Die Geschichte
der ROKAL-TT Modelleisenbahn

von Manfred Albersmann
ständig aktualisierte Online-Version des Buches

Eine neue Lok Generation

Titel des Buches

Obwohl die Lok BR 03.10 (2'C'1) aus dem Jahre 1952 schon ein attraktives Modell gewesen war, gab ihr ROKAL 1961 den letzten Schliff und bot dabei einige Künste in der Herstellung von Metallgehäusen auf. Die BR 03.10 wurde mit dem Zahnradgetriebe versehen und erhielt die Artikel-Nr. B 1031. Natürlich gab es auch zu jener Zeit schon "Nietenzähler", die über die angespritzten Leitungen und die entweder gar nicht vorhandene oder zu grobe Beschriftung die Nase rümpften. Dennoch: Die 03.10 ist heute noch ein schönes Modell. Sie ist fein detailliert, fährt gut, die Proportionen entsprechen einer 03.10 vor der Neubekesselung ohne wesentliche Abstriche. Gegenüber den Plastikschönheiten der Neuzeit hat die ROKAL 03.10 den Vorzug eines typischen Metall-Eindrucks des Lokgehäuses. Das Tendergehäuse entstand später (1964 und 1969) aus Kunststoff.

Gegenüberstellung
Eine interessante Gegenüberstellung: links die bisherige BR 03, rechts die jetzige verbesserte Ausführung.
Man beachte das Gehäuse, die Dome, die Steuerung und die Beschriftung!

Im Zuge dieser Maßnahme wurden verbessert: verfeinertes Gehäuse mit richtiger Domausführung, feinere Räder, zierlichere Heusinger-Steuerung, Dreilicht-Spitzensignal vorn nebst Beschriftung.

BR03

Darüber hinaus bekam die bereits bekannte E 10 und die Güterzuglok E 40 auch den neuen Motor (wobei auch der Preis von bisher 52 DM auf 46 DM reduziert wurde).

Weitere Neuheiten des Jahres 1961 waren eine sehr gut gelungene Dampflokomotive der Baureihe 24 - ebenfalls ein für fast jeden Hersteller obligatorisches Modell - und eine verbesserte V 200. Die "24" war schon von vornherein qualitativ besser und ließ "nichts zu wünschen übrig". Die "1'C" mit dreiachsigem Tender aus Metalldruckguss, schwarz-rot lackiert mit Beleuchtung über drei Flutlichtscheinwerfer mit Heusinger-Steuerung war schon ein "Schmuckstück".

BR24
Sehr gut gelungen und fein detalliert: das Modell der BR 24

Der Personenwagenpark wurde ergänzt durch einen dreiachsigen Abteilwagen (D 1231) der BR C3 (ehemaliger Personen-Nahverkehrs-Wagen). Mit der Serie der neuen 4-achsigen Kesselwagen in den Firmenfarben SHELL, ARAL und ESSO waren die ROKAL-Freunde nun in der Lage, imposant wirkende, lange Kesselwagenzüge zu bilden.

Shell
G 304
Aral
G 305

 

Esso
G 306
D1231
D 1231

Auch die V 200 (B 1014) wurde in diesem Jahr auf Zahnradgetriebe umgestellt und erhielt die neue Artikel-Nr. B 1032.

V200 (B1032)
Diesel-Lokomotive V 200 (B 1032)

E10
Güterzuglok E 40 (B 1030)

Die Messeüberraschung des Jahres 1961 wurde jedoch das neue Modellgleis, das als "K-Gleismaterial" eingeführt wurde. Das Gleis wurde in "F.-Lizenz" hergestellt. Der Gleisunterbau war aus schlagfestem Polystyrol, während bei dem bisherigen P-Gleismaterial Hartpappe verwendet wurde. Statt imitierter Holzschwellen sind jetzt - wohl erstmalig und einmalig - Betonschwellen nachgebildet, wodurch gleichzeitig erreicht wurde, dass die Gleishöhe nunmehr mit den Weichen übereinstimmt (was beim P-Material leider nicht der Fall war). Die Profile waren verstärkt worden und bestehen nach wie vor aus nickelplattiertem Blech.

K-Gleismaterial

Die ROKAL-Tischbahn "boy" wurde mit dem Fahrgerät N 9002 betrieben. Diese Kombination von Trafo und Regler (0,3 A) war einzeln nicht erhältlich und wurde von der renomierten Firma Titan geliefert.

Zugpackung "boy"
Zupackung "boy" mit neuem Fahrgerät N 9002 (Trafo und Regler kombiniert)

1962 gab ROKAL ein neues Gleisplanheft heraus, in dem einige Beispiele für den Ausbau der Modellbahn gezeigt wurden. Angefangen mit dem Gleisbild mit einer Kombination von zwei Gleisovalen und einer Kreuzung bis hin zu einer Gleisanlage mit Kehrschleife, Rangier- und Abstellgleis und zwei Lichtsignal-Sperren für Zweizugbetrieb waren alle Möglichkeiten beschrieben, die das Herz des Modellbahn-Bauers höher schlagen ließen. Selbst Vierzug-Wechselbetrieb war ohne weiteres möglich. Darüber hinaus enthielt das Gleisplanheft Schaltbilder des Fahrpultes 00051, der Stromstoßweiche 00181 und 00182, das Schaltbild für zwei Flügelsignale ohne bzw. mit Zugbeeinflussung und die verschiedenen Möglichkeiten für den Bau einer Blockstelle.

Die Fachhändler erhielten klare Anweisungen, wie sich ROKAL eine wirkungsvolle Werbung vorstellte. Besonderer Wert wurde auf einen automatischen, abwechslungsreichen Fahrbetrieb im Schaufenster oder im Verkaufsraum gelegt. Hierzu wurde seitens ROKAL die Schauanlage S 880 entworfen, die auf einer Fläche von 148 x 98 cm diesen Ansprüchen genügte. Der Handel konnte diese Anlage fertig montiert bei ROKAL bestellen. Der Preis für die Musteranlage betrug stolze 225,- DM Netto ohne Fracht und Verpackung.

Rundbrief

Rundbrief zur Musteranlage S 880 vom April 1961

Nachbau Musteranlage
Nachbau der Musteranlage auf der ROKAL-Ausstellung 2008

Zusätzlich gab es für die Fachhändler zahlreiches Informationsmaterial, Preis- und Bestelllisten und spezielle Kataloge. Daneben gab es zahlreiche Aufsteller und Dioramen, auf denen für die ROKAL-Modellbahn oder für einzelne Modelle geworben wurde.

Für den Kunden lagen an der Theke im Laden Neuheitenblätter und der aktuelle ROKAL-Katalog aus.

KleinElektrobahn
stets gute Fahrt

 

Aufsteller
Plakette

Der heute so beliebte Aufsteller ROKAL in verschiedenen Größen wurde nicht an Spielwarenläden sondern an den Sanitärhandel ausgegeben und hat eigentlich nichts mit der Modellbahn zu tun. Trotzdem ist er ein schönes Sammlerstück für die Vitrine.

ROKAL - Schriftzug

"Was auch immer Sie im Einzelnen für Ihre ROKAL-Modellbahnanlage kaufen - ob eine Lok, einen Wagen, ein Signal, eine Weiche oder ein Kabel - alles ist sehr genau geprüft worden, bevor es unser Werk verlassen hat. … Eine ROKAL-Modellbahn funktioniert!"

So konnte man es in den Katalogen nachlesen. Und sollte doch mal eine Reparatur notwendig geworden sein, konnte man das Modell einschicken. Wie die nachfolgende Rechnung aus dem Jahr 1958 zeigt, konnte man für 6,32 DM eine Lok komplett überholen lassen.

Rechnung

Reperatur-Rechnung eines Lok-Modells B 1002 und eines Signals SL 603 vom 3.7.1958

Es konnte aber auch passieren, dass ein Modell nicht mehr repariert werden konnte, sei es durch extreme Beschädigung oder Mangel an Ersatzteilen. In diesem Fall erhielt der Kunde gegen einen geringen Aufpreis ein vergleichbares Ersatzmodell. So wurden in den 1960er Jahren oftmals Modelle der Baureihe 24 (01164) als Ersatz für die Baureihe 71 (B1002) und der Schienenbus VT 95/ VS 98 (01163) anstelle des VT 12.5 (B1005-08) an die Kunden zurück geschickt. Es gibt heute noch ROKAL-Modellbahner, die mittlerweile über einen solchen Austausch ihrer Modelle in den 1960er Jahren weit weniger glücklich sind, als sie es damals waren.


TT-mini Inhaltsverzeichnis

zurück: TT-mini die technisch erfolgreichen Jahre

Weiter: TT-mini Mitarbeiter der Eisenbahnabteilung


Link Fa. ROKAL

Link Rokalfreunde Lobberich