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Nettetal ein Touristenparadies?

Familie Hänsch aus Langenfeld genießt Ferien auf dem Bauernhof. Doch die meisten Übernachtungsgäste kommen nicht zum Urlaub in die Seenstadt.

Nettetal. Eine stattliche Zahl: 120 000. So viele Gäste kommen jährlich nach Nettetal und übernachten in der Seenstadt. Die hat ja auch allerhand zu bieten, wuchert vor allem mit dem Pfund Natur bei Radfahrern, Wanderern und Familien: 25 Übernachtungsbetriebe, die meisten Ferienwohnungen und Pensionen, bieten Platz für Feriengäste. Familie Hänsch aus Langenfeld hat sich locken lassen, verbringt ihren Urlaub in der Ferienwohnung Kaffill in Leuth-Busch. Und erholt sich prächtig.

Der zweijährige Lukas ist kaum zu bändigen "Baby-Kuh!", ruft er. "Er will immer zu den Kälbern", lacht seine Mutter Susanne Hänsch. Sie und ihr Mann Michael, beide 40, machen eine Woche Ferien in Nettetal. Und warum ausgerechnet hier? "Empfehlung von Bekannten", erklärt Michael Hänsch kurz. "Und im Internet sah`s auch viel versprechend aus." Die kurze Anfahrt "nur knapp eine Stunde" und das "günstige Preis-Leistungs-Verhältnis" waren mit ausschlaggebend: Komfortabel die Wohnung, kostenlose Leihfahrräder, großer Garten, Spielgeräte für die Kinder. Und das alles für 45 Euro pro Tag.


Die Nettetal-Urlauber Susanne und
Michael Hänsch diskutieren mit
Mechtild Kaffill (r.) eine Route
für den nächsten Ausflug.

"Die Gegend hier hat ja allerhand zu bieten", meint Susanne Hänsch. Radtour zum De-Witt-See, mit dem Auto zum Mais-Labyrinth bei Kevelaer, mal ein Abstecher in die Niederlande: "Es gibt so viele Möglichkeiten." Und doch auch Kritik am Urlaub in Nettetal: Bei den vielen Ortsteilen, so Michael Hänsch, sei "die Beschilderung ziemlich unübersichtlich".

Hergefunden aber hat noch jeder. "Und die meisten sind begeistert von der Landschaft hier im Naturpark", erzählt Mechtild Kaffill. Ihre beiden Ferienwohnungen auf dem Bauernhof sind meist ausgebucht: "Wir haben etliche Stammgäste." Ob aus Sachsen, der Schweiz oder dem Saarland fast alle schrieben sie ins Gästebuch "Dankeschön" und "Auf Wiedersehen".

Ist also Nettetal eine neue Touristen-Hochburg? Beileibe nicht. "Dazu müsste auch der Naturpark mal mehr auf Urlaubsmöglichkeiten hinweisen", kritisiert Mechtild Kaffill. Allerdings werben auch nicht alle der 25 Beherbergungsbetriebe aktiv um Gäste, halten sich bedeckt, was die Zahl ihrer Übernachtungen anbelangt: "Nachher kommt das Finanzamt und prüft das nach . . ." Entlocken lässt sich einer immerhin, dass "einige junge Stammgäste" kommen, um von hier "täglich kurz nach Holland rüber zu fahren . . ."

So macht Kindern Urlaub auf dem Bauernhof
Spaß: Lukas Hänsch (hinten) und Kaffill-Enkel
Clemens, beide zwei Jahre alt, testen die diversen
Fahrzeuge. Auch das gehört zum Angebot der
Ferienwohnung der Familie Kaffill in Leuth-Busch.
(Fotos: Friedhelm Reimann)

Urlaub ist eben nicht der häufigste Grund für Übernachtungen in Nettetal: "Die meisten", weiß Klaus Jansen vom Haus am Rieth in Lobberich, "reisen an wegen Familienfeiern, aus beruflichen Gründen oder zu Sportveranstaltungen wie neulich zum Schachturnier."

Sportlich geht`s vor allem in Hinsbeck zu: "Die Hälfte der 120 000 Übernachtungen gehen aufs Konto der Jugendherberge und des Feriendorfs des Landessportbundes", relativiert James Wright von der für Tourismus zuständigen NetteAgentur die hohe Übernachtungszahl. "Echte Urlauber", meint er, "die kommen eher im Frühjahr und Herbst, außerhalb der Hochsaison." Das aber könne sich im nächsten Jahr ändern, hofft Wright, "wenn die Jugendherberge umgebaut ist und dann auch Familien aufnehmen kann".

Familien wie die Hänschs aus Langenfeld. "Es ist einfach schön hier", lobt Mutter Susanne und genießt das ausgiebige Frühstück auf der Terrasse. Bis Stadtkind Lukas wieder drängt: "Baby-Kuh!"

26.08.04

Von Joachim Burghardt


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