WESTDEUTSCHE ZEITUNG11. Mai 2004 |
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Von Joachim Burghardt
Im Lobbericher Pfarrzentrum "Die Brücke" fand unter Leitung
von Markus Belmann (r.) ein Gospel-Workshop statt. Foto: Kurt
Lübke
Lobberich. Am Anfang war ein Zischen, Hecheln und Keuchen. Und am Ende ein mehrstimmiger, schöner Gesang, der mit herzlichem Applaus belohnt wurde. Dazwischen lagen zwei Tage: Beim dritten Nettetaler GospelWorkshop im Lobbericher Pfarrzentrum "Die Brücke" erarbeiteten ungeübte Laien und erfahrene Chorsänger elf Songs, die sie am Sonntagabend so überzeugend in der Alten Kirche vortrugen, als wären sie eine lange eingesungene Chorgemeinschaft. "Das kann sich hören lassen, das hat viel Freude gemacht!", lobte Chorleiter Markus Belmann. Bis dahin aber war's harte Arbeit und ungewohnte.
Die Arme so hoch gestreckt, dass bei den Mädchen Bauchnabel und Rücken frei lagen, bei den Männern das Hemd aus der Hose rutschte und bei den Frauen die Bluse aus dem Rock. Doch Belmann forderte mehr: "Und noch höher die Arme. jetzt die Hände baumeln lassen. Und zischen. Zischen!" Damit nicht genug: Der Musiker ließ seine Leute pusten und hecheln, drehen und bücken. Eine halbe Stunde verging, bis "das Zwerchfell bereit für den ersten Ton" war - ein lang gestrecktes "Ooooh". Und dann endlich der erste Gospelsong: "Go, tell it on the Mountain".
Wegen der Lieder waren sie gekommen, die 25 Teilnehmer am Gospel-Workshop, doch sie mussten Geduld mitbringen."Die Atemübungen sind schon komisch", gab Verena Wolters zu, "aber man wird schön locker dabei." Die 17-jährige aus Hinsbeck wollte gerne "einfach mal in einem Chor singen", ausprobieren, ob das was für sie wäre: "Und ich muss sagen: Auf jeden Fall! Das macht echt Spaß.« Am meisten natürlich das Singen selbst.
"Ihr Frauen macht das gut!", lobte Markus Belmann. Doch wenn er lobte, kam meist ein "Aber" hinterher. So auch diesmal: "Aber ihr übertönt die Männer. Wir habenja nur die drei Tenöre!" Und drei für den Bass, darunter Tim Zanders. Er fühlte sich auch in der Minderheit wohl: "Kein Problem", meinte der 19jährige Tönisvorster. "Es ist toll, so was mal zu probieren und dann auch noch vor Publikum zu singen."
Eher schon ein Problem für Belmann: "Über die Hälfte hat Chorerfahrung; sie und die Ungeübten unter einen Hut zu bringen, ist recht schwierig." Er schaffte es, nahm jeden als Sänger emst. Und sorgte für gelöste, ja, freundschaftliche Stimmung: "Das klingt mir viel zu katholisch!", kritisierte er schon mal. Zu brav also: Lieber mal einen falschen Ton als zu vorsichtig!" Was am Sonntag besser klappte: Da waren die Nacken der Mädchen nicht mehr krumm, sondern die Hälse gereckt. Die Augen hingen an den Lippen des Chorleiters und schielten nicht mehr zu Nachbarin. Da kam "Swing low" mit Inbrunst und "Lay down" - mit Schwung.
So auch bei der Abendmesse in der voll besetzten Alten Kirche. Bei den letzten Liedern wurde mitgeklatscht - und immer wieder Beifall. Die Männerstimmen laut genug - kein Ton zu vorsichtig. Schöner Gesang, der sich da aus einem Zischen entwickelte.
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