Ermittlungen gegen
Pfarrer Kerkhoff - ein Pressespiegel
Bitte um Verständnis - ich habe die Übersicht der Berichterstattung über Pfr. Kerkhoff entfernt.
Die sehr umfangreich gewordene Sammlung der Berichte über Vorwürfe sexuellen Missbrauchs wurde in der Öffentlichkeit des Internets leider als Beleg der "Zustände in der christlichen Welt" missbraucht. (Herzlichen Dank für den Hinweis!).
Zusammenfassung:
Georg Kerkhoff verließ Lobberich 2006, ab 2009 wurden Vorwürfe
gegen ihn öffentlich, die sich auch auf die Lobbericher Zeit bezogen, 2015 kam es zu einer Verurteilung zu sechs Jahren Haft wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in acht
Fällen, sexuellen Missbrauchs von Kindern in 13 Fällen und schweren
sexuellen Missbrauchs von Kindern in vier Fällen.
(Quelle: Rheinische Post).
Die Kirche reagierte auf das Urteil mit der Entlassung aus dem Klerikerstand
(Juni 2016).
Die eigenen Erfahrungen mit einem Pfarrer werden nun ergänzt um Fakten,
die das Gericht ermittelt hat: "Der Geistliche hatte sein damals elfjähriges Patenkind teilweise schwer sexuell missbraucht und auch an dem achtjährigen Bruder des Jungen sexuelle Handlungen vorgenommen"
(Quelle: Rheinische Post).
Es kamen schon bei den ersten Vorwürfen Fragen auf, wie: "Ist bei uns
etwas vorgefallen, das wir hätten wissen müssen?", "Hätten
wir genauer nachfragen müssen?" Beides wird Verantwortlichen in Bistum
und Gemeinde mehr oder weniger deutlich vorgehalten. - Darunter leider auch
von Menschen, die ihr Urteil scheinbar bereits bei Bekanntwerden der
ersten Vorwürfe gefasst hatten, und die Überzeugung vertreten,
dass es Hinweise in der Gemeinde gegeben haben muss. Als Beleg reicht manchen Leuten schon die Tatsache eines guten
Verhältnisses des Pfarrers zur Messdienerschaft.
Würde aber alles, was von diesen Menschen als Hinweis auf
bösartiges Handeln beargwöhnt wird, auch wirklich bösartig
sein, so stünde wohl jeder mit Kontakt zu Minderjährigen und Kindern
(ob Priester, Trainer oder Lehrer), mit einem Bein im Gefängnis.
Schon, wenn Andeutungen die Runde machen, dürfte das berufliche Weiterkommen
eines Mannes im Erziehungssektor gefährdet sein. Männer aber, die
bereit wären, sich in Kindergärten und Grundschulen diesem
zusätzlichen Risiko auszusetzen, gibt es schon jetzt zu wenig.
Um es Leuten aus der Meinungsblase: "kath. Kirche = Missbrauch" nicht zu einfach zu machen, verlege ich den Standort dieser Übersicht hin und wieder, so dass Links aus "sozialen" Medien unbrauchbar werden. Wer sich darüber informieren will, was unsere Gemeinde bewegt hat, ist herzlich willkommen und er wird die Übersicht auf den Seiten mit Hintergründen zur Gemeinde auch weiter finden.
Im Rahmen der Berichterstattung über das Gerichtsverfahren war zu lesen, dass selbst die Eltern der betroffenen Kinder zur Zeit der Vorfälle nicht "die Spur eines Zweifels" an der Integrität des Pfarrers hatten (WZ - Bericht). Die Verantwortlichen der Gemeinden in Lobberich und Hinsbeck soll man bitte nicht vor höhere Ansprüche stellen. Wie die Eltern leben auch wir schwer mit der Frage, ob wir Unheil hätten vermeiden können.
Es war und wird auch immer schwer sein, das Richtige zu tun, wenn man zwischen zwei hohen Gütern abwägen muss.
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Es darf nicht gelten: "schuldig-bei-Verdacht - wobei dann für Einige schon pauschal "schuldig" gilt, wenn der Beschuldigte einem bestimmten Geschlecht, einem bestimmten (Priester-)Stand, der katholischen Kirche angehört oder eine bestimmten sexuellen Orientierung hat".
Auch schwule katholische Priester können feine Kerle sein! -
Genausowenig darf aber die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht, einem bestimmten (Priester-)Stand, der katholischen Kirche oder bei einer bestimmten sexueller Orientierung als entlastend gelten, etwa weil "nicht-sein-kann-was-nicht-sein-darf": Auch heterosexuelle anglikanische Priesterinnen können kriminell werden!
Kein Schlussstrich:
Es wurde jetzt Recht gesprochen, die Tatsachen sind damit von unabhängiger Seite ermittelt und bewertet. Das Bistum Aachen saß dabei nicht auf der Anklagebank. Es hat die Umstände um Vertuschungen von externer Seite begutachten lassen; dieser Fall wird in diesem Gutachten vom November 2020 auch aufgeführt. Dass es auch neben persönlichen auch systemische Ursachen für Defizite ("zumindest problematisches Selbst- und Gruppenverständnis befördernde Sicht (der Kleriker) auf den eigenen Stand") gibt, stellt des Gutachten der Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl München auf 15 Seiten fest. Es empfielt u.a. eine "kritische Reflexion des priesterlichen Selbstverständnisses" und die "Stärkung der Rolle der Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen". Dem ist nichts hinzuzufügen:
Jegliche Strukturen von Macht gehören kontrolliert - Die Gewaltenteilung ist eine Lehre aus dem Nationalsozialismus, die in Deutschland selbstverständlich sein sollte. Machtstrukturen gehören regelmäßig auf den Prüfstand. Das bedeutet einen hohen Nachholbedarf für eine Gemeinschaft, die sich anmaßt, sich selbst kontrollierende Top-Down-Strukturen als "hier-archisch" (heilige Herrschaft) zu bezeichnen. Es gilt nicht nur als barmherziger Samariter dem zu helfen, der unter die Räuber gefallen ist - es gilt auch, die Ursachen der Räuberei zu bekämpfen!
Ebenso aber gilt das Gesagte für jede
Sensationslüsternheit und den damit verbundenen leichtfertigen Umgang mit Neuigkeiten
und Vorwürfen, die - einmal in der Öffentlichkeit - auch einem
unschuldig Beschuldigten ein Leben lang anhaften werden.
Und damit nochmals
ein Gruß in die o.g. Meinungsblase.
Ralf Schmeink
(im Vorstand des Pfarrgemeinderates zur Zeit Kerkhoffs)