WESTDEUTSCHE ZEITUNG

27. August 2004


Nach langer Zeit erstmals wieder vereint

Die Holz-Figuren der siebten Fußfall-Station sind seit gestern wieder komplett. Der Erhalt der Eremitage ist dem VVV und der Straßengemeinschaft zu verdanken.

Lobberich. "Viele Bürger haben noch nie alle Figuren zusammen gesehen", kommentiert Anneliese Schuck den Moment, auf den sie, mit vielen anderen, lange gewartet hat. Gestern wurde an der letzten Kniefall-Station vor dem Feuerwehrgerätehaus wieder zusammen geführt, was zusammen gehört: Dem gekreuzigten Heiland stehen nun Johannes, Maria, Maria Magdalena und die beiden Franziskaner-Mönche Vinzens von Paul und Franziskus von Assisi zur Seite. "Ein Teil der Figuren lagerte jahrzehntelang im alten Rathaus", erzählt Werner Backes vom Verkehrsund Verschönerungs-Verein (VVV), "eine Schande." Weil die Stadt Nettetal eine Beteiligung an den Kosten abgelehnt hatte, habe man sich Vereinsintern Gedanken gemacht, wie man die arg mitgenommenen Holz-Figuren vor dem Zerfall retten könne.

Schließlich erklärte sich Edmund Suthor bereit, die Restaurierung zu finanzieren. "Ich bin als Kind täglich auf meinem Schulweg an der Eremitage vorbei gekommen", erinnert sich Suthor, "ich habe also immer eine enge Beziehung zu dem kleinen Gebäude gehabt, es ist mir ans Herz gewachsen." Drei Jahre dauerte die Restaurierung, die von der Firma Fuchs mit Sitz in Heilgenhaus durchgeführt wurde und insgesamt rund 25 000 Euro verschlungen hat. "Wir haben ganz bewusst darauf verzichtet, etwas hinzufügen zu lassen", betont Backes. Deshalb fehlt den beiden Mönchen nach wie vor jeweils ein Arm. Und, "vielleicht etwas prekär", der lederne Brustschutz der Maria Magdalena konnte nicht gerettet werden.

Um die Figuren im jetzigen Zustand erhalten zu können, sollen Glasscheiben vor Wind und Wetter schützen. Errichtet wurde die letzte Fußfall-Station im Jahr 1747 von Godtfried Hees, einem Franziskaner-Eremit, der sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Lobberich niedergelassen hatte. "Von den ursprünglich sieben Stationen sind leider nur zwei erhalten", bedauert Backes. 1794 drang die französische Revolutionsarmee in niederrheinische Gefilde vor. Nach einem Dekret von 1798 mussten alle öffentlichen Glaubens-Zeichen entfernt werden. Nur die beiden massiven Bauten blieben verschont.


Wieder komplett ist die Kreuzigungs-
Gruppe der Eremitage neben dem Lobbericher Feuerwehrgerätehaus. (Foto: Friedhelm Reimann)

Eine enge Beziehung zu der Eremitage pflegt auch die Straßengemeinschaft. Der verstorbene Toni Schuck hatte sich bereits vor Jahren der schmiedeeisernen Gitter angenommen. Seine Frau Anneliese kümmert sich um die Grün-Pflege und wird auch weiterhin für ein sauberes Erscheinungsbild sorgen. "Als nächstes wird sich unser Verein um die zweite erhaltene Station, die Hagelkreuz-Kapelle, kümmern", verspricht Backes.

27.08.04

Von Verena Schade


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