von Bocholtz zu Burg Bocholtz und nur zum kleinen Teile von anderen gestiftet unter der Verpflichtung, hierfür bestimmte Verpflichtungen zu erfüllen, z.B. den Vikar zu honorieren, die Jahrgedächtnisse der Stifter zu vergüten, den Armen zu spenden und zum Gehalte des Lehrers beizutragen. Damals war diese, ( wie auch die Junggesellen-Bruderschaft), eine vornehmlich kirchliche Bruderschaft, die wohl öffentlich (bis um 1600) nur zur Beschützung und Verherrlichung der Fronleichnams- und anderer Prozessionen hervortrat. Als dann um 1600 die Bruderschaften auch in geselliger Weise hervortraten und dem an anderen Orten üblichen "Vogelschießen" sich anschlossen, haben dieselben noch etwa ein Jahrhundert die Verteilung der Revenuen selbst besorgt und dieselben alsdann der Kirche übertragen, wohingegen die Parrrkirche aus den Ueberschüssen der "Bruderschaft St. Sebastianus" zu Lobberich eine bestimmte jährliche Rente, auf die wir noch zurückkommen, frei überließ und jährlich mehrere Messen für die Verstorbenen der Bruderschaft halten ließ, welches beides noch heute besteht. Die "Annalen" der "Bruderschaft St. Sebastiani" zu Lobberich wurden i.J. 1780 neu angelegt und sind noch im Besitze der Bruderschaft. In denselben werden früher und die letzten Statuten vom Jahre 1729 erwähnt, die nunmehr durch neue, 1780 entworfene, ersetzt würden. Die früheren Statuten, sowie die vom Jahre 1729, sind nicht mehr erhalten, dagegen die Statuten vom Jahre 1780 sind von Seite 1 - 33 in den "Annalen" eingetragen. Es sind ihrer 101, und zwar 38 für die Brüder, 17 für den König, 35 für die Brudermeister und 11 für den Wirt. Diese Statuten hatten Gültigkeit bis zum 6. Juni 1886, wo neue Statuten angenommen wurden, weil viele der alten nicht mehr zeitgemäß waren.

Wenn wir uns die Einleitung der Statuten vom Jahre 1780 in den "Annalen" etwas näher ansehen, so finden wir das vorhin Gesagte zum Teil schon bestätigt. Der Verfasser schreibt gleich Seite 1-3 also:

Wenn man den sogenannten Schützen-Bruderschaften auf den ersten Ursprung nachgehet, findet man so heilige Absichten, daß einzig zu wünschen wäre, daß sie allzeit für Augen gehalten würden. Bekannt ist, daß zu den betrübten Zeiten der unseligen Reformation die katholische Wahrheit aufs heftigste angefeindet wurde, also zwar "Daß man die öffentliche Umgäng und Herum-

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tragung des Hoch Würdigsten Sacrament des Altars kaum ohne Gefahr der größten VerunEhrung, ja Leibs und Lebens der andächtigen Catholischen nicht halten dorfte. - Da nun aber diese billig Von der gantzen Catholischen Kirchen als ein öffentlicher Triumph der Wahrheit angesehen werden,haben sich eifrige Catholische Verbunden und Verbrüdert, Das Allerheiligste Sacrament Des Altares so wohl, als dessen fromme Begleiter mit Wehr und Waffen, ja mit Darsetzung ihres eigenen Lebens zu beschützen, zu dem Ziel und Endt sich Vorläufig im Schießen geübet, und dies iß der erste Ursprung der so genemten Schützen-Bruderschaften, zu welchen Die hiesige S: Sebastiani Bruderschaft auch gehöret; welche von uralten Zeiten her in der Hochadeligen Familie von Bocholtz ihre Patronen und Beschützer gefunden hat. Die gleichwie der Catholischen Wahrheit inniglich allzeit ergeben, sich allzeit hat lassen angelegen seyn, den Augapfel der Catholischen Wahrheit, die Gegenwart nemlich Jesu Christi im Hoch Würdigsten Sacrament des Altares nach allen Kräften zu Verthätigen, mithin alles zu dem öffentlichen Triumph der siegenden Wahrheit beyzutragen, wovon hiesige Bruderschaft die älteste Denkzeichen mit einer pur seidenen Fahn, schwer silbernen Stukken (Platten) und kostbar silbernen Vogel aufweisen kann. Obwohl nun keine Wehr und Waffen wegen geschwundene Gefahr und siegende Wahrheit mehr Vonnöthen, gleichwohl um die angeregte H: Absichten nach Erheischung der Zeiten zu erreichen, so findet sich die Hochlöbliche S. Sebastiani Bruderschaft dahier zu Lobberich Verbunden und Verpflichtet, der Sakramentalischen Prozession und die Gottes Tracht als dem eintzigen Ursprung der Bruderschaft andächtig beyzuwohnen und gesammter Hand mit Christem Eifer zu begleiten." Soweit die "Annalen". Wie schon wiederholt gesagt, erhellt aus Vorstehendem, daß die "St. Sebastianus-Bruderschaft " zu Lobberich bis zur Zeit der Reformation eine rein kirchliche Bruderschaft war und sich sodann auch als "Schützen-Bruderschaft" in den Dienst der Kirche stellte, nunmehr aber auch, wie andere Schützen-Bruderschaften, gesellige Vergnügungen, wie Vogelschießen und Aufzüge veranstaltete, folglich zugleich eine "Schützen-Bruderschaft" wurde und als solche wohl seit jener Zeit besteht. Die Erwähnung der adeligen Familie von Bocholtz als Patron bezieht sich zweifellos auf die schon genannten Rentenstiftungen von 1479 resp. 1486 und 1530, deren erstere vor der Reformation gestiftet ist; also muß die Sebastianus-Bruderschaft als solche vor der Reformation bestanden haben und wird dieselbe damals zur Zeit der Reformation zugleich als Schützen-Bruderschaft aufgetreten sein.

Am 23. September 1778 besuchte der Bischof von Roermond, Philip Damian, Marquis von Hoensbroech, die Gemeinde Lobberich und wurde derselbe seitens der Sebastianus-Bruderschaft mit Musik feierlichst abgeholt.Hierdurch entstanden der Bruderschaft nahezu 20 Reichsthaler Kosten, eine für die damalige Zeit hohe Summe. Da aber um jene Zeit durch nötige Auslagen, wozu noch die vorerwähnten Kosten kamen, die Kasse auf den Nullpunkt angekommen war, man aber sicher wußte, daß in benachbarten Gemeinden den Schützenbrüdern für dergleichen Ehrenbezeugungen seitens der Gemeinde einen Beischuß zu den verursachten Kosten erhielten, so richteten die Brudermeister der St. Sebastianus-Bruderschaft zu Lobberich, Mathias Cremers und Peter Schuren, am 12. Oktober 1778 ebenfalls ein schriftliches Gesuch um einen Zuschuß an die "Regierer" resp. an die Gemeinde Lobberich. Bereits am 13. Oktober 1778 wurde ihnen der Bescheid, daß die Gemeinde der "Löblichen Bruderschaft St. Sebastianus" allhier, für die Kosten der Bischofs-Einholung einen Zuschuß von 12 Reichtsthaler gewähre. 1) - Im Jahre 1795 wurden seitens der Bruderschaft 6 Platten des "Königssilbers" (deren Wert) an Notleidende der Gemeinde gegeben; ebenfalls gab die Bruderschaft am 21. Januar 1795 2 Reichsthaler 20 1/4 Stüber und die ihr gehörige Rente von 2 Faß Roggen an die Armen der Gemeinde.²) Im Jahre 1831, am 29. Januar, gab die Sebastianus-Bruderschaft 5 Reichsthaler an heimliche Arme und ist diese Ausgabe begründet mit der damaligen sehr schlechten Zeit, weil Venlo von den Belgiern belagert (1830) war und keine Kohlen aus Venlo ausgingen, sondern alle in Uerdingen geholt werden mußten und deshalb das "Küpen" 33 Stüber kostete.³) Am 28. Januar 1815 legte die Bruderschaft 13 Gulden 10 Stüber zurück für die Feier der demnächstigen Hochzeit des Herrn von Bentinck (Ingenhoven).4) Man ersieht hieraus, daß auch nach dem durch die Franzosen 1798 gewaltsam aufgehobenen Jurisdiktionsrechte, die Gemeinde noch treu zu den alten Herrschaften hielt. - In den Statuten v.H. 1780 heißt es in Paragraph 26 der Brudermeister unter andeen:"soll aber ein außerordentlicher Vorfall sich erregen, z. Exempel: Die hiesige Hoch Wohlge-

Anm. 1) Bruderschaftsannalen vom Jahre 1780, S. 24, 165,166. 2) Dieselbe Quelle, S. 169 und 4 der jährl. Rechnung.

3) Dieselbe Quelle, S. 20 der jährl. Rechnung.

4) Dieselbe Quelle, S. 20 der jährl. Rechnung.

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bohrenen Herrschaften, einen Hoch Würdigsten Bischofen, Herrn Pastoren, oder Herrn Schultheißen einzuführen, darüber sollen Brudermeister mit dem König, Offiziren und sechs Aeltesten Cuncludiren, wie solche Einführung geschehen, und die schüldige Ehrbezeugung abgestattet werden solle. 1) Damals, bis 1798, besaßen die Herren von Mirbach und von Bentinck, Söhne der beiden letzten Erbtöchter von Bocholtz-Lobberich, noch die Jurisdiktion über Lobberich.) - In Paragraph 10 des Wirtes (zugleich Paragraph 101 der Bruderschaft) heißt es unter anderem:²) "Zu welchen Löblichen Conditionen und Maaß-Regulen/: Die uns Endt benemten mit Klaren Worten seyend Vorgelesen und Wohl von uns verstanden worden ./ wir sämtliche Brüder Ihro Königliche Majestät in Preußen unseres allergnädigsten Landes Vater so als beyderseitig Hoch Wohlgebohrenen Herrschaften Frey Herrn von Mirbach und von Bentinck und Hoch Dero Nachkömmlingen ihres guten Rechten Vorbehalten, uns Sumittiren, Verbinden, Verbrüdern, und kraft eigner Hand Unterschrift Verpflichten."

Bezüglich der noch bestehenden Rente der Bruderschaft ist noch folgendes zu bemerken: Der Paragraph 25 der Brudermeisterstatuten vom Jahre 1780 bestimmt hierüber u.a.: Sollen Brudermeister gantz Beflissen seyn die der Bruderschaft noch angehörige Rhenten bestmöglich beyzubehalten, und zwar haben Sie

A. Von zeitlichen S. Sebastiani Brudermeistern in festo S. Sebastiani zu empfangen 12 Reichsthaler.

B. 2 Faß Roggen abzuholen unten im Dorf an Schmietz, Haftirend und dessen Guth. NB. Diese 2 Faß Roggen kann zeitlicher Brudermeister an sich halten oder veräußern, muß aber dafür pro quota so viel in Rechnung bringen, als der S. Sebastianus-Brudermeister aufweiset.

C. Beym zeitlichen "Schatzheber" (Steuerempfänger) die laut Gemeinde Protokoll ab einem Capital Von 36 Reichsthaler abfließende intree ad 3 Gulden 4 3/4 Stüber.³) (Letzteres Kapitel ist längst erhoben, da es in späteren Jahresrechnungen nicht mehr vorkommt.). Vorgenanntes Statut bestätigt uns zum dritten Male das früher über die Renten der Bruderschaft gesagte. Zuerst sagt es, daß die noch vorhandenen Renten beigehalten werden sollen, was voraussetzt, daß früher mehrere bestanden haben. Dann sagt es, daß die Geldrente beim "Sebastianus-Brudermeister", um Sebastiani empfangen werden soll. Bereits am 20. Januar

Anm. 1) Diesselbe Quelle, S. 24

2) Diesselbe Quelle, S. 24.

3) Annalen der Brud. v. J. 1789, S. 26

1785 zahlte dieselbe der "Kirchmeister", wie auch von da an bis heute die Rente aus der Kirchenkasse bezahlt wird. Nachdem also die

Bruderschaft ihre sämtlichen Renten gegen Leistung der darauf ruhenden Verpflichtungen an die Pfarrkirche abgetreten hatte und ihr diese Geld- und Roggenernte von derselben zugesichert war, nannte i.J. 1780 noch die Kirche denjenigen Kirchmeister, der die Renten der Bruderschaft verwaltete, in pietätvoller Erinnerung, den "St. Sebastianus-Bruderschaft." Vom Jahre 1780 bis zum J. 1849 noch wird die Geld- und Roggenrente bald zusammen, meistens die Roggenernte allein, die "Freiheit" genannt und versteigert. Dieselbe brachte ein:1)

Im Jahre 1785 zahlte der Kirchmeister 12 Reichsthaler 28 Stüber, die 2 Faß Roggen wurden in natura geliefert.

Im Jahre 1812 brachte sie ein 12 Reichsthaler ohne die 2 Faß Roggen oder 8 Viertel Roggen.

Im Jahre 1813 brachte sie ein 12 Reichsthaler ohne die 2 Faß Roggen.

Im Jahre 1815 brachte sie ein 48 Gulden mit den 2 Faß Roggen.

Im Jahre 1816 brachte sie ein 42 Gulden mit den 2 Faß Roggen.

Im Jahre 1832 brachte sie ein 32 Reichsthaler 50 Stüber mit den

2 Faß Roggen, wohl für 2 Jahre.

Im Jahre 1846 zahlte Bürgermeister Kessels aus der Kirchenkasse die jährliche Rente mit 10 Thaler 1 Sgr. 8 Pfg. und die 2 Faß Roggen, welche 3 Thaler 25 Sgr. einbrachten.

Vom Jahre 1846 bis zum Jahre 1875 wo die Roggenrente zuletzt in natura bezahlt wurde, brachte dieselbe ein:

1847 - 2 Thaler 25 Sgr.

1848 - 2 " " 25 "

1849 - 2 " " 20 "

1865 - 1 " " 26 "

1867 - 3 " " 11 "

1870 - 2 Thaler 29 Sgr.

1871 - 2 " " 27 "

1872 - 2 " " 2 "

1873 - 2 " " 22 "

1874 - 2 " " 20 "

1875 - 2 " " 20 "

Diese Roggenrente war von den Besitzern des betr. Gutes längst an die Kirche abgelegt worden, die Kirche zahlte diese aber bis dahin noch in natura. Vom

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Jahre 1876 an bezahlt die Kirche die Geld- und Roggenrente um Sebastiani (Januar) in Baar.

An Geldrente bezahlte der Kirchenrendant i.J. 1865 10 Thaler 1 Sgr. 8 Pfg.; i. J. 1876 Geld und Roggenrente zusammen mit 12 Thaler 21 Sgr. 8 Pfg.; und so bis jetzt, im Jahre 1900 wurden 38 Mark 16 Pfg. gezahlt. Von allen früheren Renten ist diese und die Jahrmessen der Bruderschaft bis auf den heutigen Tag verblieben.

Zwar nicht alljährlich, aber doch von Zeit zu Zeit wird an einem Sonntage "der Vogel geschossen". Wer das Glück hat, den besten Schuß zu thun, und den Vogel von der Stange zu schießen, wird zum "Könige" der Bruderschaft ausgerufen. Man schmückt ihn mit dem "Silber" der Gilde, das aus vielen silbernen Platten besteht, welche vermittelst einer Kette so aneinander befestigt sind, daß ein Teil derselben auf dem Rücken, und der andere auf der Brust herunterhängt. Außerdem ist an den Platten ein silberner, mit einer Krone geschmückter Vogel befestigt, den der König auf der Brust trägt. Die Platten bestehen aus Geschenken der verschiedenen Schützenkönige. Ist der Vogel geschossen, dann finden an den Tagen der Sommerkirmes die festlichen Aufzüge der Bruderschaft statt, und trägt der König den wertvollen Silberschmuck bei diesen festlichen Gelegenheiten. Nach Paragraph 12 der Statuten für den König vom Jahre 1780 muß jeder König, (wie es auch vordem bestand) der Bruderschaft eine silberne "Platte" im Gewichte von mindestens 4 Lot schenken.1) Als ersten bekannten König der Lobbericher "St. Sebastianus-Bruderschaft" nennt uns Fahne, in Geschichte der von Bocholtz, Band 1., S. 289 Peter in gen Gryn, genannt "der alte König" um 1630.

Die "Silber-Liste"²) der St. Sebastianus-Bruderschaft binnen Lobberich, angelegt i.J. 1780, zählt uns die Namen folgender "Könige" auf:

1. Tilmannus Schmitter, 1721.

2. Henrikus Wolters, 1723.

3. Gerardus Wans, 1724.

4. Petrus Wildenrath, 1729.

5. Gregorius Schuren, 1732.

6. Johannes Mevesen, 1737.

7. Andreas Wolters, 1744.

8. Joannes Menskes, 1745.

9. Henrikus Feickes, 1746.

10. Petrus Menskes, 1747.

Anm. 1)Brud. Annalen von1780, S. 17

2) Dieselbe Quelle, S. 167 bis 171 incl.

11. Renerus hübrichs, 1749.

12. Winandus Wienen, 1751,

13. Jakob Heythausen, 1754.

14. Paulus Schmitter, 1755.

15. Joachim Gartz, 1756.

16. Petrus Schmitter, 1757.

17. Petrus Michelen, 1763.

18. Joannes Hopp, 1764.

19 Joannes haanen, 1765.

20. Henrikus Bäumkes, 1766.

21. Theodorus de Linne, 1767.

22. Joannes Stieger, 1768.

23. Egidius Wittlings, 1769.

24. Edigius Kox, genannt Wittlings, 1774.

25. Joannes Wittlings, 1777.

26. Joannes pascher, 1778.

27. Joachim Heythausen, 1779.

28. Joannes Bengmanns (Heythausen) 1780.

29. Mathias Gartz, 1781.

Dieser hat Nr. 14 "Beygenommen". Das "beinehmen" bestand darin, daß man eine Familienplatte von Silber abnahm und eine schöne, schwere mit beiden Namen und Daten anfertigen ließ. Bis zum Jahre 1838 geschah dies öfters.

30. Petrus Schuren, 1782.

Dieser hat Nr. 5 "beimachen" lassen.

31. Merten Brackelmans, 1783.

32. Sybertus Funcken, 1785.

Dieser hat Nr. 6 "beimachen" lassen.

33. Joes Brustes, 1786.

34. Vincentius Antonetty, 1787.

35. Joachim Gartz, genannt Pascher, 1788.

Dieser hat Nr. 25 "beimachen" lassen.

36. Henrikus Honnen, 1791.

Im Jahre 1795 sind vom Silber folgende Nr. 2,3,4,7 und 9, resp. der Werterlös derselben, an hiesige Notleidende gegeben, wobei noch eine gegeben wurde, welche in den genannten Nr. nicht aufgeführt ist und welche den Namen Teisken Schmeetz trug.

37. Peter Johan Wallrafes, 1804.

38. Theodor Strutz (Strux), 1805.

39. Egidius Wettlings, 1808.

40. Gerard Tobrick, 1818.

41. Andreas Jehles, 1819.

42. Arnold Zanders, 1821.

43. Johann Dammer, 1822.

44. Peter Dammer, 1823. 1) Anm.: Rittergutsbes. d. Hauses

Ingenhoven f. 1820, gest. 1845.

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45. Peter Jul. Schuren, 1825.

46. Wilhelm Martin Peermans, 1829.

47. Johan Hendrich Hünges, 1834.

48. Wilhelmus bungartz, 1836.

49. Jakob Dohmes, 1838.

Dieser hat Nr. 36 "beimachen" lassen, zugleich ist Nr. 41 für die Bruderschaft gegeben worden.

50. Paulus Diederichs, 1853.

51. Anton Winkels, 1861.

52. Heinrich Pellen,1864.

Dieser hat die Familienplatte Nr. 33 nicht "beimachen" lassen, sondern anstatt einer Platte von 4 Lot einen vergoldeten Stern, dessen Wert mehr ist als eine Platte von 4 Lot, geschenkt.

53. Pet. Heinr. Rollbrocker, 1867.

Dieser hat einen vergoldeten Stern machen lassen.

54. Reiner Dömges, 1869.

Hat eine Silberplatte machen lassen.

55. Conrad Klompen, 1871.

Hat eine Silberplatte machen lassen.

56. Michael Reimes, 1878.

57. Theodor Steeger, 1880.

58. Andreas Schmitz, 1881.

Ist nicht "augezogen".

59. Joseph Berder, 1887.

Die Bruderschaft hat einen vergoldeten Stern anfertigen lassen.

60. Sylvester Pelters, 1893.

61. Mathias Peters, 1895.

Hat einen vergoldeten Stern machen lassen.

Es wären somit, die 2 nicht mit Nr. versehene eingerechnet, bis heute 63 Namen der Könige bekannt. Vor dem Bilde ihres Patrons, des hl. Sebastianus in der alten Pfarrkirche, unterhielt die Bruderschaft eine Kerze; ebenfalls hat dieselbe in derselben eine Stelle zum Aufhängen der Fahne bei gewissen Gelegenheiten.

Am Sommerkirmes-Dienstag, den 10. Juni 1902, feierte die Bruderschaft das 425jährige Jubelfest ihres bekannten Bestehens in großartiger Weise. An dem Feste beteiligte sich (außer allen anderen eine Fahne führenden Vereinen der Gemeinde) auch die Junggesellen-Bruderschaft, die während der Kirmestage ihres Vogelschusses wegen festliche Aufzüge gehalten hatte. Gleichzeitig mit dem 425jährigen Jubelfeste feierte die St. Sebastianus-Bruderschaft an diesem Tage das Fest der Fahnenweihe. An Stelle der i.J. 1884 angeschaffften Fahne mit dem Bilde des hl. Sebstianus wurde nämlich i.J. 1902 eine prachtvolle neue mit dem Bilde dieses Heiligen angeschafft, welche auch - neben anderen Ornamenten- in dankbarer Pietät das Wappen der ehemals in Lobberich ansässigen freiherrlichen Familie von Bocholtz, der Wohlthäter und Beschützer der Bruderschaft zeigt. Die neue Fahne erhielt an diesem Tage, bei Gelegenheit des feierlichen Hochamtes, die kirchliche Weihe.Nach Ausweis der "Annalen" wurden von 1876 bis 1893 jährlich 3 Mark für die Kerze an die Kirche gegeben. Im Jahre 1849 ließ die Bruderschaft das St. Sebastinusbild in der Kirche an der südlichen Seitenwand neu anstreichen und vergolden, welches 3 Thaler 23 Sgr. 6 Pfg. kostete. Auch heute noch, wie von alten Tagen her, läßt die Bruderschaft an St. Sebastianustage ein Hochamt, und vor den Quatembertagen für die verstorbenen Mitglieder jährlich verschiedene hl. Messen, lesen. Gegenwärtig gehören zum "Schützen"- oder "Königs-Silber" dieser Bruderschaft außer dem Vogel, der Kette und 2 silbernen Bruderstäben noch 37 Platten und Sterne, welche fast alle mit einem Bildnisse und einer Inschrift versehen sind. Dieselben sind nach dem Alter derselben folgende:

1. Der silberne, mit einer Krone geschmückte Vogel, ohne Datum.

2. Sehr alte, runde Platte, mit den aufgelegten Bildern des hl. Sebastian, des hl. Fabian und des hl. Antonius (Abt) ohne Datum, am Vogel hängend.

3. Schöne Platte mit Chronikum und Bild des hl. Petrus; Inschrift Petrus Schuren, König, Bäcker und Kaufmann, wohnhaft allhier 1782. Joes Schoeren, Anno 1732.

4. Sehr schöne Platte mit Spruch und Chronikum und Bild St. Joachim; Inschrift: Joachim Heythausen und Sibilla Kox, Eheleute, 1779, Jak. Heythausen 1754.

5. Platte mit Bild St. Paulus und Inschrift: Paulus Schmitter, Petronella Wevelinkhoven, 1755.

6. Stern mit Krone und Bild eines pflügenden Ackerers, Inschrift Jann Stieger, Anna Pocher, Ehel. 1768.

7. Stern, 1867 neu gemacht, mit den Jahreszahlen 1768 und 1867. (Im Jahre 1867 ließ die Bruderschaft 4 silberne "Ringkräge" zu 5 Sternen umändern, und sind bei 2 derselben das Jahr ihrer Schenkung angegeben.)

8.Sehr schöne Platte mit dem Bilde der Taufe Christi, Spruch und Chronikum; Inschrift:"Johannes Heythausen, Bruderschaft-König, Samt Helena Fitges, Wahre Eheleut Allhier, 1780."

9. Sehr schöne Platte mit Bild der allerheil. Drei-

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faltigkeit, Spruch und Chronikum, Inschrift: Mathias Gartz und Maria Wans, Ehel. 1781.

10. Platte mit Bild St. Martin, Inschrift: Martinus Broeckelmanns, Gertrudis Winkels, Cluidt, 1783.

11. Schöner Stern mit aufgelegtem Bilde des Majors, Inschrift: Johann Brustes 1786. Johann Heinrich Hünges, Maria Cath. Müllers, 1834.

12. Stern, 1867 neu gemacht, mit den Jahreszahlen 1768 und 1867.

13. Platte in Sternform und dem Bilde einer Brennerei, Inschrift: Jann Pascher, 1778: Joachim Garz, 1788.

14. Platte mit Bild der heil. 3 Könige, Inschrift. Theodorus Strux und Gritgen Haupmans, den 13. January 1788.

15. Stern mit dem Bilde eines pflügenden Ackerers, Inschrift: Gerhard Tobrock, genannt Steger, Anna Marg. Steger, 1818.

16.und 17. Zwei zierlich gearbeitete Bruderstäbe, die jeder zur einen Seite das Bild des hl. Sebastianus zur anderen das des hl. Antonius Abt, und beide die Jahreszahl 1819 tragen.

18. Sehr schöner Stern mit dem Bilde eines Herzens, Spruch, Chronikum und der Inschrift: Es herrsche Eintracht, Liebe und Lust im Lust. Vereine. Andreas Jehles, Maria Agnes Hoffmans, 1819.

19. Stern mit Bild des Majors, Inschrift: Arnold Zanders, Adelgunda Holtsteger, 1821.

20. Stern mit dem Bilde St. Johannes; Inschrift:Johannes Dammer, Anna Marg. Eberts, genannt Noten, 1822.

21. Sehr schöner Stern mit dem Bilde St. Petrus; Inschrift:Petrus Dammer, 1823.

22. Stern mit Bild St. Jakobus, Inschrift: Peter Jakobus Schuren, König, Kaufmann und Bäcker in Lobberich, 1825.

23. Stern mit dem Bilde einer aufgelegten vergoldeten Tulpe (Blume): Inschrift: Mein Reich ist einer Tulpe gleich. Martinus Poemans, A. Sibilla Wildenrath, 1829.

24. Sehr schöne Platte mit dem Bilde des Majors; Inschrift Wilhelm Bongartz, A. Marg. Winkels, 1836.

25. Stern mit Bild des hl. Antonius; Inschrift Joh. Jakobus Dohmes, M.U. Cath. Zanders, 1838.

26. Stern mit Bild St. Antonius; Inschrift: P. P. Diederichs, Bandarbeiter, C.G. Terhag, 1853.

27. Bronzener Hals oder Ringkragen ohne Inschrift.

28. Stern mit dem Bilde St. Antonius; Inschrift: Anton Winkels, König der Sebastianus-Bruderschaft. 1861.

29. Silbervergoldeter Stern mit der Inschrift: Gewidmet dem Hauptmann vom Schützenkönig Joh. H. Pellen, Cath. Rulofs, für die Sebastianus-Bruderschaft 1864.

30. Stern, Inschrift: Schützenkönig H. Rollbrocker, G. Peemans, 1867.

31. Platte mit dem Bilde eines Handelsmannes; Inschrift: Reinold Bömges, Cäciia Bontenackels 1869.

32. Stern mit der Jahreszahl 1867.

33. Stern mit der Bezeichnung: Adjudant und der Jahreszahl 1867.

34. Stern mit der Jahreszahl 1867.

35. Platte mit der Inschrift Conrad Klumpen, 1871.

36. Stern mit der Inschrift: Michael Reimes und Katharina Dickmanns, 1878.

37. Stern mit der Inschrift: Th. Steeger, A.Topeters, 1880.

38. Stern mit der Inschrift: Den Jubilaren Jos. Berder, Joh. Schmitter, 1887.

39. Stern mit der Inschrift: S. Pelters, E. Hohnen, 1893. (Auch sind noch 2 vergoldete Erinnerungs-Medaillen vom 300jährigen Jubelfeste zu Venlo vom Jahre 1894 und vom 300jährigen Jubelfeste zu Kaldenkirchen vom Jahre 1897 vorhanden.)

40 Stern mit vergoldetem Kranz; M. Peters, M. Giebmanns, 1895.

Schließlich möchten wir noch erwähnen, daß es zu bedauern ist, daß diese altehrwürdigen Einrichtungen, die auf dem Boden der Kirche stehend und durch Begleitung des hochw. Gutes bei der Fronleichnmans-Prozession in ihren Dienst sich stellend, die Pflege christlichen Brudersinnes und christlicher Sitte und Ordnung auf ihre Fahne geschrieben haben, in letzter Zeit so vernachlässigt worden sind. Es ist dies dem Ueberhandnehmen einer Menge anderer Vereine und Gesellschaften zuzuschreiben, die vielleicht weniger ernste Ziele verfolgen als die Bruderschaften und wiederum eine Menge von Festlichkeiten im Gefolge haben. Noch vor 40 - 50 Jahren war es um die Mitgliederzahl der Bruderschaften viel besser bestellt, damals war die Beteiligung eine viel allgemeinere als heute, wie das Mitgliederverzeichnis in den "Annalen" beginnend mit dem Jahre 1847, nachweist. Vikar Pelzers, gestorben 1870, war bereits 1847 Mitglied dieser Bruderschaft. Jetzt sieht man vielfach mit mitleidigem Lächeln auf dieses, wie man sagt, kindische Spiel, daß sich überlebt

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hat und nicht mehr zeitgemäß ist. Diejenigen, welche so reden, verkennen den eigentlichen Zweck der Bruderschaften, die sich zur Aufgabe machen, den oben angegebenen christlichen Zielen nachzustreben,

und am guten Alten getreulich festzuhalten. Möge das neue, eben begonnene Jahrhundert diese altehrwürdigen Einrichtungen unserer Ahnen wieder in ihrem alten Glanze erblicken!

2. Die St. Marien-Junggesellen-Bruderschaft

Wie von der "St. Sebastianus-Bruderschaft", so kann man auch von der "St. Marien-Bruderschaft" das ursprüngliche Gründungsjahr nicht angeben. Die erste bekannte urkundliche Nachricht über dieselbe datiert vom Jahre 1516. Der Name der Bruderschaft war: i.J. 1531 "S.S. Anna, Maria und Crucis-Brudersschaft"; i.J. 1540 "Bruderschaft Beata Maria Virgine (allersel. Jungfrau Maria) und Anna"; i. J. 1643 "Unser L. Frawen-Bruderschaft"; i.J. 1659: "Bruderschaft Beata Virgenis Mariae"; i.J. 1699 und 1704 heißt sie ebenfalls noch: "Bruderschaft B.M. Virgine". Im Jahre 1618 heißt sie "Liebfrauen-Bruderschaft", 1651 "Bruderschaft der allerseligsten Jungfrau Maria" und i.J. 1840 "Bruderschaft der hl. Jungfrau Maria. Die "St. Marien-Junggesellen-Bruderschaft" hat also gleich der St. Sebastianus-Männer-Bruderschaft im Laufe der Jahrhunderte ihren Namen abgekürzt. Bereits gegen 1820 wird sie auch die "Junggesellen-Bruderschaft" genannt, welche Bezeichnung auch noch i.J. 1841 mit üblich war. Später, 1861, wird sie unrichtigerweise "Junggesellen-Schützen-Gesellschaft" genannt, welche Bezeichnung auch vielfach noch bis heute, neben der Bezeichnung "St. Marien-Bruderschaft" üblich ist. Möge die alte Junggesellen-Bruderschaft ihren alten Namen "St. Marien-Junggesellen-Bruderschaft" wieder auf- und annehmen, damit nicht aus der kirchlichen Junggesellen-Bruderschaft eine weltliche Junggesellen-Schützen-Gesellschaft werde! 1)

Der Lobbericher Vikar Joh. Fried. Pelzers schreibt am 4. August 1840 in einem vorhandenen Verzeichnisse der Vikarie-Stiftungen:²) "Es sind 4 Messen von dem Vorstande der Gemeinde für die Abgestorbenen aus den Bruderschaften des hl. Sebastian und der hl. Jungfrau Maria gestiftet worden, die an jedem

Anm. 1) Ein weltlicher "Bürger-Schützen-Verein" zu Lobberich besteht bereits seit ca. 25 Jahren daselbst.

2) Pfarrarchiv zu Lobberich.

Montage vor der Quatemberwoche gelesen werden. Dafür erhält der Vikar aus dem Fonds dieser Bruderschaften eine gewisse Summe, wofür er anbei noch andere Verpflichtungen hat." Am Schlusse schreibt Vikar Pelzers noch folgende Copie bei: "Offerirung vom Pastor und Gemeindevorstande an den Vikar. Der Pastor und Gemeindevorstand haben dem Vikar angeboten, 25 Reichsthaler aus dem Gemeinde-Fonds und 20 Reichsthaler 12 Stüber aus dem Fonds der Bruderschaften der Mutter Gottes und des hl. Sebastiani zu geben und zwar so, daß er 50 Reichsthaler erhalte, mit der Verpflichtung, daß der Vikar:

1. An Sonn- und Festtagen die Frühmesse und Predigt halte.

2. Dem Hochamt und der Vesper am Sonntage und Heiligen Tage beiwohne und singe, dem Pastor helfe mit Beichtsitzen, besonders an den vier hohen Festtagen u.

3. Für die Verstorbenen der beiden Bruderschaften 4 Messen, die oben schon angegeben sind, vor der Quatember-Woche lese.

So sagt die vorhandene Copie, datiert den 24. Mai 1640.

Im Jahre 1531 schenkten henniken und Gritgen quinckers einen jährlichen erblichen hornsen gulden an "S. S. Anna, Maria und Crucis-Bruderschaft" und stellten beide dafür als Unterpfand einen Morgen Land, gelegen neben syken (Sophia) Pipers landt neben dem Mühlenwege von Sassenfeld zu Vogelsangs-Mühle. (Lüthemühle.) (Kirchenbuch I., S. 23)

Im Jahre 1540 wurden die Provisoren der "Bruderschaft B. Maria V. und Anna" von dem Stifter Symon auf dem Strauch, Kanonikus-Senior an St. Gereon in Köln, Stifter eine Studienstiftung, einem geborenen Lobbericher ( aus dem Sassenfeld) verpflichtet, zu seinen gestifteten Messen Wachs und Licht zu liefern.1) Am 14. Oktober 1540 übergab Herr Symon Strux (auf dem Stauch) Kanonikus im Kollegiatstifte St. Gereon zu Köln, in Gegenwart des Pfarrers, der Schöffen, Kirchmeister und des Vorstandes der Bruderschaften (Maria und Anna) für die drei Messen des hochw. Herrn Johann von Lobberich und für seine eigene Messe die Urkunden. (Kirchenbuch II., S. 29a, 41 und 42.) Am 18. November 1618 übertrugen der Pfarrer, die Adeligen (Johann von Bocholtz zu Burg Bocholtz und Godart von Bocholtz zu Haus Ingenhoven,) Schöffen und Geschworene, die Schullehrerstelle dem aus Lobberich gebürtigen und daselbst als Vikar angestellten Tillmann Kox, Sohn des Witwers

Anm. 1) Kirchenbuch Lobberich 2.

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Arnold Kox, 1) weil der Ertrag der Vikarie bei deren Abnutzung zum priesterlichen Lebensunterhalte nicht ausreichend war. Außer freier Wohnung im Schulhause und dem Schulgelde, zahlten ihm die beiden Bruderschaften (Liebfrauen- und Sebastianus-Bruderschaft) jede jährlich 1 Malter Roggen und 7 1/2 Gulden; außerdem erhielt er aus dem Armenfonds 5 Gulden für den Unterricht der Armenkinder. Hiergegen mußte er sich verpflichten: zur bestimmten Zeit Unterricht zu erteilen, und die Kinder zur Messe, Vesper und Kinderlehre zu führen.²) Bei einer Visitation durch den Bischof Andreas Krousen von Roermond (1651 bis 1657) wurde über den Vikar oder Kaplan unter anderem auch folgendes bestimmt: "Der Vikar mußte an den Sonn- und Festtagen die hl. Messe halten und predigen, zu der Stunde, die vom Pfarrer festgesetzt wurde. Außer 25 Imperialien, welche abgerundet sind auf 50 Florin venloscher Währung, welche er wie früher auch jetzt beim Steuerempfänger erhebt, für die erste Messe und Predigt, erhält er dazu noch 25 derselben Währung aus den Einkünften der beiden Bruderschafen ( der allerseligsten Jungfrau Maria und des hl. Antonius und Sebastianus.) und zwar giebt jede Bruderschaft die Hälfte, mit der Verpflichtung, dem Pastor zu helfen im Beichthören, besonders an Fettagen und bei der Krankenprovisur das Jahr hindurch.3) Diese Imperialen und Florin werden sich wohl mit den von Vikar Pelzers angegebenen Reichthalern gedeckt haben und dieselbe Summe gewesen sein.

Die "St. Marien-Junggesellen-Bruderschaft", war ebenfalls, wie auch die "St. Sebastianus-Männer-Bruderschaft" eine Unterstützungs-Bruderschaft und beide Bruderschaften in gewissem Sinne Armenstiftungen.4). An Renten hatte die "Liebfrauen- oder Bruderschaft der allerseligsten Jungfrau Maria" ebenfalls ein bedeutendes Einkommen, dem aber, wie wir gesehen, auch Verpflichtungen gegenüberstanden. Diese Roggen- und Geldrenten werden urkundlich erwähnt aus den Jahren 1516, 1519, 1531, 1540, 1543, 1561, 1603, 5) 1604, 1611, 1635, 1652, 1653, 1659, 1660, 1672, 1696, 1699 und 1704. 6) - Im Jahre 1635 hatte die

Anm. 1) Kirchenbuch Lobberich, 2.

2) Fahne, Bocholtz, 2. Bd., S. 189 und Kirchenbuch Lobb. 1 u. 2.

3) Pfarrarchiv, Kirchenbuch 2, S. 65-66.

4) Auch in Viersen war die noch bestehende "St. Sebastianus- Unterstützungs-Bruderschaft. Schröteler, Gesch. d. Herr. Viersen, 1861, Seite 208

5) Kirchenbuch 1, Lobb. S. 93 u. 94; Kirchenbuch 2. S. 136 bis 139

6) Kirchenbuch 1 Lobberich, S. 92 u. 94, Kirchenbuch 2, S. 136 bis 139.

"Bruderschaft der allerseligsten Jungfrau Maria" an Renten jährlich

13 Malter 1 1/2 Faß Roggen und 2 Gulden 11 Stüber an Geld.1) i. J. 1643 13 Malter 2 Faß Roggen und an Geld 6 Gulden 13 Stüber wo noch 2 Positionen an Geld nicht beigerechnet waren.²) In den Jahren 1659, 1672, 1696 und 1699 lieferten 13 Personen resp. Häuser Lobberichs zusammen jährlich 13 Malter 1 1/2 Faß Roggen und 3 Personen resp. Häuser je 18 Stüber, 18 Stüber und 1/4 Reichtsthaler, zusammen also 1/4 Rthlr. und 36 Stüber jährlich an Geldrente.³) Diese Renten werden gleichfalls, wie die der Sebastianus-Männer-Bruderschaft, jetzt in dem kirchlichen Armenvermögen einbegriffen sein und als solche von beiden Bruderschaften noch heute fortbestehen.4). Die "Junggesellen- oder Marien-Bruderschaft" war nämlich ehedem, wie auch die "Männer- oder Sebastianus-Bruderschaft" eine vornehmlich kirchliche Bruderschaft, die wohl bis um 1650 öffentlich nur zur Beschützung der Fronleichnams- und anderer Prozessionen, ( und wie auch die Männerbruderschaft,) etwa noch zum Schutze der Gemeinde hervortrat. Als dann um 1600 bis 1650 die Bruderschaften auch in geselliger Weise hervortraten und dem bereits an anderen Orten üblichen "Vogelschießen" sich anschlossen, haben diese noch etwa bis 1780 die Verteilung der Revenuen selbst besorgt und alsdann die Verteilung derselben der Pfarrkirche überlassen. Die ältesten noch vorhandenen Statuten oder Regeln der "Junggesellen-Bruderschaft" sind am 18. Juni 1835 genehmigt und noch im Besitze der Bruderschaft. Es sind 37 Paragraphen und zwar 7 für den König, 9 für die Brudermeister und 21 für die Brüder. Diese Statuten hatten Gültigkeit bis zum 28. April 1861, wo die "Junggesellen-Schützen-Gesellschaft" neue Statuten zur Genehmigung einreichte, da mehrere der früheren nicht mehr zeitgemäß wären. Dieselben wurden am 8. Dezember 1861 von Brügermeister Kessels genehmigt und sind noch in Kraft. Aus der Geschichte der "Junggesellen- oder St. Marien-Schützen-Bruderschaft" ist noch folgendes nachzutragen: Der Lobbericher Pfarrer P. Wilhelm Essers schaffte i.J. 1704 eine weiße Fahne für die Mutter-

Anm. 1) Fahne, Bocholtz, 1. Bd., 1 Abt. S. 285

2) Kirchenbuch Lobberich 1, S. 93 a.

3) Kirchenbuch Lobberich 2, S. 136-139.

4) Die vorgenannten Renten bestanden größtenteils schon i.J. 1516; 1561 stiftete der Vikar Paulus tho Brock ebenfalls eine, u. 1603 Lißken Ketelbuters vor dem Schöffen Jan Menßkes und Marten Dörkes ebenfalls noch eine.

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gottes-Bruderschaft an; 1705 schaffte er eine neue Statue für die Muttergottes-Bruderschaft an und i.J. 1707 ein silbernes Herzchen mit einer Kette für die Mutter-Gottes-Statue, aus dem Strafgelde eines gewissen. Im Jahre 1726 ließ der Lobbericher Pfarrer P. Theodor Rütger Borgs eine neue grüne Kasel anschaffen und ferner aus den Geldern der Kirche und der beiden Bruderschaften (Junggesellen und Männer) das hübsche Kapellchen für die Muttergottes bauen. In das alte wurde die Statue des hl. Sebastianus gesetzt. Es kostete 100 Florin, mit Ausnahme des französischen Glases, des Riegels und der Thürangeln.1) Am 4. August 1780 traf die Junggesellen-Bruderschaft zu Lobberich ein Abkommen mit Peter Jantzen zu Grefrath über die Lieferung einer neuen Fahne zum Preise von 57 Reichsthaler clevisch; hierauf erhielt er am 27. August 1780 durch Johannes Haanen, 20 Reichsthr. clevisch, und nach Ablieferung und Gutbefund der Fahne durch genannten Johannes Haanen am 27. November 1780; den Rest.²) In den 60er Jahren des eben verflossenen Jahrhunderts wurde ebenfalls eine neue seidene Fahne mit dem Bilde der allerseligsten Jungfrau Maria angeschafft und dieselbe kirchlich geweiht. Diese, die im Laufe der 30 Jahre ihres Alters viel von ihrer Schönheit eingebüßt hatte, wurde i.J. 1898 durch eine neue prachtvolle Fahne mit dem Bilde der unbefleckten Jungfrau Maria ersetzt, welche am 20. Juni 1898 die kirchliche Weihe erhielt. Da diese Feier mit Sommerkirmes zusammenfiel, wurde der Tag durch festliche Aufzüge gefeiert. Erwähnt sei noch, daß von jeher, wie auch heute noch, die St. Marien-Junggesellen-Bruderschaft ebenso wie auch die St. Sebastianus-Männer-Bruderschaft, zur Verherrlichung der Fronleichnams-Prozession, sowie sonstiger kirchlicher Festlichkeiten und Feiern, nach besten Kräften beiträgt. Zwar nicht alljährlich, aber doch von Zeit zu Zeit, wird an einem Sonntage " der Vogel geschossen", und wer das Glück hat, den besten Schuß zu thun und den Vogel von der Stange zu schießen, wird zum "Könige der Bruderschaft" ausgerufen. Man schmückt ihn mit dem "Königssilber" der Gilde, das aus vielen silbernen Platten besteht, welche vermittelst einer Kette so aneinander befestigt sind, daß ein Teil auf dem

Anm. 1) Kirchenbuch Lobberich 1. Dasselbe hat auch noch eine Notiz vom

Pfarrer Pater Norber Pricken, eines gebürtigen Lobberichers, welcher schreibt: 1652 wurde ein passender Platz (i der Kirche) in Stand gesetzt für die Statue des hl. Sebastianus, des Patrons von Lobberich. In demselben Jahre wurde die Staue der allerseligsten Jungfrau in dem Kapellchen in Stand gesetzt.

2) Urkunde im Besitz der Bruderschaft.

Rücken und der andere auf der Brust herunterhängt. Außerdem ist an den Platten ein silberner, mit einer Krone geschmückter Vogel befestigt,

den der König auf der Brust trägt. Die Platten sind Geschenke der verschiedenen Schützenkönige, deren ehedem jeder eine an die Bruderschaft schenken mußte. Seit dem Jahre 1851 ist diese Schenkung, die 1850 zuletzt bei der Junggesellen-Bruderschaft stattfand, bei dieser aufgehoben. Ist der Vogel geschossen, dann finden an den Tagen der Sommerkirmes die festlichen Aufzüge der Bruderschaft statt, und trägt der König den wertvollen Silberschmuck bei diesen festlichen Gelegenheiten. Die zwei noch vorhandenen "Silber-Listen" der "Junggesellen- oder Marien-Bruderschaft" zu Lobberich und ein neu dazu angelegtes Verzeichnis, zählen uns bis heute die Namen folgender 49 Könige dieser Bruderschaft auf:

1. Jakob Mantewe (Mantua) 1), 1669.

2. Jehles (Egidius) Wittlings, 1727.

3. Crin (Quirinus) Cox, 1736.

4. Jann (Johann) Stieger, 1741.

5. Jehles (Egidius) Wittlings, 1754.

6. Mathias Pecks (Becks), 1765.

7. Henrikus Haus, ²) 1767.

8. Peter Gartz, ³) 1767.

9. Joseph Antonetty, 1769.

10. Quirinus Stieger, 1773.

11. Joseph Antonetty, 1777.

12. Jakobus Wittlings, 1778.

13. Peter Dammer, genannt Eciker, 1779.

14. Johann Heinrich Haanen, 4) 1780

15. Heinrich Dirkes, 1781.

16. Joachim Gartz, 1782

17. Peter Paulus Wildenrath, 5) 1783

18. Mathias Brocker, 1785.

Diese Platte ist verkauft und damit i. J. 1824 die Vogelstange bezahlt worden.

19. Egidius Holtstieger, 1787.

20. Peter Dammer auf Haus Ingenhoven 1788, 6)

21. Antonius Reinen, (Heinen) 1791.

Anm. 1) Mantua entstammte der adeligen Familie von Heythausen vom

Lehngute Heythausen zu Lobberich.

2) Halfmannssohn zu Haus Bocholtz, 1. Hof desselben.

3) Ebenfalls Halfmannssohn zu Haus Bocholtz, 2. Hof desselben.

4) Haanen war später, 1800, "Maire" und sodann Bürgermeister zu

Lobberich bis 1823, gestorben 1847.

5) Wildenrath war ebenfalls Gemeindevorsteher zu Lobberich bis

1800.

6) Dammer war seit 1820 Besitzer des Rittergutes Ingenhoven und

starb 1845.

22. Johannes Jakobus Pascher, 1802.

23. Johannes Wilhelmus Weynen, 1803.

24. Johannes Wilhelmus Weynen, 1804.

25. Arnold Müllers, 1805.

Die Platten von Weynen und Müllers sind verkauft und damit 1820

Messen bezahlt worden.

26. Quirinus Rankers, 1808.

27. Johann Heinrich Heunges, 1819.

28. Hubertus von Krüchten, Zimmermann, 1820.

29. Jakob Reimes, 1821.

30. Jakob Menskes, 1823.

31. Johann Heinrich Tobrock, 1826.

32. Gerhard Füsers, 1830.

33. Heinrich Rütten, 1833.

34. Theodor Zanders, 1835.

35. Michael Joseph Berder, 1) 1837.

36. Kornelius Grutester,²) 1840.

37. Joseph Abels, 1841.

38. Konrad Schulzen, 1843.

39. Arnold Frank, 1845.

40. Peters Paulus Peemanns, Juwelier, 1850.

41. Peter Arnold Rütten, 1851.

42. Wilhelm Weyer, 1856.

Er war seit 1835 gewesener Major der Bruderschaft.

43. Theodor Deutges, 1863.

In diesem Jahre feierte man, (irrtümlich) verleitet durch das Datum des Vogels, das 200jährige Jubiläum der Bruderschaft, die über 1 1/2 Jahrhundert älter ist. Man nahm 12 Mann Musik vom 16. Infantrie-Regiment, welche 122 Thaler kosteten.

44. Mathias Clloerkes, 1868.

45. Quirin Kessels, (Hotel Kessels)m 1879.

46. Heinrich Andrae, Juwelier, 1885.

47. Heinrich von Berkel, 1890.

48. Johann Schmitz, 1897.

49. Hermann Antonetty, 1902.

In der alten Pfarrkirche hat diese Bruderschaft ebenfalls, wie auch die Männerbruderschaft, eine Stelle zum Aufhängen der Fahne bei gewissen Gelegenheiten. Gegenwärtig gehören zum "Königssilber" der Junggesellen-Bruderschaft außer dem Vogel und der Kette noch 26 Platten und Sterne, welche alle mit einer Inschrift, und mit nur einer Ausnahme, auch mit einem Bilde versehen sind. Eine noch im Besitze der Bruder-

Anm.1) Berder trat 1848 in die Sebastianus-Männer-Bruderschaft zu Lobberich ein, wo er nach 50 Jahren ebenfalls König war, 1887, aber im selben Jahre starb.

2) Dieser, unter dem Namen "Stinkes Cornelles" bekannte alte Lobbericher starb als Junggeselle, wenige Tage vor Vollendung seines 90. Lebensjahres, in seinem Heimatsorte Lobberich, 1898.

schaft befindliche, am 26. Juli 1838 durch Lambert Dückers und Heinrich Schuren angelegte "Silberliste" erwähnt auch außer dem noch vorhandenen, von den beiden genannten 1835 gestifteten silbernen Ringkragen für den Fähnrich, noch die 2 silbernen Bruderstäbe (resp. die Spitzen) derselben. Die beiden "Bruderstäbe" wurden leider im Jahre 1865 umgeschmolzen und zu Knöpfen für die Stöcke der Brudermeister verarbeitet, während die Männer-Bruderschaft noch im Besitze derselben ist.

Die noch vorhandenen Platten sind nach dem Alter folgende:

1. Der silberne, mit einer Krone geschmückte Vogel, welcher die

Jahreszahlt 1665 trägt.1)

2. Stern mit dem Bilde eines pflügenden Ackerers; Inschrift 1669,

Anno 1673 Jakob Mantewa.

3. Platte mit dem Bilde des Lamm Gottes; Inschrift: Jakobus Wettlings,

1778, Crin Kokx 1736.1778.

4. Stern mit der Krone und dem Bilde eines pflügenden Ackerers und eines Schäfers mit Schafen; Inschrift: Quirinus Stieger, 1773. Jan

Stieger, 1741, 1773.

5. Platte mit dem Bilde eines pflügenden Ackerers; Inschrift:

Mathias Becks, 1765.

6. Stern mit dem Bilde St. Heinrich; Inschrift: Henricus Haus, Halfmann des Herrn von Merbach, 1767.²)

7. Stern mit Krone und dem Bilde eines pflügenden Ackerers;

Inschrift: Peter Gartz, Halfmannssohn von Merbach, 1768.³)

8. Platte mit dem Bilde St. Joseph; Inschrift: Joseph Antonetty,1769;

Joseph Antonetty, 1777.

9. Stern mit dem Bilde des hl. Joseph; Inschrift: Peter Dammer,

genannt Eicker, 1779.

10.Sehr schöne Platte mit dem Bilde der Taufe Christi, großem Spruch

und Chronikum, und der Inschrift:Heinrich Haanen, Junggesellen- König zu Lobberich, 1780. 4)

11.Platte mit dem Bilde St. Heinrich, Inschrift: Heinrikus Dickskes,

Junggesellen-König zu Lobberich 1781.

Anm. 1) Durch Lesung der Jahreszahl 1665 und Unkenntnis der älteren

noch vorhandenen Urkunden, feierte die Bruderschaft i. J. 1865 ihr 200jähriges Jubiläum. Dieselbe ist aber über 1 1/2 Jahrhundert älter.

2) Wohnte auf einem der beiden Höfe des Hauses Bocholtz. 3) Wohnte auf dem zweiten Hofe des Hauses Bocholtz . 4) War später, 1800, "Maire" und sodann lange Jahre, bis 1823,

Bürgermeister zu Lobberich, wo er 1847 starb.

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12. Platte mit dem Bilde St. Joachim; Inschrift: Joachim Gartz,

Junggesellen-König zu Lobberich, 1782.

13. Platte mit dem Bilde St. Paulus; Inschrift: Petrus Paulus

Wildenraths, Junggesellen-König zu Lobberich 1783. 1)

14. Platte mit dem Bilde eines pflügenden Ackerers; Inschrift: Egidius Holtsteger, genannt Ververs, Halfmann von den Wysen (Waisen)hof

Freigesellen-König tot Lobberich, 1787. 2)

15. Sehr schöne Platte mit dem Bilde eines pflügenden Ackerers und

dem Bilde St. Petrus; Inschrift: Petrus Dammer, Halfmanns-Zoon des Riddersits In Gen Hofe Tel Lobberich, Junggesellen-König in Jaar

1788. 3)

16. Platte in Sternform mit Krone; Inschrift: Antonius Reynen als

König, Wohnhaftig Heynen Anno 1791.

17. Platte mit dem Bilde eines pflügenden Ackerers, über demselben

Gott Vater; Inschrift: Johannes Jakobus Pascher ob Stalberchh-

Hof tot Loberick aan Dyck, 1802. 4)

18. Platte in Sternform, mit Krone; Inschrift: Arnoldus Müllers

und in römischen Ziffern die Jahreszahl 1805.

19. Stern mit dem Bilde eines Webstuhles; Inschrift: Quirinus Rankers,

1808.

20. Stern mit dem Bilde St. Heinrich; Inschrift: Johann Heinrich

Huenges, König, alt 30 Jahr, 1819.

21. Stern mit dem Bilde St. Hubertus; Inschrift: Hubertus von Krüchten, Zimmermann, 1820.

22. Stern mit dem Bilde eines pflügenden Ackerers; Inschrift:

Jakobus Remes, König in Lobberich, gebürtig in Dülken, 1821.

23. Stern mit dem Bilde St. Jakobus; Inschrift: Johann Jakobus

Menskes, 1823.

24. Stern mit dem Bilde St. Heinrich; Inschrift: Johann Heinrich

Tobrock, 1826.

25. Ring- oder Halskragen mit dem Bilde Mariens; Inschrift: Lambert

Dückers, Heinrich Schuren, 1835. 5)

26. Stern mit dem Bilde Mariens; Inschrift: Eine freie Gabe von dem

Junggesellen-Klnig P.Jos. Abels in Lobberich, 1841.

Anm. 1)War später bis 1800 seit 1798 Gemeindevorsteher zu Lobberich.

2)War der nunmehr abgebrannte "Dreskeshof" im Sassenfeld.

3)War seit 1820 selbst Rittergutsbesitzer zu Ingenhoven und starb 1845.

4)Der jetzige "Mühlenhof"

5)Waren nicht Könige 1835, sondern Brudermeister in diesem Jahre

war Th. Zanders König.

27. Vergoldeter Stern mit der Inschrift: Andenken an den Junggesellen-

Schützenkönig P. Paul Peemanns, Lobberich, 1850. 1)War Juwelier

Diesem Sterne haben die beiden vorletzten Könige ihre Namen und Königsjahre zusetzen lassen, und zwar lautete die beigemachte Inschrift: H. von Berkel, 1890 und J. Schmitz, 1897.

Wir geben zum Schlusse nach dem Wunsche und der Hoffnung Ausdruck, daß beide Bruderschaften oder Gilden, eingedenk ihrer edlen Zwecke, zur Ehre Gottes, zur Erhaltung der Eintracht und des Friedens, zur Erhöhung unschuldiger Freude und Fröhlichkeit nach Kräften beizutragen, fortwährend ungestörten Bestandes und schönster Blüte sich erfreuen mögen.

3. Die ehemalige St. Josephs-Bruderschaft.

Außer den beiden schon genannten Bruderschaften des h. Sebastianus und der allerseligsten Jungfrau Maria, bestand hier ehedem auch noch eine "St. Josephs-Schützen-Bruderschaft", deren Mitglieder meistens den Sektionen Sittart und Bocholt angehörten, und die ein Abspließ der St. Sebastianus-Bruderschaft war. Diese Bruderschaft war i.J. 1834 gegründet worden. Ihre Hauptgründer waren die Oekonomen und Schwäger: Konrad Gartz (auf Gartzhof,Vierhöfen, Bocholtz, 77 Jahre alt, gestorben 1873) und Reiner Michels (auf Pauelshof, Bocholtz, 61 Jahre alt, gestorben 1860.) Dieser Bruderschaft war keine lange Blütezeit beschieden, da sie nur einmal ein Königs-Vogelschießen veranstaltet hat. Der Name des Königs ist Reiner Michels, 1834. Vom geschlossenen Orte Lobberich aus gesponnene Intriguen bereiteten ihr ein vorzeitiges Ende. Die ganze Gemeinde Lobberich zählte damals nur ca. 3000 Einwohner, auch bestanden nur die beiden schon vorgenannten Bruderschaften als einzige gesellige Vereine, dieserhalb wurde im Orte diese Gründung als eine nicht zulässige Neuerung angesehen, die auf alle Fälle unterdrückt werden müsse. Der geschlossene Ort befürchtete nämlich, daß, falls diese Bruderschaft in Flor bliebe, Sittart-Bocholtz bei Gelegenheit der Kirmes des öftern Schützenfest, und später wohl eine eigene Kirmes haben wolle, wodurch der eigentliche Ort sehr geschädigt würde. Aus diesem Grunde arbeitete man im Geheimen mit allen zu Gebote stehenden Mitteln auf das Eingehen dieser neu gegründeten Bruderschaft. Die "St. Josephs-Schützen-Bruderschaft" zu Lobberich-Sittard-Bocholtz war im Besitze einer schönen, seidenen Fahne, die noch

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erhalten ist; dieselbe zeigt das Bild der hl. Familie von Nazareth; ebenfalls war dieselbe auch im Besitze eines silbernen Königssternes, der noch vorhanden ist und die Inschrift trägt: "St. Josephs-Bruderschaft Bocholt 1834." Die Fahne und sonstige Uniformstücke der Bruderschaft wurden auf Pauelshof aufbewahrt, der Königsstern ist noch heute auf Gartzhof. Verschiedentlich wurden Fahne und Stern in den sechziger und siebziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts nach auswärts an Vereine verliehen, die damals nicht im Besitze von Fahne und Stern waren, so an die "St. Johannes-Bruderschaft zu Hinsbeck-Schlöp", an den St. Hubertus-Schützenverein zu Hinsbeck-Glabbach, an die Schützen-Bruderschaft zu Süchteln-Dornbusch und an die St. Mathias-Bruderschaft zu Schliebeck-Grefrath.

Im Jahre 1902, wo andere Lokalverhältnisse der Gemeinde eingetreten, und die vorhand angegebenen Bedenken längst durch Gründung vieler anderer Vereine verschwunden sind, wurde seitens der Sektionen Sittart und Bocholt der ernstliche Versuch gemacht, diese von 68 Jahren gegründete und schon vor über 65 Jahren eingeschlafene "St. Josephs-Bruderschaft" wieder zur Blüte zu bringen. Zu diesem Zwecke fand am 1. Juni 1902 eine Versammlung der beiden Sektionen statt, deren Verlauf das beste hoffen ließ, leider aber das gewünschte Resultat bis heute nicht gehabt hat. Hoffentlich wird nach allseitiger reiflicher Erwägung die erhoffte Einigung doch noch zu Stande kommen und die Bruderschaft - bei den heutigen, ganz veränderten Ortslokalverhältnissen - wieder zu ihrem alten Glanze gelangen!

Außer den 3 genannten Schützen-Bruderschaften führen zur Zeit folgende Vereine Lobberich's eine Fahne bzw. Standarte:

1. Der "Krieger-Verein", gegründet 1873, nach Eingang eines hier früher bestandenen.

2. Der "Männer-Gesang-Verein", gegründet im November 1841 durch Herrn Lehrer Ed. Istas, der seit seiner Gründung bis zu seinem Tode, 1897, sein erster Dirigent blieb.

3. Der "Kath. Gesellenverein", gegründet 1865.

4. Der "Bürger-Schützen-Verein", gegründet 1878.

5. Der Gesangverein "Hoffnung", grgründet 1863.

6. Der Gesangverein " Frohsinn", gegründet 1885.

7. Der Gesangverein "Eintracht" (Dyck), gegr. 1882.

8. Der "Turnverein", gegründet 1886, nach Eingang eines bereits am 24. Sept. 1861 gegründeten und 1876 aufgelösten Vereins.

9. Der Radfahrer-Club "Wind", gegründet 1899.

10. Der "Sassenfelder-Musik-Verein", gegr. 1885.

Sodann bestehen in der Gemeinde noch Vereine, (darunter der "Lobbericher Musik-Verein" der im Jahre 1896 gegründet wurde) die bis heute noch keine Fahne bzw. Standare führen, als z.B.:

Kirchen-Gesangverein "Cäcilia", Veteranen-Verein, Freiwillige Feuerwehr, Sanitäts-Kolonne, kameradsch. Verein ehemaliger 65er, Artillerie-Verein, Garde-Verein, Kavallerie-Verein, Werkmeister-Verein, Theater-Verein "Thalia", Stenographen-Verein, Schützen-Gesellschaft "Viktoria" (Soup), Kaninchen-Zuchtverein, Wirte-Verein, Leseverein "Gemütlichkeit", usw. usw.


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Anhang