WESTDEUTSCHE ZEITUNG

29. Juli 2004


"Musik im Kindergarten nützt dem Arbeitsmarkt"

Stadt Nettetal und Kreis Viersen verbuchen Erfolge mit Modellprojekt.
Zudem neue Dienststelle des Jugendamtes und offene Ganztagsschule für Lobberich.

Nettetal. Schuhe aus, barfuß rein in den Turnraum. Und was kleinen Kindern sonst kaum gelingt, das schaffen sie hier spielend leicht: Sie sind ganz still. Nur mit Mimik und Gesten animiert Musiklehrer Edgar Lucht die konzentrierten Kleinen zu ruhiger rhythmischer Bewegung, die sich steigert und in Tanz, später mit Gesang endet. "Mehr Prävention höhere Qualität der Kindergartenarbeit durch Musik und Bewegung", heißt das Modellprojekt im Kaldenkirchener Kindergarten Brigittenheim; Musiker kommen ins Haus, Erzieherinnen machen musische Fortbildungen. Leiterin Petra Hauser: "Kinder, Erzieherinnen und Eltern sind begeistert. Eine tolle Sache!"

So toll, dass die Stadt Nettetal und der Kreis Viersen gestern auf einer Pressekonferenz stolz verkündeten: Das Projekt werde von vier auf sieben Nettetaler Kindergärten ausgedehnt. Und die Stiftung Bertelsmann werde es ab September "bundesweit als wegweisend für bessere gesellschaftliche Entwicklung" vorstellen und fördern.

"Die Kinder sind sehr viel ruhiger und aufmerksamer geworden", zog Günther Alsdorf Bilanz. Der Leiter des Kreisjugendamtes machte eine verblüffend einfache Rechnung auf: Freude an Kreativität und Gemeinsinn bei Kindergartenkindern wirke sich auch auf schulische Leistungen und Noten aus; davon werde später der Arbeitsmarkt profitieren.


Begeistert vom Modellprojekt: Günther Alsdorf, Leiter des Kreisjugendamtes.

Derzeit gebe es schon bei der Einschulung "schwere körperliche und geistige Defizite bei einem Drittel aller Schüler". Schlechte Noten, Schulabbruch, Jugendarbeitslosigkeit und Drogenprobleme seien die Folgen. Das Musikprojekt, so Alsdorf, koste "gerade mal 10 000 Euro", während Jugendhilfe, Kinderheime und ambulante Jugendpflege fast sechs Millionen Euro pro Jahr verschlingen.

"Wir müssen zwar die Eltern auf ihre Verantwortung aufmerksam machen", mahnte Nettetals Bürgermeister Peter Ottmann, "aber wir können ihnen nicht alles aufbürden. So fangen wir manche Defizite schon in den Kindergärten auf." Trotzdem werde die Jugendarbeit nicht vernachlässigt im Gegenteil: Ab 1. Oktober wird es für den Westkreis eine neue Dienststelle des Kreisjugendamtes Nettetal hat kein eigenes Jugendamt im Gebäude der Sparkasse am Doerkesplatz geben. Die neue Zentrale ersetzt Stellen in Lobberich und Kaldenkirchen durch ein verbessertes Angebot auch bei der Erziehungsberatung nach einer gut verlaufenen Probephase -, bei Jugendberufsund Jugendgerichtshilfe.

Zudem werde es, so Beigeordneter Christian Wagner, "mehr Termine der ambulanten Jugendpflege vor Ort geben". Und das trotz gekürzter Landesmittel von 100 000 Euro für den Kreis: Zumindest noch für 2005 werden die Ausfälle aus Rücklagen ausgeglichen. "Alle Träger der Jugendarbeit bekommen Bescheid, dass es keine Kürzungen gibt." Noch einen Bescheid konnte Wagner vermelden: Das Land gab sein Okay zur offenen Ganztagsschule in Lobberich; Bau- und Betriebskosten werden gefördert: "Zum neuen Schuljahr können wir 50 Kinder aufnehmen; es liegen schon mehr Anmeldungen vor." Bevorzugt würden Kinder von allein Erziehenden und berufstätigen Eltern. Darunter werden einige sein, die schon allerhand Voraussetzungen durch die Musikförderung im Kindergarten mitbringen.

Donnerstag - 29.07.2004

Von Joachim Burghardt


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