20. Januar:
Pfarrpatron: St. Sebastianus
Der Schutzpatron der Lobbericher Pfarrgemeinde ist der Märtyrer Sebastian.
Sebastian war der Legende nach unter dem christenverfolgenden Kaiser Diokletian
Hauptmann der Palastwache.
Sebastian, wurde als Christ zum Tod verurteilt, genas aber von den Verletzungen,
die ihm Bogenschützen mit Pfeil und Bogen beibrachten und trat erneut
vor den Kaiser, um seinen Glauben zu bekennen und zu verteidigen. Er wurde
sofort erschlagen.
Wir begehen das Patronatsfest in Lobberich jeweils am ersten Sonntag nach dem 20. Januar, dem Gedenktag des Heiligen.
Aus der Geschichte der Verehrung des Heiligen:
In einem liturgischen Kalender aus dem Jahre 354 taucht der Name Sebastianus erstmals unter den Märtyrern auf. Aus derselben Zeit stammt ein Kommentar in den Psalmen des heiligen Ambrosius, in denen das Martyrium Sebastians als Vorbild dargestellt wird. Er sei in Rom den Märtyrertod gestorben und in den Katakomben vor den Toren der Stadt begraben worden.
Dies sind die historisch gesicherten Erkenntnisse über Sebastian.
Alles andere ist Heiligenerzählung, oder eben Legende, die wir nicht bis in alle Einzelheiten auf ihren historischen Wahrheitsgehalt hin überprüfen können.
Dennoch: die Geschichte vom Leben, Leiden und Sterben des heiligen Sebastian hat einen wahren Kern und hat seine Verehrung durch die Jahrhunderte getragen.Über den Katakomben entsteht im 5. Jahrhundert eine Grabkirche für die Apostel, die "ecclesia Apostolorum". Unter Papst Sixtus III. (432-440) wird in der Nähe ein Petrus, Paulus und Sebastian geweihtes Kloster gegründet.
Sebastian wird zu einem der drei Schutzpatrone Roms.
Die Verehrung Sebastians beschränkt sich schon bald nicht nur auf seinen
Todesort, sondern läßt sich zur gleichen Zeit auch in Mailand
nachweisen, wo er der Legende nach aufgewachsen ist.
In Ravenna gibt es außerdem ein aus dem 6.Jahrhundert stammendes Mosaik
mit einer Darstellung des pfeildurchbohrten Sebastian. Seine "legendäre''
Immunität gegen die Pfeile führte auch dazu, daß Sebastian
einer der bedeutendsten Schutzheiligen gegen die Pest wurde. Er sei auch
gegen die Pfeile der Pest immun, war die zugrundeliegende Deutung.
Seine Verehrung verbreitete sich schnell über Italien hinaus.
Mehrere literarische Quellen schildern, wie die Sebastianusverehrung über
die Alpen gekommen ist:
Im Jahre 826 hat danach Abt Hilduinus von St.Medard im französischen
Soissons den Papst gebeten, einen Teil der Reliquien Sebastians nach dort
zu überführen. Papst Gregor IV. (827-844) habe daraufhin den Sebastians
Kopf in einen Schrein einfassen lassen und nach Soissons gegeben. Von hier
aus verbreiten sich Sebastianuspatrozinien über die Diözese Köln
kommend auch am Niederrhein. (...)
Im niederländischen Sprach- und Kulturraum hat Sebastian wie bei uns
vornehmlich als Patron von Bruderschaften eine wesentliche Rolle gespielt.
Dabei scheint hier neben der Rolle als Pestheiliger auch die Pfeil-Symbolik
wichtig gewesen zu sein. Sebastian galt als Heiliger der Bogenschützen,
die ihm selbst ja nach der Legende nichts hatten anhaben können. In
Antwerpen, Leuven, Mechelen und einigen Städten Brabants ist diese
Verbindung seit der zweiten Hälfte des 14.Jahrhunderts nachweisbar.
Damit gewinnt die Sebastianus-Verehrung weiter Verbreitung und eine neue
Facette.
Sebastian steht für mehrere Traditionen: für die Festigkeit im christlichen Glauben, den Schutz vor Pest und Krankheiten und die seit dem Mittelalter unter seinem Banner erfolgende Verteidigung von Stadt, Land und Glauben mit Pfeil und Bogen.
aus: 525 Jahre St. Sebastianus - Bruderschaft in Lobberich. Nettetal 1996, 5.