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Donnerstag, 23. September 2004


Noch weniger Wähler erwartet


Zahl der Briefwähler geben erste Indizien

Grenzland (th). Die Kommunalwahl findet erst am kommenden Sonntag statt, doch ihre Schatten wirft sie schon längst voraus: Zahlreiche Wähler haben ihre Stimme schon abgegeben. Sie haben die Möglichkeit der Briefwahl genutzt.

Die kann als erster Indikator angesehen werden, als Recheneinheit für die zu erwartende Wahlbeteiligung. Die Zahlen belegen, dass es mit Sicherheit zwar Wahlsieger, nicht aber Gewinner geben wird. Es zeichnet sich eine noch niedrigere Wahlbeteiligung als 1999 (etwa 54 Prozent) ab.

Die Wahlämter im Grenzland sprechen eine deutliche Sprache: Im Verhältnis zur Zahl der Wahlberechtigten ist die Zahl der abgegebenen Briefwahlunterlagen rückläufig - einzige Ausnahme im Umkreis ist Brüggen: Hier haben rund 20 Prozent mehr Bürger zum frankierten Umschlag gegriffen. Die Ausnahme kann erklärt werden: Kegeltouren, Vereinsausflüge stehen en masse an, die Brachter Kevelaer-Wallfahrt ist am Wahlwochenende.

Die Wahlbeteiligung scheint weiter zu sinken. "Das befürchten wir auch", kommentierte Prof. Frank Faulbaum, Sozialforscher an der Universität Duisburg-Essen: Allerdings ist das der einzige Trend, der Bundespolitik und Kommunalwahl verbindet."Die "große" Politik, so Faulbaum, spiele eine zu vernachlässigende Rolle: "Der Wähler unterscheidet ganz genau, das sagt unsere Studie eindeutig aus."So tauge die anstehende Wahl keinesfalls als Barometer für kommende Bundes- und Landtagswahlen, so der Empiriker.

Im Landesdurchschnitt", so der Hochschullehrer, "wird die Union wohl fünf Prozentpunkte verlieren, die SPD nochmal anderthalb. Das hohe Niveau von 1999 wird die CDU nicht halten können. Zuwächse hingegen könnten Grüne und Liberale verbuchen."

"Zu den freien Wählergruppen und Bürgermeisterkandidaten kann ich kaum etwas sagen", so Faulbaum, "hier kommt es darauf an, wie die ihr Potenzial jeweils vor Ort abrufen können."

Die Jung- und Erstwähler hat an der gleichen Uni das Projekt "NRW-Wahl" befragt. "Sie werden nur zur Hälfte zur Wahlurne gehen", vermutet Thorsten Faas: "Vielleicht, weil es den Parteien an Kreativität fehlt, diese Zielgruppe anzusprechen. Das gelingt anscheinend nur den Grünen mit einem peppigen Wahlkampf."


Obstverkauf und dritte Nettetaler Pflanzenbörse


Leckere Äpfel bietet der Naturschutzhof an.

Nettetal (dv). Schon jetzt weist Heinz Tüffers auf die dritte Nettetaler Planzenbörse hin, die am Sonntag, 3.Oktober, in der Zeit von 13 bis 17 Uhr, auf den Naturschutzhof Sassenfeld, stattfindet.

Allen Privatleute (keine Unternehmen) ist die Möglichkeit gegeben Stauden, Bäume, Sträucher oder andere Pflanzen zu tauschen, kaufen oder verkaufen. Unter dem Motto "von Privat für Privat" gibt es sicherlich eine bunte Auswahl an Herbstblumen und die Hobbyzüchter können sich für kleines Geld ihre Lieblingspflanze sichern.

Natürlich gibt es am Nabu-Stand Apfelsaft aus natürlichem Anbau, verschiedene Teesorten und Obst aus ungespritzten Hochstammwiesen.

Eingeladen sind alle Pflanzenfreunde am Naturschutzhof  "Am de Wittsee", Sassenfeld 200. Interessierte Händler können sich noch melden bei Heinz Tüffers, Telefon 02153/89374.

Bis dahin lohnt sich allerdings auch ein Besuch auf dem Hof, denn zurzeit verkaufen Heinz Tüffers und Heinz Maibaum die Früchte, die Helfer von den Streuobstwiesen geerntet haben. Ein Kilo Äpfel oder Birnen kostet 1 Euro, ein Kilo Fallobst (ideal zum Einkochen) nur 0,50 Euro.

Schilder an der Straße weisen auch auf den Verkauf hin.


Der Schmerz ist grün im Krankenhaus


Neues Palliativteam am Städtischen Krankenhaus will für unheilbar Kranke mehr tun, als nur das rein medizinische

Von Daniela Veugelers

Nettetal. In den vergangenen Jahren wurde die Behandlung von Tumorpatienten im Städtischen Krankenhaus im stationären als auch im ambulanten Bereich beständig erweitert. "Meine in diesem Jahr haben wir über 1.000 Chemotherapien durchgeführt. Dies bedeutet eine Steigerung innerhalb von drei Jahren von mehr als 50 Prozent", erläutert der Chefarzt Innere Medizin, Dr. Michael Pauw. Bei der Betreuung der Patienten ist eine optimale Diagnostik und modernste Therapieverfahren die Basis für den Behandlungs, erfolg. Bei apen Möglichkeiten der heutigen Medizin sind jedoch nicht alle Tumorerkrankungen heilbar. In diesen Fällen rückt die Palfiatimedizin in den Vordergrund.

Am Nettetaler Krankenhaus hat sich zu diesem Zweck ein Palliativteain gegründet, welches im wesentlichen unheilbar Kranke behandelt. Zum Konzept der Palliativmedizin gehört daher nicht nur die "Behandlung" im engeren Sinne. Das neue Team beinhaltet daher nicht nur ärztliches und pflegerisches Personal sondern auch Mitarbeiter aus den Bereichen Sozialdienst und Seelsorge.

Die Gruppe will künftig den Patienten nach palliativmedizinischen Gesichtspunkten behandeln, aber auch Perspektiven für die weitere Versorgung anbieten. Daher steht der Erhalt von Lebensqualität bei der Palliativmedizin (aus dem Lateinischen pallium = der Mantel) im Vordergrund. Konkret bedeute das die Wünsche, Ziele und das Befinden des Patienten in den Vordergrund zu stellen. Im konkreten Fall kann dies bedeuten, den Patienten von seiner Mundtrockenheit zu befreien damit er wieder richtig schlafen kann", erläutert Dr. Pauw.

Dem neuen Palliativteam des Städtischen
Krankenhauses gehören unter anderem (v.L)
Elsbeth Steinfort, Dr. Michael Pauw, Schwester
Gertrud Bollessen und Jochen Post an.

Ein weiterer neuer Schritt der Mediziner, unter der Leitung der Initiatorin Elsbeth Steinfort, ist die Einführung einer sogenannten "Schmerzkurve". Neben der Kontrolle der Vitaldaten wird mit einem grünem Stift die Schmerzkurve in die Krankenakte eingetragen. Dies erleichtert den behandelnden Ärzten eine Aussage über die Wirkung von Schmerzmitteln."Der Patient kann mit Hilfe einer Tabelle von null bis zehn jeden Tag neu bewerten wie seine Schmerzen sind. Daraus können wir als Ärzte ablesen wie ein bestimmtes Medikament bei einem Patienten anschlägt", so Steinfort.

In diesem Zusammenhang soll der Patient "seine" Schmerzdokumentation auch zu Hause fortführen. Mit Hilfe eines Krankenblattes kann der behandelnde Haus- oder Notarzt erkennen, welches Medikament bereits erfolgreich verabreicht wurden. Daher ist im Vorfeld eine enge Kooperation mit den Hausärzten erforderlich.

Dieser medizinische Aspekt ist allerdings nur ein Teil der Palliativmedizin. Ziel des multidisziplinären Team ist auch die Vernetzung mit ambulanten und ehrenamtlichen Hospizdiensten für eine lückenlose Weiterbetreuung der kranken Menschen zu Hause. Dabei sieht es das neue Team als sinnvoll an, wenn der Kontakt zu einer Hospizinitiative schon im Krankenhaus erfolgen kann. "Der Übergang zwischen den Aufenthalt zu Hause, im Krankenhaus oder in einem Hospiz soll viel sanfter als bisher vonstatten gehen", unterstreicht Assistenzarzt Jochen Post.

Die Idee zu einem Palliativteam am Nettetaler Krankenhaus wurde bei einer Fortbildung von Elsbeth Steinfort gelegt. Die Fachärztin für Innere Medizin und Psychotherapie besuchte einen Palliativ-Grundkurs in der Essener Tumorklinik. Begeistert von dem ganzheitlichen Ansatz Menschen mit unheilbarer Erkrankung den letzten Lebensweg so angenehm wie möglich zu gestalten, konnte sie schnell Mitstreiter finden, die künftig "ihren" Patienten den schweren Weg bis zum Tod ein wenig erleichtern wollen.

Mit einem Patientenseminar am Mittwoch, 29. September, 17 Uhr, möchte sich das neue Pallitativteam vorstellen. Themenschwerpunkte des Abend sind "Palliativmedizin als Lebensperspektive" und "Schmerztherapie: keine Angst vor Morphin".


Für Jugend an einem Strang ziehen


Nettetals offene Jugendeinrichtungen stellten ihre Arbeit vor / Politik soll retten, was zu retten ist

Von Danielo Veugelers

Grenzland. Unter dem Titel "Jugend braucht Zukunft" diskutierten am vergangenen Donnerstag die Leiter der vier Nettetaler Jugendheime ("Oase", "Arche", "Spielecafé" und Jugendheim Hinsbeck') sowie die Streetworkerin Marie-Luise Hellekamps die künftige Finanzierung der offenen Jugendarbeit im Kreis Viersen. Ein Thema, mit dem nicht nur die Nettetaler Jugendheime zu kämpfen haben.

Seit im vergangenen Jahr die Landesmittel und daher auch die Mittel des Kreises für die Jugendarbeit gekürzt wurden, machen sich die Einrichtungen Sorgen um ihre weitere Zukunft. Bisher teilen sich Land, Kreis und Stadt 75 Prozent der Kosten, die jeweiligen kirchlichen Träger finanzieren 25 Prozent. "Die Mittel werden immer weniger, die Arbeit dabei umso mehr", resümiert der Sprecher der kirchlichen Träger, Jürgen Boyxen. Mittlerweile müssen sich die Einrichtungsleiter neben ihrer pädagogischen Arbeit noch um Spendenbeschaffung für Sonderaktionen bemühen.

Ohne den Einsatz von ehrenamtlichen Helfern sei diese Arbeit kaum zu schaffen. Im vergangenen Jahr betreute die Arche in Lobberich 4.000 Jugendliche in Gruppen, der offenen Tür sowie Ferienfreizeiten mit nur einer Kraft", so Einrichtungsleiter Stephan Pläp.

Am vergangenen Donnerstag informierten die Leiter der vier Nettetaler
Jugendheime sowie die Streetworkerin die knapp 40 anwesenden Gäste Über ihr Aufgaben.

Den rund 40 anwesenden Gästen, darunter Politiker aus Kreis- und Landesebene, wurde anhand von zahlreichen Beispielen aus der Praxis die wichtige Arbeit der Jugendzentren aufgezeigt. "Die offene Jugendarbeit ist ein Freizeitangebot für Jugendliche innerhalb der Kirchen. Die Heime sind aber offen für alle Jugendlichen, da spielt die Trägerschaft überhaupt keine Rolle", so Dirk Engels, Einrichtungsleiter der Oase.

Alle Jugendlichen, die nicht durch die Arbeit der Jugendzentren erreicht werden, haben mit der Streetworkerin eine Möglichkeit "auf der Straße" oder im privaten Rahmen Hilfestellungen zu erhalten. Das Streetworkprojekt von Marie-Luise Hellekamps wird komplett aus öffentlicher Hand (Land, Kreis, Stadt Nettetal) finanziert, steht aber unter der Trägerschaft der katholischen Kirche.

Wir betreuen die Jugendlichen in allen Lebenslagen, sei es bei Problemen in der Schule, der Familie oder im Beruf. Wir sind eine wichtige Anlauf stelle für die Jugendlichen und bieten häufig einen Familienersatz", so Elisabeth Jongmanns vom Spielecafé in Kaldenkirchen. Sie unterstrich, dass insbesondere Jugendliche aus sozialen Brennpunkten auf die Einrichtungen angewiesen seien.

Zum Ende der knapp zweistündigen Diskussionsrunde, an der sich die eingeladenen Landtagsabgeordneten, Landratskandidaten und Politiker vor Ort beteiligten, versprachen alle, auf Kreis und Landesebene alles zu tun, was die Arbeit mit den Jugendlichen langfristig sichert. Denn was passiert, wenn die präventiven Maßnahmen nicht mehr stattfinde, wollte sich keiner so recht ausmalen.


Aus Kulturleben nicht mehr wegzudenken


Orchester am Werner-Jaeger Gymnasium feierte mit einem Jubiläumskonzert am Sonntag seinen 30. Geburtstag.

Von Inge von den Bruck

Nettetal. "Wir haben einen besonderen Anlass zur Freude", stellte Bürgermeister Peter Ottmann fest und gratulierte dem Orchester am Werner-Jaeger-Gymnasium zu seinem 30. Geburtstag. Traditionell eröffnet das Orchester die Spielzeit in der Werner-Jaeger-Halle, doch in diesem Jahr sollte es etwas Besonderes sein. Denn seit numehr 30 Jahren besteht das Orchester, 30 Jahre unter der Leitung von Albert Monod.

Bereits zur Einweihung der Werner-Jaeger-Halle im Jahre 1974 spielte das Orchester auf, seitdem ist es aus dem kulturellen Leben der Stadt Nettetal nicht mehr wegzudenken.

"Das Orchester ist zum Markenzeichen von Nettetal geworden und übermittelt die musikalische Botschaft der Stadt bis in weite Regionen Europas hinein", so Bürgermeister Peter Ottmann. Erst vor einigen Wochen war das Orchester zu Besuch beim Bischof von Elk, der polnischen Partnerstadt Nettetals, und erntete bei ihm sowie bei den Elker Bürgerinnen und Bürgern großen Respekt und Anerkennung. "Das Publikum in Elk war hingerissen", so Ottmann.

"Hingerissen" waren auch die Besucher des Konzertes in der Werner-Jaeger-Hafle am Sonntag. Die Marschmusik mit all seinen Facetten stand im Mittelpunkt des Musikreigens und viele Besucher waren gekommen, um den Geburtstag des Orchesters mit zu feiern.

Mit der Fanfare der Eurovision eröffnete das Orchester das Jubiläumsprogramm. Hildegard Granz führte durch das beschwingte Programm und gab zu den jeweiligen Musikstücken eine kleine Einfährung. Ob bei dem "wiegenden Gang der schwerbeladenen Kamele durch die Wüste" oder bei den "klappernden Holzbeinen der marschierenden Holzpuppen" oder bei der "Wanderschaft der Baby Elefanten", die Zuhörer waren begeistert von der Harmonie des Orchesters. Mit einem echten englischen Krönungsmarsch endete der erste Teil des Konzertes. Bei Anna (17) und Andrea (16) war die Nervosität in der Pause völlig verflogen. Beide spielen seit drei Jahren im Orchester und sind mit Leib und Seele dabei. Auch der 14-jährige Simon sowie der 13-jährige Fabian sitzen seit drei Jahren im Orchester am Schlagzeug und haben ebenfalls beim "Schulorchester" eine neue Herausforderung gefunden, die beiden sichtlich Spaß bereitet. Einmal wöchentlich trifft sich das Orchester zur Probe, für das Jubiläumskonzert wurden jedoch Extra-Proben "angeordnet.

Nach einem gelungenen Konzert zum 30-jahMen Jubikuun des Orchesters am Werner-Jaeger-Gymnasium
gab es nicht nur stehende Ovationen des Orchesters, sondern auch von Seiten des Publikums. Foto: Inge von den Bruck

Im zweiten Teil des Konzertes entführte Albert Monod und sein 40-köpfiges Orchester die Besucher in die spanische Stadt Sevilla, wo sie durch Melodien der Tänzerin Carmen die Zuhörer verzauberte. Nicht ohne noch zweimal den Taktstock als Zugabe zu schwingen, verabschiedete sich das Orchester von den Zuhörern.


Drei Künstler in der Werner-Jaeger-Halle


Foto: Susanne Zehner

Noch bis zum 17 Oktober beherbergt das Foyer der Werner-Jaeger-Halle in Lobberich eine Ausstelhmg der besonderen Art.

Ausgestellt sind Werke von drei Künstlern, die sich auf sehr unterschiedliche Weise der Kunst genähert haben. Zur Eröffung stellten sich Rainer Bergmann Rave (l.) und Ditmar Schädel vor den Bildem des erkrankten Jan van Sande dem Fotografen.

Die Ausstellung kann mittwochs, samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr in der Werner-Jaeger-Halle, An den Sportplätzen 7 in Nettetal-Lobberich besucht werden.


Mundartdichter Kamps übergab den "Polfaden"


22 Zeitungen des Girmes-Mitteilungsblattes an das Textilmuseum "Die Scheune" übergeben

Von Deniela Veugelers

Nettetal. Die Samtindustrie hat die Oedter Girmes-Werke in der ganzen Welt bekannt gemacht.

Aus dieser Sichtweise ist es nicht verwunderlich, dass das Unternehmen seine firmeneigene Zeitung"Polfaden" nannte. "Der Polfaden ist derenige Faden, der das Samt ausmacht", erläutert Matthias Kamps fachkundig. Vor kurzem entschloss sich der Lobbericher Mundartdichter, die über die Jahre gut gehüteten 22 Ausgaben der "Girmes-Zeitung" an das Textilmuseum "Die Scheune" zu überreichen.

"Die Hefte gerade in dieser Zeit an die Scheune zu übergeben, mag für viele sehr schmerzhaft sein, aber es zeigt, dass Girmes einmal ganz groß war. Und das Textilmuseum kann mit den Heften das Andenken von Girmes ein Stück weit bewahren", erläutert Kamps. Bis heute gibt es in Oedt sogar eine Straße die "Am PolfadeW' heißt. Die Zeitung diente als Mitteilungsblatt der Girmes-Werke Oedt, Grefrath und Lobberich und erschien in der ersten Ausgabe im Juni 1945.

Themen des Heftes waren unter anderem Betriebsjubiläen mit Fotos, Berichte der Gesellschafter, Verbesserungsvorschläge aus dem Betrieb und vieles mehr. Kamps selber erhielt damals einen Preis von der Betriebsführung für seine Anregung zur "Polfaderrwächterung". In den späteren Ausgaben wurden in großen Reportagen die einzelnen Arbeitsplätze der Samt- und Plüschweber erläutert. Besonders für diesen Aspekt interessiert sich Textilingenieur und "Scheunenvater" Walter Tillmann. Er will in den kommenden Monaten die Hefte auf textilhistorische Themen durcharbeiten und katalogisieren, um sie dann in seiner über 1.000 Titel große Bibliothek einzugliedern. "Diese Bibliothek befindet sich zwar in meinem Haus in Viersen, steht aber jedem Interessierten zur Verfügung", so der fachkundige Textil-Liebhaber.

Über 22 Ausgaben der Girmes-Werkzeitung "Der Polfaden" freute sich vor kurzem Textilingenieur Walter Tillmann (r) und der Leiter der NetteAgentur Dietmar Sagel, für das Textilmuseum "Die Scheune" Die Hefte waren bisher un Besitz des ehemaligen Samtwebers Matthias Kamps (Mitte). Foto: Daniela Veugelers

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Firma veränderte sich auch das Format des Heftes und auf dem Titelblatt wurden die neuesten Modekreationen mit Girmes-Stoff abgedruckt. Tillmann, der zeitlebens mit einer Aktie am Unternehmen beteiligt war, erinnert sich noch heute an die Jahreshauptversammlungen mit anschließender Modenschau.

"Kurz vor der Versammlung wurden die schönsten Mädchen und Damen aus dem Betrieb gesucht, um die neuesten Kreationen vorzutragen", erinnert sich Kamps. Vor allem der Afrika-Samt erregte dabei große Aufmerksamkeit. Im. Jahre 1961 wurde vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen der "Polfaden" eingestellt.

Tillmann würde sich freuen, wenn noch andere Nettetaler in ihren Kellern und Dachböden nach Erinnerungen an die heimische Textilindustrie suchen und diese an die Stiftung "Die Scheune" spenden würden. Kontakt unter Telefon 02153/9588-0.


Wegbereiter für unser heutiges Europa


50 Jahre Landsmannschaft Schlesien / Ortsgruppe Lobberich feierte Jubiläum im Seerosensaal

Lobberich. "Die besondere Leistung der Heimatvertriebenen lässt sich nicht nur an konkreten örtlichen Gegebenheiten festmachen. Schon sehr fräh haben sich die Heimatvertriebenen zum Gewaltverzicht bekannt. Mit diesem Bekenntnis waren sie Wegbereiter für unser heutiges Europa. Sie haben erkannt, dass es eine friedliche Zukunft in Europa nur durch gegenseitige Versöhnung und nicht Vergeltung geben kann", unterstrich Bürgermeister Peter Ottmann.

Eindrucksvoller hätten die Organisatoren des 50-jährigen Jubiläums der Landsmannschaft der Schlesier am Samstag ihre Integration nicht demonstrieren können: An der Wand hingen die historischen schlesischen Trachten, zudem waren Bilder aus der alten Heimat ausgestellt.

Walter Nehrig, Gründer und seit 50 Jahren Vorsitzender der Ortsgruppe Lobberich, erinnerte bei der Kranzniederlegung am Samstagmorgen auf dem Friedhof in Lobberieb an die vielen während der Vertreibung Verstorbenen, aber auch an jene, die ihre letzte Ruhe in der neuen Heimat gefunden haben. Besonders begrüßte er Konsistorialrat Pfarrer Tadeusz Krause (68 Jahre), der seit einigen Monaten als Subsidiar in der Kaplanei Lobberich wohnt. Er stammt aus Danzig und verlor beim Einmarsch der roten Armee seine Eltern. Als Ehrengäste begrüßte er Bürgermeister Peter Ottmann, den Landtagsabgeordneten Christian Weisbrich, Nettetals Ersten Beigeordneten Christian Wagner und Ortsvorsteher Harald Post.

Nehrig verlas den Tagesbefehl eines polnischen Abschnittskommandanten:
"Morgen zwischen 6 und 14 Uhr ist die Umsiedlung der deutschen Bevölkerung. Jeder Deutsche hat maximal 20 Kilo Reisegepäck, keine Transportmittel, keine Pferde, keine Ochsen, keine Kühe. Alle Wohnungen haben offen zu bleiben. Die Schlüssel sind nach außen auf die Haustürschlösser zu stecken."

Weisbrich, selbst als Kleinkind aus Oberschlesien vertrieben, resümierte: "Was geschehen ist, das ist geschehen. Das darf sich nicht wiederholen." Bürgermeister Ottmann lobte: "Die Landsmannschaft Schlesien hat in den schweren Nachkriegszeiten dazu beigetrauen dass die vertriebenen Menschen nach den schrecklichen Ereignissen des Krieges, der Vertreibung und persönlichen Entwurzelung hier bei uns eine neue Heimat fanden."

Natürlich gab es bei der Jubiläumsfeier der Landsmannschaft Schlesien auch Ehrungen. Martha Hein wurde als Mitgründerin mit der goldenen Schlesier-Medaille ausgezeichnet. Außerdem wurden Kathrienchen Nehrig, Cilly Boos und Walter Nehrig geehrt. Letzterer gründete schon 1948 die Interessengemeinschaft der Heimatvertriebenen in Lobberich und 1954 die Ortsgruppe Lobberich der Landsmannscha Schlesien, deren Vorsitzende er seit 50 Jahren ununterbro eben ist. Von Anfang an hab er sich für die Integratio der Heimatvertriebenen ein gesetzt. Manfred Scholz, Mitorganisator des Jubiläumsfestes, hob die Verdienste von Walter Nehrig hervor.

Zum 50-Jahrigen Jubiläum der Landsmannschaft Schlesien stellten sich zum Gruppenbild mit Damen (von links) Cilly Boos, Willi Eulenpesch, der Vorsitzende Walter Nehrig, seine Frau Katharina, Mitgründern Martha Hein und Manfred Scholz, Mitorganisator des Festes
Foto: Susanne Zehner


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